Im Zeichen des Zorro
meine Befehle aus.«
»Mein geliebtes Weib,
eingesperrt wie eine gewöhnliche Indianerin! Und unter einer solchen
Anklage! Was habt Ihr mit ihr vor, Sargento?«
»Sie kommt in den cárcel.«
»Meine Frau an diesem
stinkenden Ort? Gibt es denn gar keine Gerechtigkeit mehr in diesem Land?
Sie ist eine zarte Frau von edlem Geblüt …«
»Genug jetzt, Senor.
Befehl ist Befehl, und den werde ich ausführen, wie es mir
aufgetragen wurde. Ich bin Soldat, ich gehorche.«
Jetzt kam Dona Catalina auf
die Veranda gelaufen, denn sie hatte alles mitangehört. Ihr Gesicht
war fahl, aber es lag Stolz darin. Sie fürchtete, Don Carlos könne
die Soldaten angreifen, und sie hatte Angst, er würde verwundet oder
gar getötet werden, wenn er das täte. Ihr war klar, dass es in
jedem Fall die Anklagepunkte gegen ihn zumindest verdoppeln würde.
»Du hast es gehört?«,
fragte Don Carlos.
»Ich habe es gehört,
esposo mio. Es ist nicht mehr als eine weitere Schikane. Ich besitze zu
viel Stolz, um mit diesen gemeinen Soldaten, die nur ihre Befehle ausführen,
darüber zu diskutieren. Ein Pulido, mein Gemahl, kann man immer sein,
selbst in einem stinkenden cárcel.«
»Aber die Schande!«,
rief Don Carlos. »Was hat das alles zu bedeuten? Wo soll das alles
enden? Und unsere Tochter wird hier ganz allein unter den Dienstboten zurückbleiben.
Wir haben keine Verwandten, keine Freunde …«
»Eure Tochter heißt
Senorita Lolita Pulido?«, erkundigte sich der Feldwebel. »Dann
grämt Euch nicht, Senor, denn Ihr werdet nicht getrennt werden. Ich
habe auch Befehl, Eure Tochter zu verhaften.«
»Welche Anklage?«
»Dieselbe, Senor.«
»Und ihr wollt sie in -«
»In den cárcel
bringen.«
»Ein hochgeborenes,
unschuldiges, zierliches Mädchen?«
»Ich habe meine
Befehle, Senor«, erwiderte der Feldwebel.
»Mögen die
Heiligen den, der sie ausgegeben hat, zur Hölle schicken!«,
rief Don Carlos. »Man hat mir meine Güter und mein Land
genommen. Man hat mich und die meinen mit Schande überhäuft.
Aber, den Heiligen sei Dank, unseren Stolz, den werden sie niemals
brechen!«
Und dann hob Don Carlos den
Kopf, und seine Augen funkelten, als er seine Frau am Arm nahm und sich
umdrehte, um ins Haus zu gehen, den Feldwebel immer auf den Fersen. Er
überbrachte Senorita Lolita die Neuigkeiten. Sie stand einen Moment
wie vom Schlag getroffen da, bevor sie in einen Strom von Tränen
ausbrach. Doch dann besann sie sich des Stolzes der Pulido, und sie
trocknete die Augen und zeigte dem dicken Feldwebel die vor Hohn gekräuselten
Lippen.
Diener ließen die
carreta vorfahren, Don Carlos, seine Frau und seine Tochter stiegen ein,
und die Schandfahrt ins Dorf begann.
Und mochten ihre Herzen vor
Kummer schier zerbersten, keiner der Pulido ließ etwas davon nach außen
dringen. Sie trugen die Häupter hoch erhoben, blickten unverwandt
geradeaus und gaben vor, die geflüsterten Schmähungen der
Soldaten nicht zu hören.
Sie kamen an Menschen vorbei,
die von den Kavalleristen von der Straße gedrängt wurden und
die erstaunt auf die Insassen der carreta blickten, aber sie sagten
nichts. Einige sahen betrübt zu, andere grinsten über ihr Elend,
je nachdem, ob die Vorüberkommenden Parteigänger des Gouverneurs
oder jene anständigen Menschen waren, denen jede Ungerechtigkeit
verhasst ist.
Und so kamen sie schließlich
nach Reina de los Angeles, wo neuerliche Beleidigungen auf sie warteten.
Denn Seine Exzellenz hatte beschlossen, die Pulido bis in den Staub zu
erniedrigen. Er hatte einige seiner Männer ausgesandt, die Nachricht
über das Ereignis zu verbreiten und den Indianern und Tagelöhnern
Goldstücke zu geben, wenn sie die Gefangenen bei ihrer Ankunft mit
Hohn und Spott empfingen. Denn der Gouverneur wollte, dass auch anderen
edlen Familien eine Lektion erteilt würde, für den Fall, dass
sie vorhätten, sich von ihm abzuwenden. Auch wollte er den Anschein
erwecken, die Pulido würden von allen Ständen gleichermaßen
gehasst.
Am Rand der Plaza wurden sie
vom Mob empfangen. Es folgten grausame Späße und Witze,
darunter auch solche, von denen die Ohren einer jeden unschuldigen
Senorita verschont bleiben sollten. Don Carlos' Gesicht war rot vor Zorn,
Tränen standen in Dona Catalinas Augen, und die Lippen der Senorita
bebten. Aber dies waren die einzigen Anzeichen, dass sie etwas wahrnahmen.
Die Fahrt um die
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