Im Zeichen des Zorro
Konversation, dann verabschiedete sich Don Diego, denn es
warteten noch andere Männer auf eine Audienz beim Gouverneur. Nachdem
er das Dienstzimmer verlassen hatte, schaute der Gouverneur mit einem Lächeln
zu Capitán Ramón hinüber.
»Ihr hattet recht,
Kommandant«, sagte er. »So ein Mann kann kein Verräter
sein. Schon einen verräterischen Gedanken zu hegen würde ihn
überanstrengen. Was für ein Mann! Bestimmt treibt er seinen
Vater, diesen alten Berserker, irgendwann in den Wahnsinn.«
Don Diego stieg langsam den Hügel
hinab, grüßte im Vorübergehen, wem er begegnete, und blieb
erneut stehen, um die Blumen, die am
Wegrand blühten, zu betrachten. An der Ecke der Plaza traf er einen
jungen caballero, der sich glücklich schätzte, ihn Freund nennen
zu dürfen, einen aus der kleinen Gruppe Männer, die die Nacht
auf Don Alejandros Hacienda verbracht hatten.
»Ha, Don Diego! Einen
schönen Tag wünsche ich!«, rief er. Und dann senkte er die
Stimme und trat näher. »Hat Euch vielleicht der Mann, den wir
den Anführer unseres Bundes der Rächer nennen, zufällig
heute eine Botschaft zukommen lassen?«
»Beim Strahlen des
blauen Himmels - nein!«, sagte Don Diego. »Warum sollte er?«
»Wegen dieser
Pulido-Sache. Es ist eine Schande. Ein paar von uns haben sich gefragt, ob
nicht unser Anführer vorhat, etwas zu unternehmen. Wir hatten eine
Botschaft erwartet.«
»Im Namen der Heiligen!
Ach, ich fürchte nicht«, sagte Don Diego. »Ich könnte
heute Nacht bestimmt kein Abenteuer ertragen. Ich - äh - mein Kopf
schmerzt, und ich fürchte, es ist ein Fieber im Anzug. Ich werde
deswegen noch den Apotheker aufsuchen müssen. Außerdem laufen
mir kalte Schauer den Rücken hinauf und hinunter. Das ist doch ein
Symptom, oder? Während der Siesta hatte ich mit einem Schmerz zu kämpfen,
im linken Bein, gleich über dem Knie. Es muss am Wetter liegen.«
»Wir wollen nur hoffen,
dass es nichts Ernstes ist.« Sein Freund lachte und lief eilig
über die Plaza.
30
DAS ZEICHEN DES FUCHSES
Am selben Abend, eine Stunde
nach Einbruch der Dunkelheit, überbrachte ein atemloser Indianer
einem der caballeros die Botschaft, ein Herr wünsche ihn dringend zu
sprechen, und offensichtlich sei dieser Herr sehr reich, da er dem
Indianer für das Überbringen der Botschaft ein Geldstück
gegeben habe, wo doch eine Ohrfeige ebenso gut ausgereicht hätte, und
weiter, dass dieser geheimnisvolle Herr am Rande des Pfades Richtung San
Gabriel warten würde, und um ganz sicherzugehen, dass der caballero
auch wirklich kommen würde, hätte er ihn, den Indianer, gebeten
zu sagen, dass ein Fuchs in der Gegend sei.
Ein Fuchs! Zorro - Fuchs!,
dachte der caballero. Dann erschütterte er das Weltbild des Indianers
auf ewig, indem er ihm ein zweites Geldstück gab.
Sofort ritt der junge Mann
los und fand Senor Zorro auf seinem gewaltigen Pferd sitzen, die Maske
über dem Gesicht, den Mantel um den Leib gehüllt.
»Ihr werdet diese
Nachricht weitergeben, caballero«, befahl Senor Zorro. »Ich möchte,
dass alle ehrbaren Männer, die uns zur Seite stehen, sich um
Mitternacht in dem kleinen Tal hinter dem Hügel treffen. Ihr kennt
den Ort? Si? Ich werde warten.«
Dann ließ Senor Zorro
sein Pferd sich aufbäumen, und er sprengte in die Dunkelheit davon.
Eilig kehrte der caballero zurück ins Dorf und gab all denen, von
denen er wusste, dass man ihnen vertrauen konnte, Bescheid. Gleichzeitig
schärfte er ihnen ein, die Nachricht auch an
die übrigen Mitglieder des Bundes weiterzugeben. Einer ging zum Haus
Don Diegos, aber der despensero teilte mit, dass Don Diego über
Fieber geklagt und sich in sein Schlafgemach zurückgezogen habe, doch
er hätte zuvor noch gesagt, er werde jedem Dienstboten, der es wagen
sollte, den Raum ohne vorherige Aufforderung zu betreten, bei lebendigem
Leibe die Haut abziehen.
Kurz vor Mitternacht stahlen
sich die caballeros einer nach dem anderen aus dem Dorf, jeder auf dem Rücken
seines besten Pferdes und jeder mit Pistole und Degen bewaffnet. Jeder
hatte eine Maske, um seine Gesichtszüge damit rasch unkenntlich
machen zu können, denn darauf hatte man sich, neben vielen anderen
Dingen, auf Don Alejandros Hacienda geeinigt.
Reina de los Angeles lag in
Dunkelheit gehüllt, nur in der Taverne brannte noch Licht, denn dort
vergnügte sich ein Teil der Eskorte Seiner Exzellenz mit
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