Im Zeichen des Zorro
wild in diesem Staub und dieser Hitze herumscheuchen. Das
scheint mir doch ein schlüpfriger Schlingel zu sein. Bei allen
Heiligen! Wenn ich doch nur hier gewesen wäre bei der Ankunft des
Gouverneurs, ganz ohne Zweifel wäre er in meinem Haus abgestiegen.
Jetzt hat irgendein anderer caballero die Ehre, ihn auszuhalten. Es ist
doch wirklich zu schade.«
Und damit trat Don Diego in
sein Haus, und der Mann, der ihn hatte reden hören, wusste nicht, ob
er an der Aufrichtigkeit jener letzten Bemerkung zweifeln sollte oder
nicht.
Von dem ortskundigen Kurier
angeführt, galoppierte der Kavallerietrupp rasch über die
Landstraße, um schon bald in den Weg einzubiegen, der zu Don
Carlos' Haus führte. Die Soldaten gingen diesen Auftrag nicht anders
an, als wäre es darum gegangen, einen desperado zu fangen. Als sie
die Auffahrt erreichten, schwärmten sie nach rechts und links aus,
nicht ohne dabei Dona Catalinas Blumenbeete zu verwüsten und die Hühner
gackernd aus dem Weg zu scheuchen. In wenigen Momenten hatten sie das Haus
umstellt.
Don Carlos hatte an seinem
angestammten Platz auf der Veranda gesessen und war beinahe eingedöst.
Die Ankunft der Soldaten hatte er erst bemerkt, als er das Donnern der
Pferdehufe vernahm. Erschrocken stand er auf und fragte sich, ob wohl
Senor Zorro wieder in der Gegend wäre und die Soldaten ihn
verfolgten.
In eine Staubwolke gehüllt,
stiegen drei von ihnen vor den Stufen zur Veranda ab, und der Feldwebel,
der das Kommando hatte, trat vor und schlug sich den Staub von der
Uniform.
»Ihr seid Don Carlos
Pulido?«, fragte er mit lauter Stimme.
»Diese Ehre gebührt
mir, Senor.«
»Ich habe Befehl, Euch
in militärischen Gewahrsam zu nehmen.«
»In Gewahrsam nehmen!?«,
rief Don Carlos. »Wer hat Euch diesen Befehl erteilt?«
»Seine Exzellenz, der
Gouverneur. Er befindet sich gegenwärtig in Reina de los Angeles,
Senor.«
»Wie lautet die
Anklage?«
»Hochverrat und Unterstützung
von Staatsfeinden.«
»Lächerlich!«,
rief Don Carlos. »Des Hochverrats klagt man mich an, und das, obwohl
ich, das Opfer von Verfolgung und Unterdrückung, niemals die Hand
gegen die Mächtigen erhoben habe? Wie lautet die Anklage im
Einzelnen?«
»Das werdet Ihr den
magistrado fragen müssen, Senor. Ich weiß von der Sache nichts,
als dass ich Euch festnehmen muss.«
»Ihr wünscht, dass
ich Euch begleite?«
»Ich verlange es,
Senor.«
»Ich bin ein Mann von
edlem Geblüt, ein caballero …«
»Ich habe meine
Befehle.«
»Das Misstrauen geht
also so weit, dass man glaubt, ich würde nicht zu meiner Verhandlung
erscheinen? Aber vielleicht soll die Anhörung ja auf der Stelle
stattfinden. Desto besser, denn umso schneller kann ich mich von jedem
Verdacht reinwaschen. Wir gehen also in die Garnison?«
»Ich werde in die
Garnison gehen, wenn diese Arbeit getan ist. Ihr geht in den cárcel«,
sagte der Feldwebel.
»In den cárcel?«,
schrie Don Carlos gellend. »Das würdet Ihr wagen? Einen
caballero wollt Ihr in ein stinkendes Gefängnis werfen? Ihr wollt ihn
zusammenpferchen mit aufsässigen Indianern und gewöhnlichen
Verbrechern?«
»Ich habe meine
Befehle, Senor. Ihr werdet Euch bereit machen, uns sofort zu folgen.«
»Ich muss meinem
Verwalter die nötigen Anweisungen für die Führung der
Hacienda geben.«
»Ich werde Euch
begleiten, Senor.«
Don Carlos Gesicht glühte
purpurn. Seine Fäuste ballten sich, als er den Feldwebel ansah.
»Ist denn ein jedes
Wort eine Beleidigung?«, schrie er. »Glaubt Ihr vielleicht,
ich würde mich davonstehlen wie ein Krimineller?«
»Ich habe meine
Befehle, Senor«, sagte der Feldwebel. »Kann ich zumindest
meiner Frau und Tochter die Nachricht beibringen, ohne dass mir ein
Fremder im Rücken steht?«
»Eure Frau ist Dona
Catalina Pulido?«
»Natürlich.«
»Ich habe Befehl, sie
ebenfalls festzunehmen, Senor.«
»Widerwärtiger
Abschaum!«, schrie Don Carlos. »Ihr wollt Euch an einer Dame vergreifen? Ihr
wollt sie aus ihrem Haus reißen?«
»Das ist mein Befehl.
Ihr wird ebenso Hochverrat und Unterstützung von Staatsfeinden
vorgeworfen.«
»Im Namen der Heiligen!
Das ist zu viel! Ich werde Euch und Euren Männern Widerstand leisten,
solange noch ein Hauch von Leben in meinem Körper ist!«
»Was nicht lange der
Fall sein wird, Don Carlos, wenn Ihr vorhabt, zu den Waffen zu greifen.
Ich führe nur
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