Im Zeichen des Zorro
Taschentuch aus hauchzarter Spitze,
das er wie ein Stutzer bald hierhin, bald dorthin schwenkte und bisweilen
gar an die Spitze seiner Nase führte.
Er verneigte sich umständlich
vor zwei oder drei caballeros, die an ihm vorüberkamen, wechselte
aber mit keinem mehr als die nötigsten Begrüßungsfloskeln,
und auch sie suchten nicht das Gespräch mit ihm. Sie erinnerten sich
daran, dass Don Diego Vega, wie sie meinten, der Tochter Don Carlos' den
Hof mache, und sie fragten sich nun, wie er ihre Verhaftung zusammen mit
Vater und Mutter wohl aufnehmen würde. Sie hatten kein Verlangen
danach, die Sache zu erörtern, denn sie waren aufgebracht und fürchteten,
sie würden sich zu Äußerungen verleiten lassen, die man
als Hochverrat bezeichnen könnte.
Als Don Diego den
Vordereingang der Garnison erreichte, ließ der wachhabende
Feldwebel die Soldaten strammstehen, um Vega den seiner Stellung gebührenden
Salut zu geben. Don Diego erwiderte ihn mit einem Winken und einem Lächeln
und ging weiter zum Dienstzimmer des Kommandanten, in dem der Gouverneur
jene caballeros empfing, die Wert darauf legten, ihre Aufwartung zu machen
und ihre Loyalität zum Ausdruck zu bringen.
Er grüßte Seine
Exzellenz mit sorgfältig gewählten Worten, verneigte sich über
seiner Hand und ließ sich dann auf dem Stuhl, auf den der Gouverneur
gnädigerweise gedeutet hatte, nieder.
»Don Diego Vega«,
sagte der Gouverneur, »ich bin doppelt froh, dass Ihr heute zu mir
kommt, denn in diesen Zeiten möchte ein Mann, der ein hohes Amt
bekleidet, um seine Freunde wissen.«
»Ich wäre früher
gekommen, aber ich war nicht zu Hause, als Ihr eintraft«, erklärte
Don Diego. »Erwägen Exzellenz einen längeren Aufenthalt in
Reina de los Angeles?«
»Bis dieser Bandit, den
man Senor Zorro nennt, entweder tot oder gefasst ist«, sagte der
Gouverneur.
»Im Namen der Heiligen!
Hat es denn niemals ein Ende mit diesem Schurken?«, empörte
sich Don Diego. »Seit Tagen und Tagen höre ich nichts anderes.
Ich verbringe einen Abend mit einem fray, und herein marschiert eine Horde
Soldaten auf der Jagd nach diesem Senor Zorro. Ich ziehe mich auf die
Hacienda meines Vaters zurück, auf der Suche nach Ruhe und Frieden,
schon schneit eine Meute caballeros herein und fragt nach Senor Zorro. Stürmische
Zeiten sind das. Ein Mann, der dem Wesen nach der Musik und den Dichtern
zugeneigt ist, hat heutzutage einfach kein Existenzrecht mehr.«
»Es verdrießt
mich zutiefst, dass Ihr belästigt wurdet«, sagte der Gouverneur
mit einem Lachen. »Aber ich gehe davon aus, dass wir den Burschen in Kürze
haben und wir dieser speziellen Belästigung damit ein Ende setzen
werden. Capitán Ramón hat seinem Feldwebel einen Boten
schicken lassen, damit er und seine Männer zurückkommen. Ich
habe eine zwanzig Mann starke Eskorte dabei. Wir haben also mehr als genug
Soldaten, um diesen Fluch von Capistrano zur Strecke zu bringen, wenn er
das nächste Mal auftaucht.«
»Wollen wir nur hoffen,
dass es endet, wie es sich gehört«, meinte Don Diego.
»Es gibt vieles, womit
man als hoher Würdenträger zu kämpfen hat«, fuhr der
Gouverneur fort. »Schaut nur, wozu ich heute erst gezwungen war. Ich
musste einen Mann von edlem Geblüt mitsamt seiner Frau Gemahlin und
seiner zarten Tochter ins Gefängnis werfen. Aber der Staat muss geschützt
werden.«
»Ich vermute, Ihr
sprecht von Don Carlos Pulido und seiner Familie?«
»Allerdings, caballero.«
»Nun, da Ihr schon
davon anfangt, muss ich auch ein paar Worte darüber verlieren«,
erklärte Don Diego. »Ich bin mir nicht sicher, ob nicht auch
meine Ehre davon berührt ist.«
»Aber caballero, wie
sollte das möglich sein?«
»Mein Vater befahl mir,
zu heiraten und endlich einen angemessenen Haushalt zu führen. Vor
einigen Tagen nun bat ich Don Carlos Pulido um die Erlaubnis, um die Hand
seiner Tochter anhalten zu dürfen.«
»Ha! Ich verstehe. Aber
Ihr seid doch wohl nicht der Verlobte der jungen Dame?«
»Noch nicht, Exzellenz.«
»Dann ist auch Eure
Ehre nicht betroffen, Don Diego, nicht soweit ich das sehen kann.«
»Aber ich habe ihr den
Hof gemacht.«
»Ihr könnt den
Heiligen danken, dass es nicht zu Schlimmerem kam, Don Diego. Bedenkt nur,
welchen Eindruck es machen würde, wärt Ihr jetzt mit dieser
Familie verbunden. Und was eine zukünftige Frau für Euch angeht
— kommt
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