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Im Zeichen des Zorro

Im Zeichen des Zorro

Titel: Im Zeichen des Zorro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johnston McCulley
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Taschentuch aus hauchzarter Spitze,
     das er wie ein Stutzer bald hierhin, bald dorthin schwenkte und bisweilen
     gar an die Spitze seiner Nase führte.
    Er verneigte sich umständlich
     vor zwei oder drei caballeros, die an ihm vorüberkamen, wechselte
     aber mit keinem mehr als die nötigsten Begrüßungsfloskeln,
     und auch sie suchten nicht das Gespräch mit ihm. Sie erinnerten sich
     daran, dass Don Diego Vega, wie sie meinten, der Tochter Don Carlos' den
     Hof mache, und sie fragten sich nun, wie er ihre Verhaftung zusammen mit
     Vater und Mutter wohl aufnehmen würde. Sie hatten kein Verlangen
     danach, die Sache zu erörtern, denn sie waren aufgebracht und fürchteten,
     sie würden sich zu Äußerungen verleiten lassen, die man
     als Hochverrat bezeichnen könnte.
    Als Don Diego den
     Vordereingang der Garnison erreichte, ließ der wachhabende
     Feldwebel die Soldaten strammstehen, um Vega den seiner Stellung gebührenden
     Salut zu geben. Don Diego erwiderte ihn mit einem Winken und einem Lächeln
     und ging weiter zum Dienstzimmer des Kommandanten, in dem der Gouverneur
     jene caballeros empfing, die Wert darauf legten, ihre Aufwartung zu machen
     und ihre Loyalität zum Ausdruck zu bringen.
    Er grüßte Seine
     Exzellenz mit sorgfältig gewählten Worten, verneigte sich über
     seiner Hand und ließ sich dann auf dem Stuhl, auf den der Gouverneur
     gnädigerweise gedeutet hatte, nieder.
    »Don Diego Vega«,
     sagte der Gouverneur, »ich bin doppelt froh, dass Ihr heute zu mir
     kommt, denn in diesen Zeiten möchte ein Mann, der ein hohes Amt
     bekleidet, um seine Freunde wissen.« 
    »Ich wäre früher
     gekommen, aber ich war nicht zu Hause, als Ihr eintraft«, erklärte
     Don Diego. »Erwägen Exzellenz einen längeren Aufenthalt in
     Reina de los Angeles?«
    »Bis dieser Bandit, den
     man Senor Zorro nennt, entweder tot oder gefasst ist«, sagte der
     Gouverneur.
    »Im Namen der Heiligen!
     Hat es denn niemals ein Ende mit diesem Schurken?«, empörte
     sich Don Diego. »Seit Tagen und Tagen höre ich nichts anderes.
     Ich verbringe einen Abend mit einem fray, und herein marschiert eine Horde
     Soldaten auf der Jagd nach diesem Senor Zorro. Ich ziehe mich auf die
     Hacienda meines Vaters zurück, auf der Suche nach Ruhe und Frieden,
     schon schneit eine Meute caballeros herein und fragt nach Senor Zorro. Stürmische
     Zeiten sind das. Ein Mann, der dem Wesen nach der Musik und den Dichtern
     zugeneigt ist, hat heutzutage einfach kein Existenzrecht mehr.«
    »Es verdrießt
     mich zutiefst, dass Ihr belästigt wurdet«, sagte der Gouverneur
     mit einem Lachen. »Aber ich gehe davon aus, dass wir den Burschen in Kürze
     haben und wir dieser speziellen Belästigung damit ein Ende setzen
     werden. Capitán Ramón hat seinem Feldwebel einen Boten
     schicken lassen, damit er und seine Männer zurückkommen. Ich
     habe eine zwanzig Mann starke Eskorte dabei. Wir haben also mehr als genug
     Soldaten, um diesen Fluch von Capistrano zur Strecke zu bringen, wenn er
     das nächste Mal auftaucht.«
    »Wollen wir nur hoffen,
     dass es endet, wie es sich gehört«, meinte Don Diego.
    »Es gibt vieles, womit
     man als hoher Würdenträger zu kämpfen hat«, fuhr der
     Gouverneur fort. »Schaut nur, wozu ich heute erst gezwungen war. Ich
     musste einen Mann von edlem Geblüt mitsamt seiner Frau Gemahlin und
     seiner zarten Tochter ins Gefängnis werfen. Aber der Staat muss geschützt
     werden.«
    »Ich vermute, Ihr
     sprecht von Don Carlos Pulido und seiner Familie?«
    »Allerdings, caballero.«
    »Nun, da Ihr schon
     davon anfangt, muss ich auch ein paar Worte darüber verlieren«,
     erklärte Don Diego. »Ich bin mir nicht sicher, ob nicht auch
     meine Ehre davon berührt ist.«
    »Aber caballero, wie
     sollte das möglich sein?«
    »Mein Vater befahl mir,
     zu heiraten und endlich einen angemessenen Haushalt zu führen. Vor
     einigen Tagen nun bat ich Don Carlos Pulido um die Erlaubnis, um die Hand
     seiner Tochter anhalten zu dürfen.«
    »Ha! Ich verstehe. Aber
     Ihr seid doch wohl nicht der Verlobte der jungen Dame?«
    »Noch nicht, Exzellenz.«
    »Dann ist auch Eure
     Ehre nicht betroffen, Don Diego, nicht soweit ich das sehen kann.«
    »Aber ich habe ihr den
     Hof gemacht.«
    »Ihr könnt den
     Heiligen danken, dass es nicht zu Schlimmerem kam, Don Diego. Bedenkt nur,
     welchen Eindruck es machen würde, wärt Ihr jetzt mit dieser
     Familie verbunden. Und was eine zukünftige Frau für Euch angeht
     — kommt

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