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Im Zimmer wird es still

Im Zimmer wird es still

Titel: Im Zimmer wird es still Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Walther
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Die Müdigkeit sitzt in seinem Nacken, kriecht hinter seine Augenlider. Er kämpft dagegen an, schließt dann aber doch kurz die Augen. Peter flüstert: »Komm her«, aber er hört es nur aus weiter Ferne. Sinkt hinab. Seine Träume werden schwerer und dunkler, sammeln sich am Grund seiner Seele.
    Er steht am Krankenbett, küsst Peter. Zögert einen Moment, schließt die Augen, küsst ihn dann noch einmal, seinen Mund leicht geöffnet. Peters Lippen werden weich, öffnen sich, der Kuss ist feucht, sinnlich. Seine Zunge tastet sich vor, begegnet Peters Zunge. Der Kuss wird tief, leidenschaftlich. Er löst sich, atmet schwer aus. Peter flüstert: ›Leg dich neben mich‹. Er streckt sich neben ihm aus. Sucht wieder Peters Mund. Peters Hand drängt sich in seine Hose, befreit ihn aus der Enge. Er atmet schwer in Peters Mund, stöhnt. Peters Hand fühlt sich heiß an. In Peters Händen ist er sicher.
    Er erwacht mit trockenem Mund, ängstlich, die Augen aufzuschlagen und keinen Halt mehr zu finden. Dieser Traum hat sich sicher und vertraut angefühlt, und er hat ihn zugelassen, aber jetzt schämt er sich. Es ist eine peinliche, unangemessene Vorstellung.
    Er öffnet die Augen. Peter scheint zu schlafen. Er müsste wieder aufstehen, kann sich aber nicht aufraffen. Peters Gesicht wirkt ganz ruhig, seine Hände sind etwas verkrampft.
    Es klingelt und er steht widerwillig auf und öffnet. Es ist Mark. Er freut sich, ihn zu sehen, umarmt ihn. Sie bleiben einen Moment in der Sonne stehen, an die Mauer neben der Tür gelehnt. Er betrachtet Mark von der Seite. Die Linien um seine Augen treten heute deutlicher hervor. Ein paar einzelne graue Härchen haben sich in seine Schläfen gemischt. Er lässt seinen Blick über den Hof schweifen. Sie reden nicht, sind zu vertraut miteinander, um Stille als unangenehm zu empfinden.
    Sie lösen sich fast gleichzeitig von der Mauer. Er führt Mark leise hinein, um Peter nicht zu wecken. Dann kocht er Kaffee. Mark umarmt ihn von hinten.
    »Hey Schatz. Geht’s dir gut?« flüstert Mark. Sein warmer Atem kitzelt die Härchen in seinem Nacken. Er dreht den Kopf über die Schulter: »Ja, jetzt schon.«
    Mark lacht und küsst sein Ohr: »Fühlt sich gut an.«
    »Was? Mein Ohr?« Er grinst.
    »Ach. Naja …«
    Die Kaffeemaschine zischt. Peter wacht auf und Mark geht hinüber, um ihn zu begrüßen. Sie küssen sich und Mark setzt sich zu ihm aufs Bett, hält seine Hand, während er ein paar Worte mit ihm wechselt.
    Er bringt zwei Kaffeetassen hinüber und sie setzen sich auf die Couch. Lehnt sich mit dem Rücken an Mark und trinkt seinen Kaffee. Mark beginnt seinen Nacken zu massieren, knetet seine verspannten Muskeln. Schließt die Augen. Marks kräftige Finger finden die harten Knoten, lösen sie. Er lässt sich fallen, entspannt sich. Marks Hände werden zärtlicher, streichen über seine Schultern, seinen Nacken, kraulen den Haaransatz. Lassen Schauer durch ihn rieseln. Er öffnet die Augen, schämt sich. Peter lächelt ihm aufmunternd zu. Marks Finger schieben sich bis zu seinem Schlüsselbein vor. Plötzlich sehnt er sich nach Marks Umarmung. Er schließt die Augen, schluckt. Ist aufgewühlt, unterdrückte Gefühle verwirren ihn. Dann streichelt Mark beruhigend seinen Rücken. Es gelingt ihm, sich zu beherrschen. Rückt ein Stück von Mark weg.
    Er bemüht sich, das Gefühl abzuschütteln. Es ist ja gar nichts dabei gewesen. Er kann doch Mark umarmen, von ihm gehalten werden. Doch die Intensität seines Verlangens hat ihn erschreckt. Er versucht es einzuordnen, zu legitimieren, bleibt aber verwirrt. Mark trinkt seinen Kaffee. Er schaut aus dem Fenster, hält sich an seiner Kaffeetasse fest.
    Mark verabschiedet sich, weil er zum Dienst muss. Küsst ihn zur Verabschiedung und er spürt ein Prickeln, als Marks Lippen sich auf seine drücken. Er bringt die Kaffeetassen zur Spüle, dreht den Hahn auf. Starrt auf das Wasser, das in die Tasse läuft, den Rand erreicht, darüberschwappt.
    Er denkt daran, dass er einmal mit Mark in einem Club gewesen war. Sie hatten getanzt und geschwitzt und er hielt Mark an den Armen fest, um ihm ein paar Worte ins Ohr zu schreien. Sie lachten und flirteten mit Männern um sie herum und berührten sich flüchtig beim Tanzen. Irgendwann küssten sie sich auf den Mund. Es war ein freundschaftlicher Kuss, aber er war kurz davor gewesen, Mark richtig zu küssen. Ihre Stimmung war verrückt und ausgelassen. Alles erschien harmlos und natürlich.
    Peter sagt etwas von

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