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Im Zweifel suedwaerts

Im Zweifel suedwaerts

Titel: Im Zweifel suedwaerts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katarina Fischer
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Wahrheit sagte oder das alles nur eine sehr schlaue Taktik war, sich unter dem Deckmantel des Verständnisses an mich ranzuschmeißen. Aber seine Worte hatten den Effekt, dass ich mich auf einmal nach nichts mehr sehnte, als diesen Schnitt, von dem er sprach, in meinem eigenen Leben vorzunehmen. Damit endlich das Durcheinander in meinem Kopf verschwand, das stetig größer wurde, wie ein Staubball unterm Bett. Damit ich neu anfangen konnte. Wie auch immer. »Und was ist das hier?«, fragte ich und hielt meine und damit auch seine Hand in die Höhe.
    »Wir halten uns fest?«
    Ich verdrehte die Augen. »Du weißt, dass ich einen Freund habe. Ich darf nicht Händchen haltend mit dir durch die Gegend laufen.«
    »Warum denn nicht? Viele Menschen halten Händchen.«
    »Aber du bist mein Exfreund! Da ist was zwischen uns …«
    »Ja?« Felix grinste mich frech an.
    Ertappt. »Jetzt tu nicht so, als wüsstest du nicht, was ich meine!« Ich stampfte leicht mit dem Fuß auf.
    Zwei Frauen, Mitte vierzig, wohlgenährt, in bunten, langen Teleshop-Oberteilen kamen uns auf der Straße entgegen und verlangsamten ihren Schritt in neugieriger Erwartung eines Pärchenstreits. Endlich mal was los in Lagos! Aber sie lagen in doppelter Hinsicht falsch. Es gab keinen Streit. Und wir waren kein Pärchen.
    »Ich habe einen Freund. Und das, was wir hier machen, ist falsch. Das fühlt sich an wie Betrug.« So war es. Aber während ich das sagte, hielt ich nach wie vor Felix’ Hand, was die ganze Situation irgendwie absurd machte.
    »Das hier ist deine Vorstellung von Betrug? Händchen halten? Wirklich?«, fragte Felix mich. Es klang amüsiert. »Und was ist mit deinem Freund? Du sagst, er ist nie für dich da, er enttäuscht dich regelmäßig, ihm sind ständig andere Dinge wichtiger als du …« Verdammt, hatte ich das wirklich erzählt? Das alles? Meinem Exfreund? Wäre meine Hand nicht so eng mit seiner verbunden gewesen, hätte ich in diesem Moment ganz gern mein Gesicht dahinter versteckt. »Ich meine«, fuhr Felix fort, »wenn er zulässt, dass du dich in eurer Beziehung so verlassen fühlst, ist er doch derjenige, der dich zuerst betrogen hat, oder?«
    »Ich … äh …« So gesehen …
    »Offensichtlich sieht er überhaupt keinen Grund, um dich zu kämpfen. Oder um euch. Und ein deutlicheres Zeichen gibt es ja wohl kaum dafür, dass er gar kein Interesse mehr an dir hat.«
    »Das ist jetzt schon irgendwie ein bisschen hart …«
    »Und ich sag dir noch was.« Felix glühte förmlich. Seine Hand war ganz heiß, sein Blick hielt meinen fest. »Dein Freund hat sie nicht mehr alle. Wenn du meine Freundin wärst …«
    »War ich ja.« Ich wollte cool bleiben, cool klingen, ihn cool ansehen. Aber wann gelang es einem schon mal, cool zu sein, wenn man das unbedingt wollte?
    »Ich weiß. Darauf will ich hinaus. Ich hab auch alles falsch gemacht. Und wenn ich jetzt noch eine Chance bekäme …«
    »Was?!« Ich sah ihn entgeistert an. Und wünschte gleichzeitig, ich würde mich nicht so unendlich geschmeichelt füh len, dass ich fast grinsen musste. Meine Mundwinkel zuckten schon.
    »Daphne, ich weiß, dass das bescheuert klingt. Wir haben uns seit Jahren nicht gesehen, und jetzt treffen wir uns aus heiterem Himmel im Urlaub. Ich kann mir vorstellen, dass dir das alles seltsam vorkommt und du dir vielleicht nicht sicher bist, ob du mir trauen kannst …«
    »Allerdings.« Es konnte nicht so leicht sein. Kaum gab es Probleme mit dem Mann, der der Richtige sein sollte, offenbarte mir das Schicksal (oder der Zufall) die einfachste Lösung einfach so. An der Sache musste ein fetter Haken sein. Ein noch fetterer als der offensichtliche, dass Felix wusste, wie man mir am effektivsten das Herz brach – und es bereits mehrmals getan hatte.
    Er sah mich fast ein wenig verzweifelt an. »… aber irgendwie habe ich so ein Gefühl, was dich betrifft. Es fühlt sich einfach richtig an. Ich werde dir beweisen, dass ich es ernst meine. Ich werde mich hier und jetzt auf der Stelle so zum Affen machen, wie es kein Mann tun würde, der nicht zu hundert Prozent ehrliche Absichten hat.«
    »Ziehst du dir jetzt einen Hello-Kitty-Schlafanzug an und tanzt den Macarena?«
    »Nein.«
    »Schade.«
    Stattdessen kniete sich Felix in einer vollendeten Heiratsantragspose vor mich hin, was nicht fair war, weil das nicht nur für ihn sondern auch für mich äußerst peinlich war. Er griff nach meiner linken Hand (die rechte hielt er nach wie vor) sah mir tief und innig in

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