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Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)

Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)

Titel: Im Zwielicht der Gefühle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Alge
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wunderte er sich, dass er überhaupt noch lebte. Aber vermutlich hatte er diesen Umstand nur McGregors perverser Ader zu verdanken. Der Reitz, einen Bewusstlosen zu töten, war anscheinend nicht groß genug. Ranulf schüttelte Kasims Hände ab und erhob sich schwankend.
    „Redet! Was ist geschehen? Warum seid ihr nicht betäubt worden?“ „Das waren wir!“, erklärte Owen mürrisch. „Die ganze verdammte Burg ist betäubt. Unsere Männer liegen herum wie tote Fliegen. Der Himmel weiß, wie McGregor das geschafft hat. Lady Dalvina und Detlef haben mich wieder zu Bewusstsein gebracht. Ich sage Euch, die hysterische Stimme dieses Kammerjungen könnte sogar Tote wiedererwecken. Aber es war leider schon zu spät. McGregor ist bereits über alle Berge... und er hat Lady Valandra entführt!“
    Verzehrender Hass und Sorge bemächtigten sich Ranulf, und er schloss für einen Moment die Augen, um sich zu sammeln.
    „Ich nehme an, Lady Eleanora ist noch in ihren Räumen?“
    Kasim nickte. „Sie weint sich die Seele aus dem Leib.“
    „Geschieht ihr recht“, sprach Owen Ranulfs Gedanken aus.
    Ranulf trat an die oberste Stufe der Treppe und blickte in die Halle hinunter.
    Langsam und unter lautem Stöhnen und Ächzen kamen die Männer wieder zu sich und sahen sich verwirrt um. Der Schlaf schien sie ebenso überrascht zu haben wie ihn selbst. Anhand der heruntergebrannten Fackeln in den Wandhalterungen erkannte Ranulf, dass er höchstens zwei oder drei Stunden außer Gefecht gesetzt gewesen war.
    McGregor hatte sich bestimmt mehr Zeit erhofft und wog sich nun in Sicherheit. Vielleicht kam ihnen dieser Umstand zugute.
    „Seht zu, dass die Männer auf die Beine kommen! In einer Viertelstunde reiten wir los!“
    Ranulf wandte sich ab und ging entschlossenen Schrittes davon. Kasim folgte ihm, denn der verbissene Ausdruck im Gesicht seines Freundes gefiel im ganz und gar nicht.
    „Was hast du vor?“
    „Ich hole mir Antworten.“
    Erst vor Eleanoras Gemächern hielt er inne und versuchte die Tür zu öffnen. Sie war von innen her verriegelt.
    „Geht weg!“, drang Eleanoras weinerliche Stimme zu ihnen. „Ich will niemanden sehen!“
    Ranulfs Nasenflügel bebten vor Wut. „Öffnet diese verdammte Tür!“
    „Nein! Geht weg! Ich fühle mich nicht wohl!“
    Das war ihm herzlich egal. Sie würde sich bald noch schlechter fühlen.
    Ohne Vorwarnung holte Ranulf aus und trat mit aller Macht gegen die massive Holztür. Der Tritt hallte wie ein fürchterlicher Donnerknall durch die ganze Burg. Holz splitterte. Ein zweiter Tritt. Die Tür gab nach und fiel laut krachend in den Raum hinein.
    Eleanora und Dalvina schrien entsetzt auf und flüchteten beim Anblick des zornigen Riesen in die hinterste Ecke des Raumes, wo sie sich furchtsam aneinander klammerten.
    Ranulf stieg achtlos über die Holztrümmer hinweg. „Für diesen Unsinn fehlt mir sowohl die Geduld als auch die Zeit. Ich will Antworten, und zwar jetzt gleich!“
    Er hatte leise gesprochen, doch die deutliche Warnung in seiner Stimme ließ die beiden Frauen vor Furcht erzittern.
    „Also? Wohin hat McGregor Valandra gebracht, und wer hat ihm dabei geholfen?“
    Als sie nicht antworteten, packte Ranulf Eleanora bei der Kehle und drückte sie an die Wand. Sein Gesicht war eine Maske des Zorns, und in seinen Augen spiegelte sich tiefer Abscheu.
    „Ich weiß, dass Ihr Valandra verabscheut, aber eines schwöre ich Euch: Sollte dieser Bastard ihr auch nur ein Haar krümmen, werdet Ihr es bitter bereuen. Jeden Schmerz und jede Beleidigung, die er ihr antut, werde ich Euch um ein Vielfaches zurückzahlen. Glaubt mir, es kümmert mich nicht, ob Lord Lamont bei seiner Rückkehr Witwer ist.“
    Dalvina schrie entsetzt auf. „Nein, Ihr dürft Mama nichts antun. Wir wurden von McGregor ebenso getäuscht wie Ihr! Er hat Mama unsterbliche Liebe geschworen und versprochen, er werde sie noch diese Nacht mit sich auf seine Burg nehmen. Wir wussten nicht, dass er in Wahrheit etwas ganz anderes plante.“
    Tränen der Verzweiflung rannen ihr über die blassen Wangen. „Großer Gott, wenn ich es gewusst hätte, hätte ich ihm niemals dabei geholfen. Ich wollte Mama nur glücklich sehen.“
    „Wie meinst du das? Wie hast du ihm geholfen?“, forderte Ranulf zu wissen und verfluchte sich im Stillen für seine Torheit. Er hatte jeden überwachen lassen, nur dieses Mädchen nicht. Verdammt noch mal, er hatte nicht im Traum daran gedacht, dass von diesem scheuen, zurückhaltenden Mädchen

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