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Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)

Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)

Titel: Im Zwielicht der Gefühle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Alge
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brachte.
    „Nichts! Reitet weiter!“
    „Aber...“
    „Keine Widerrede! Ich komme so schnell wie möglich nach! Kasim, du wirst die Männer anführen!“
    Kasims Augen durchforsteten unauffällig die Gegend. Er wusste nur zu gut, was Ranulfs seltsames Verhalten bedeutete, und er hoffte aus tiefstem Herzen, dass er sich diesmal irrte.
    „Nun reitet schon!“
    Die Männer preschten murrend davon, während Kasim noch immer zögerte. Er wollte seinen Freund nicht dem Tode überlassen, wollte nicht, dass dies der Abschied war. Dennoch wendete er sein Pferd, um den anderen zu folgen. „Kasim!“, hielt Ranulf ihn zurück.
    Kasim drehte sich im Sattel zu ihm um, und in seinem Gesicht spiegelten sich seine tief empfundenen Gefühle.
    „Bring sie nach Hause, Kasim. Bring Valandra heim. Versprich es mir!“
    Kasim schluckte den zähen Kloß in seinem Hals herunter und nickte. „Das werde ich, mein Freund. Du hast mein Wort.“
    „Gut, dann reite weiter!“
    Sekunden später war er mit Malvens Schatten allein.
    Ranulf verharrte einige Sekunden lang bewegungslos und mit gesenktem Kopf. Um ihn herum erwachte allmählich der Wald, und leise Vogelstimmen hießen den neuen Tag willkommen, während die ersten Sonnenstrahlen durch die dichten Baumkronen fielen.
    Ranulf fühlte eine namenlose Traurigkeit in sich aufsteigen. Über die Jahre hinweg hatte er den Tod gesucht, hatte sich verzweifelt danach gesehnt, doch jetzt war alles anders. Er wollte nicht sterben. Er wollte leben, und sei es nur, um noch einmal in Valandras liebliches Gesicht zu sehen. Wie sollte er jemals Ruhe finden, wenn er nicht sicher war, ob Kasim ihre Befreiung gelänge? Dennoch nahm Ranulf den Helm ab, löste die Lederschlaufen an seinem Brustpanzer und ließ beides achtlos zu Boden gleiten. Ungeschützt und mit ausgebreiteten Armen saß er nun auf seinem mächtigen Hengst und bot sich Malven als lebende Zielscheibe dar.
    Sein Blick glitt zu einem hohen Felsvorsprung, der von Bäumen und Buschwerk gesäumt war, und seine Lippen formten stumme Worte.
    „Nicht jetzt, mein Freund. Bitte, nicht jetzt.“
    Sekunden verstrichen zu Ewigkeiten. Plötzlich bewegte sich etwas auf dem Felsvorsprung, und Malven trat hinter einem Baum hervor. In seinen Händen hielt er den gespannten Bogen, dessen Pfeile niemals ihr Ziel verfehlten.
    Er stand vollkommen still. Nur sein brauner, langer Mantel wehte leicht im Wind. Sein Gesicht war eine gefühllose Maske, und selbst aus dieser Entfernung schienen sich seine stechenden Augen in Ranulfs Geist zu bohren.
    Im nächsten Augenblick ließ er die Bogensehne schnellen, und der Pfeil flog geradewegs auf sein Opfer zu.
    Ranulf hielt den Atem an. Er hörte das bedrohliche Surren, fühlte den Windhauch. Einen Herzschlag später bohrte sich der Pfeil in einen Baumstamm direkt hinter ihm und blieb dort zitternd stecken.
    Ranulfs Augen flogen zum Felsvorsprung zurück, doch Malven war fort.
    Er hatte ihm einen kleinen Aufschub gewährt.
    „Hab Dank, mein Freund.“

Kapitel 19
    „Verdammt, dieses Weib hat den Teufel im Leib!“, jaulte der junge Soldat auf und sprang rasch vom Bett zurück, an das er Valandra zu fesseln versuchte. Bisher war es ihm nur mit einer ihrer Hände gelungen. Ungläubig starrte er auf die tiefe Schnittwunde an seinem Unterarm. „Die muss verrückt sein!“ „Hab dich nicht so, pack sie!“, befahl der Hauptmann wütend.
    „Versuch es!“, zischte Valandra drohend und fuchtelte wild mit der Tonscherbe in ihrer freien Hand herum.
    Sie wirkte in der Tat wie eine Verrückte. Ihr Haar hatte sich im Kampf gelöst und fiel ihr in wilden Strähnen um die Schultern und ins Gesicht. Das Kleid war an mehreren Stellen eingerissen, weil sie sich nach Leibeskräften gegen die Fesseln gewehrt hatte, und ihre Haut war so blass wie die eines Geistes. Trotz ihres jämmerlichen Aussehens sprühten ihre dunkelgrünen Augen zornige Funken.
    „Versuch es, und ich werde dir die Kehle aufschlitzen!“, warnte sie angriffslustig, während sie wie wild an ihrer gefangenen Hand zerrte. Der Lederriemen schnitt schmerzhaft in die zarte Haut ihres Handgelenks und steigerte ihre grässliche Angst, die sie so verzweifelt vor den beiden Männern zu verbergen versuchte. Sie waren viele Stunden durch die Nacht geritten, bis McGregor mitten in einem dunklen Waldstück den Befehl gegeben hatte abzusitzen. Während all der Zeit war Valandra gezwungen gewesen, vor ihm im Sattel zu sitzen und seine grässlichen Hände überall auf ihrem

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