Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)
der Treppe her. „Fehlt nur noch, dass du ihm deine unsterbliche Liebe schwörst.“
Valandra fuhr entsetzt herum. „McGregor!“
„Genau der“, spottete er weiter und schlenderte mit einem Ausdruck tiefster Selbstzufriedenheit auf sie zu. Vier seiner grobschlächtigsten Krieger folgten ihm.
Valandras Blick glitt zu dem kleinen Schemel hinüber, an dem ihr Schwert lehnte. Vielleicht gelang es ihr...
„Denk nicht einmal daran. Meine Männer würden dich überwältigen, bevor du die Waffe überhaupt erreichst.“
„Was habt Ihr dem Lord angetan? Was fehlt ihm?“, erkundigte sie sich. Ranulf war zusammengebrochen und lag nun ausgestreckt am Boden. Sie erkannte zwar, dass sein Brustkorb sich mit jedem Atemzug hob und senkte, doch seine Reglosigkeit versetzte ihr einen schmerzlichen Stich. Bitte, lieber Gott, lass nicht zu, dass ihm etwas geschieht!, flehte sie innerlich.
McGregors Augen funkelten voller Bosheit. „Vielleicht verrate ich es dir eines Tages, vielleicht auch nicht...“ Sein Blick glitt zu Ranulf, und ein harter Zug legte sich um seinen Mund.
Valandra trat instinktiv zwischen die beiden Männer. Sie musste McGregor ablenken, bevor er seine Wut an Ranulf auslassen konnte. Sie hob entschlossen den Kopf. „Ich werde nicht zulassen, dass Ihr Eleanora entführt. Sie ist die Gattin meines Vaters und...“
In diesem Augenblick riss Eleanora die Tür zu ihrem Gemach auf und trat in den Flur hinaus. Sie war in einen dicken Reisemantel gehüllt und trug eine große Tasche bei sich. Ihre Wangen schimmerten rosig vor Aufregung, doch der Blick, mit dem sie Valandra maß, war eisig kalt.
„Halt den Mund, du dummes Ding! Glaubst du etwa, wir würden dich nach deiner Erlaubnis fragen? Du bist wirklich ein einfältiger Tropf.“ Sie tänzelte an McGregors Seite. „Ich bin bereit, mein Liebster.“ Die Tasche ließ sie einem der Krieger vor die Füße fallen. „Trag das hinunter und sieh zu, dass meine Stute gesattelt wird!“
Der Krieger wechselte einen Blick mit McGregor, hob die Tasche auf und warf sie achtlos zurück in Eleanoras Gemach.
„Was fällt dir ein?!“
„Ich fürchte, meine Pläne haben sich geändert, Eleanora“, erklärte McGregor gelassen. „Da du mir nicht den gewünschten Erfolg einbringst, werde ich wohl auf deine Gesellschaft verzichten müssen.“
„Was?“, kreischte Eleanora entgeistert. „Das kann nicht dein Ernst sein! Du liebst mich!“
„Schafft sie in ihr Gemach! Ihr Gekreische geht mir auf die Nerven.“
Zwei Männer packten die sich wild sträubende Eleanora unsanft bei den Armen, stießen sie in ihre Räume und verriegelten schnell die Tür. Eleanoras hässliche Flüche und flehentlichen Bitten drangen nur mehr gedämpft durch das schwere Holz.
McGregors Augenmerk fiel auf Valandra, und ihr wurde schlagartig übel.
„Was soll das bedeuten?“
McGregor schüttelte bedauernd den Kopf. „Du enttäuschst mich zutiefst. Wo bleibt dein viel gepriesener Verstand? Natürlich bin ich deinetwegen hier. Du hättest besser auf deinen Geliebten hören sollen.“
„Lass sie in Ruhe“, stöhnte Ranulf und versuchte verbissen, sich auf alle viere aufzurichten. Er kämpfte noch immer verzweifelt gegen die Wirkung des Laudanums an.
„Seht nur, wer sich da wieder zu Wort meldet“, höhnte McGregor und stieß Valandra bei Seite, um sich an Ranulfs Zustand zu weiden. „Jetzt ist der große, kühne Ritter plötzlich nur noch ein jämmerliches Häufchen Elend! Wie fühlt man sich, wenn man den Staub vom Boden frisst?“ Seinen gehässigen Worten folgte ein heftiger Tritt in Ranulfs Rippen.
Valandra schrie entsetzt auf. „Nein!“ Mit aller Kraft versuchte sie, sich aus den Fängen des Kriegers zu befreien, der sie unerbittlich fest hielt. Sie wollte nach ihm treten, um Ranulf beizustehen, doch sie kam nicht frei.
McGregor indes trat immer wieder zu, bis Ranulf mit einem schmerzlichen Stöhnen zusammenbrach.
„Lass das! Du feiges Schwein!“, schrie Valandra verzweifelt.
„Feige?“ McGregor wandte sich bedrohlich langsam zu ihr um. „Du nennst mich feige?“
Valandras Pulsschlag raste vor Furcht, dennoch zwang sie sich, seinem herausfordernden Blick standzuhalten. „Es zeugt wohl kaum von besonderem Mut, einen wehrlosen Mann zu treten. Noch dazu, wenn dieser bereits am Boden liegt.“
McGregors Ohrfeige kam so unerwartet und mit einer solchen Wucht, dass Valandra fürchtete, ihr Kopf würde explodieren. Die Unterlippe platzte auf, und sie schmeckte ihr
Weitere Kostenlose Bücher