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Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)

Im Zwielicht der Gefühle (German Edition)

Titel: Im Zwielicht der Gefühle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Alge
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Überzeugung eingeladen hatte. Aber wenn es tatsächlich so war, wenn auch nur die kleinste Hoffnung bestand... Ihr Herz schien plötzlich zu neuem Leben zu erwachen, und ihre Finger schlossen sich bebend um das Amulett ihrer Mutter.
    „Was hast du schon zu verlieren?“, erkundigte sich Dalvina mitfühlend. „Wenn du dich in deinem Gemach verkriechst, erreichst du gar nichts. Dann wirst du nie die Wahrheit über Lord Ranulfs Gefühle erfahren.“
    Valandra zögerte noch immer. „Und was ist, wenn du dich irrst?“
    Dalvinas Lippen verzogen sich zu einem schelmischen Grinsen. „Dann hättest du zumindest die Genugtuung, Lord Ranulf eins ausgewischt zu haben.“
    Zum ersten Mal seit Tagen erhellte ein echtes Lächeln Valandras Gesicht. „Du bist dir also sicher, dass mein Erscheinen bei dieser illustren Tischgesellschaft Ranulf ärgern würde?“
    „Ärgern ist gar kein Ausdruck.“
    „Na, worauf warten wir dann noch?“, rief Valandra, von neuem Kampfgeist erfasst.
    Dalvina ließ ihren geschulten Blick kritisch über Valandras Antlitz gleiten. Wenn sie schon in den Kampf zog, musste sie unbedingt die richtigen Waffen wählen. „Warte einen Augenblick! So kannst du unmöglich hinuntergehen.“ „Weshalb?“, wollte Valandra leicht gekränkt wissen. Sie hatte eines ihrer hübscheren Kleider angezogen und fand ihr Erscheinungsbild eigentlich recht passabel.
    „Ich bin gleich zurück. Zieh inzwischen dieses Kleid aus.“
    Dalvina flitzte aus dem Zimmer und kehrte nur wenige Herzschläge später mit einem Traum aus smaragdgrünem Samt über dem Arm zurück. In der linken Hand trug sie zwei herrlich bestickte Samtschühchen, eine Perlenkette und die passenden Ohrringe.
    Valandra war sprachlos.
    „Dieses Kleid ist wie für dich geschneidert. Deine Brüste werden das Oberteil besser ausfüllen als meine. Komm, zieh es an.“
    Wenige Minuten später begegnete Valandra ungläubig staunend ihrem eigenen Spiegelbild. „Großer Gott!“ Die Frau im Spiegel wirkte so würdevoll und elegant wie eine Königin.
    Dalvina befestigte die letzte Perlennadel in Valandras hoch gesteckter Frisur und trat von ihrem Werk zurück, um es zufrieden zu betrachten. In ihren Augen stand aufrichtige Bewunderung. „Du bist wunderschön, Val. Lord Ranulf müsste verrückt sein, wenn er dich tatsächlich einem anderen Mann überließe.“
    Valandra strich ehrfurchtsvoll über den kostbaren Stoff ihres Gewandes, der je nach Lichteinfall in den unterschiedlichsten Grün- und Blautönen schimmerte. Das exquisite Abendkleid schmiegte sich verführerisch eng um ihre schlanke Gestalt. Valandras Augen glitten zu ihrem üppigen Dekolleté, und sie errötete leicht. „Glaubst du nicht, dass es etwas zu gewagt ausgeschnitten ist?
    Vielleicht sollte ich ein Schultertuch darüber drapieren...“
    „Und dadurch deine betörendsten Waffen entkräften?“, lachte Dalvina gutmütig auf. „Unsinn! Dieser Ausschnitt ist geradezu perfekt für den heutigen Abend.“ Sie hakte sich bei Valandra unter und zog sie hinaus auf den Gang.
    „Auf in den Krieg! Lord Ranulf wird sicher keinen Millimeter von deiner Seite weichen.“
    Mit klopfendem Herzen ließ sich Valandra von ihrer Schwester die Stufen zur großen Halle hinunterführen.
    „Zapple nicht so herum, Val, und lächle. Wir gehen nicht zu deiner Hinrichtung, sondern zu einem Abendessen.“
    „Ach, tatsächlich? Weshalb fühle ich mich dann so, als ob mein letztes Stündchen geschlagen hätte?“
    „Genieß es einfach und lächle!“
    Wenn das bloß so einfach gewesen wäre. Valandras Blick suchte die große Halle, die von warmem Fackelschein und dem Kaminfeuer in goldenes Licht getaucht war, und plötzlich kamen ihr heftige Zweifel an Dalvinas Theorie. Himmel, Ranulf wollte anscheinend nichts dem Zufall überlassen. Er hatte nicht nur für stimmungsvolle Beleuchtung, sondern auch noch für romantische Klänge gesorgt. War das nicht sein Knappe, der da die Laute spielte?
    Sie schaute zu der reich gedeckten Tafel, die eines königlichen Besuches würdig gewesen wäre. Offensichtlich hatte Ranulf die Dienerschaft angewiesen, am heutigen Abend das kostbare Geschirr aufzudecken. Die mit Goldrändern verzierten Glaskelche funkelten mit den sauber polierten Tellern um die Wette.
    Valandras anfängliche Unsicherheit wich ihrem Ärger. Ranulf schien herzlich wenig von ihr als Frau zu halten, wenn er meinte, zu solchen Mitteln greifen zu müssen. Glaubte er tatsächlich, er wäre der einzige Mann, der sie

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