Im Zwiespalt der Gefuehle
schlang die Arme um seinen Nacken und küßte ihn mit einer Leidenschaft, die auch ihn erfüllte. Er drückte sie so fest an sich, daß es geradezu ein Wunder war, daß ihre Rippen nicht brachen. Ohne auch nur einen Augenblick seine Lippen von den ihren zu lösen, legte Rowan sie auf den Rücken und küßte sie mit fast gewaltsamer Begierde. All die aufgestaute Leidenschaftlichkeit, die sich in Jahren angesammelt hatte, brach hervor. Seit langem schien er auf diesen Augenblick und eine solche Frau gewartet zu haben.
Als ihre Beine sich um seine Hüften schlangen, erwachte seine Männlichkeit.
»Jura«, erklang eine Stimme.
Er knabberte zärtlich an ihren Lippen und konnte nicht genug von ihr bekommen. Sein harter Körper ruhte I schwer auf ihrer sanften Weiblichkeit.
»Jura, ist alles in Ordnung? «
Die Frau trommelte mit den Fäusten auf Rowans nackten Rücken. Doch er war so benommen von der Glut seiner Leidenschaft, daß er den Schmerz gar nicht wahrnahm.
»Sie werden uns entdecken«, flüsterte sie drängend. Ihre Stimme zitterte leicht und war unnatürlich hoch. »Laß mich los! «
Selbst wenn ihn jetzt ein Pferd niedergetrampelt hätte — er hätte es nicht bemerkt… Suchend tastete er nach ihrer Brust.
»Jura! « Die Stimme kam näher.
Jura griff nach einem Stein und schlug zu. Eigentlich hatte sie nur seine Aufmerksamkeit erregen wollen. Doch sie hatte wohl zu fest zugeschlagen, denn der Mann brach bewußtlos über ihr zusammen.
Sie hörte jetzt deutlich, wie die Rekrutinnen sich näherten. Hastig und voller Bedauern stieß sie den Mann beiseite. Einen Moment lang betrachtete sie seinen herrlichen Körper. Noch nie hatte sie etwas Vollkommeneres gesehen - er war muskulös und doch schmal; kräftig, aber nicht dick… und sein Gesicht glich dem eines Engels.
Ihre Hand glitt über seinen Körper, dann küßte sie rasch seinen Mund.
»Jura! Wo seid Ihr? «
Sie verfluchte die jungen Gardistinnen, die sie gestört hatten. Dann stand sie auf, damit sie sie sehen konnten. »Ich bin hier«, rief sie. »Nein, kommt nicht näher heran!
Hier ist es sehr schlammig. Wartet am Weg auf mich. «
»Es dämmert schon, Jura! « meinte ein sehr junges Mädchen.
>> Ja, das ist mir auch schon aufgefallen! « fauchte Jura.
»Geht voraus. Ich bin in einer Minute bei euch! « Ungeduldig wartete sie, bis ihre Gefährtinnen außer Sicht waren. Dann kniete sie neben dem bewußtlosen Mann nieder.
Vielleicht sollte sie ja schuldbewußt sein, weil sie fast mit diesem Unbekannten… nun ja! Doch dem war ganz und gar nicht so. Wieder berührte sie seine Brust. Wer war er? Er war weder ein Zerna noch ein Vatell wie Daire Vielleicht gehörte er zum Stamm der Fearen, die Pferde züchteten und zurückgezogen in den Bergen lebten. Aber der Fremde war zu groß, um ein Fearen zu sein.
Er regte sich. Jura wußte, daß sie fortgehen mußte, ehe er sie wieder mit diesen vor Leidenschaft brennenden Augen ansehen konnte, die ihren Seelenfrieden gefährdeten.
Sie lief zum Ufer, griff nach ihrer Kleidung und zog sich an, bevor sie zu den jungen Mädchen rannte. Immer noch konnte sie seine Hände und Lippen auf ihrem Körper spüren.
»Jura, Ihr seid ja ganz rot im Gesicht! « stellte eines der Mädchen fest.
»Vielleicht, weil Daire bald zurückkehrt«, meinte ein anderes spöttisch.
»Daire? « fragte Jura so, als hätte sie diesen Namen noch nie gehört. »Ach ja… Daire! « verbesserte sie sich schnell. Bei Daires Anblick hatte ihr Herz nie bis zum Hals geschlagen, und auch die Knie waren ihr nicht weich geworden… »Ja, Daire«, wiederholte sie mit fester Stimme.
Die Mädchen warfen sich vielsagende Blicke zu. Jura wurde langsam seltsam…
»Rowan! Wo bist du gewesen? « fragte Lora scharf.
»Ich… ich war schwimmen. « Er fühlte sich benommen und irgendwie berauscht. In seinem Kopf war nur noch sie… Er fühlte ihre Haut unter seinen Handflächen, und wahrscheinlich war sein Bauch immer noch dort gerötet, wo sie gesessen hatte. Er war nur fähig gewesen, sich anzuziehen und sein Pferd zu satteln, weil er diese Tätigkeiten im Schlaf beherrschte.
»Rowan«, sagte Lora leise. »Geht es dir gut? «
»Mir ist es noch nie besser gegangen«, murmelte er. Also das ist Begierde, dachte er. Das war also das Gefühl, das Männer dazu trieb, Dinge zu tun, die ihnen sonst nie in den Sinn kämen. Wenn diese Frau ihn gebeten hätte, für sie zu töten, sein Land zu verlassen oder seine Männer zu betrügen — er hätte nicht
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