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Im Zwiespalt der Gefuehle

Im Zwiespalt der Gefuehle

Titel: Im Zwiespalt der Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Sie riß es ihm aus der Hand, wobei sie es vermied, seine Fingerspitzen zu berühren. »Bekomme ich keinen Dank fürs Wiederbringen? «
    Plötzlich wurde es Jura bewußt, daß Cilean hinter Rowan stand. Sie hatte dem Wortwechsel aufmerksam gelauscht. »Ich muß gehen«, rief Jura. »Bleibt nur hier und wünscht Cilean viel Glück. « Sie drehte sich um und suchte ihr Heil in der Flucht.
    Jura war blind vor Zorn. Sie sah und hörte Daire nicht, bis er sie festhielt. Sie hielt ihn für Rowan. Heftig wehrte sie sich gegen seinen Griff — da erkannte sie Daire.
    »Wer hat dir etwas angetan? « fragte er mit zorniger Stimme. »Vor wem läufst du davon? «
    Sie klammerte sich an ihn. Niemand beachtete sie, denn es lagen sich viele Paare trunken in den Armen. Ihr Singen und Lachen war ohrenbetäubend.
    »Komm«, meinte Daire und führte sie zum Stand eines Hufschmiedes. »Was ist geschehen? «
    Sie schlang die Arme um seinen Hals. »Nichts. Überhaupt nichts. Halt mich fest und küß mich. « Daire küßte sie, doch er vertrieb Rowan nicht aus ihren Gedanken. »Morgen wird Cilean gewinnen und den Engländer heiraten. Könnten wir nicht auch morgen heiraten? «
    Daire runzelte die Stirn. »Woher kommt dieses plötzliche Interesse an mir und meinen Küssen? Warum verhältst du dich auf einmal wie eine Frau? «
    Sie stieß ihn fort. »Aber ich bin eine Frau. Bloß, weil ich mich nicht kleide wie Thals englische Tochter, heißt das noch lange nicht, daß ich als Frau weniger wert bin. «
    »Ich kenne dich, Jura. Ich kenne dich, seit du ein Kind warst. Du läßt deinen Verstand nicht von deinen Gefühlen beherrschen. «
    »Dann tue ich es eben jetzt!. « schrie sie ihn an, stürmte davon und lief zu den Unterkünften der Frauen.
    Dort wartete Cilean auf sie. Sie war sehr, sehr wütend. »Du wolltest gewinnen, nicht wahr? « fragte Cilean beherrscht. »Mich hat er geküßt, weil er dachte, du wärst es. Hinter meinem Rücken hast du um ihn geworben und mich angelogen! Du bist nie meine Freundin gewesen. Unsere Freundschaft bestand aus lauter Lügen! «
    Cilean fegte aus dem Zimmer. Sie ließ Jura zitternd zurück. Er hatte das zustande gebracht. Seit er nach Lankonien gekommen war, hatte sich ihr ganzes Leben verändert: Thal haßte sie, Cilean haßte sie, und Daire war eifersüchtig.
    Der einzige Weg, allen zu beweisen, daß sie sie nicht arglistig getäuscht hatte, bestand darin, daß Cilean morgen siegte. Und sie würde ihr dazu verhelfen. Dann wäre Jura endlich von Rowan befreit und konnte Daire heiraten. Er würde sie des Nachts so beschäftigen, daß sie an keinen anderen Mann mehr denken würde. Rowan interessierte sie nur rein körperlich. Das war kein Wunder — schließlich war sie eine jungfräuliche achtzehnjährige Frau… Alles, was sie brauchte, war ein starker, gesunder Mann, der neben ihr im Bett lag. Dann könnte sie diesen schwächlichen Engländer vergessen.
    Schwächlich, dachte sie. Wenn er schwächlich wäre, dann hätte ich all die Schwierigkeiten nicht.
    Als sie sich auskleidete, beschloß sie, bis zum letzten Blutstropfen zu kämpfen, um Cileans Sieg zu sichern. Sie und Cilean würden sich beim Stockfechten gegenüber stehen. Sobald Cilean ihren Stock heben würde, würde sie, Jura, umfallen. Jura, die Besiegte. Jura, die Verliererin.
    Morgen um diese Zeit würde Cilean wieder ihre Freundin und Daire ihr Ehemann sein. Morgen um diese Zeit war sie keine Jungfrau mehr.

6. Kapitel
    Am Morgen sah Cilean müde aus. Sie weigerte sich, mit Jura zu sprechen. Jura wollte ihr gegenüber ihr Versprechen bekräftigen, aber Cilean wandte sich ab.
    Die Frauen marschierten zum Turnierplatz. Jura kochte vor Wut. Eher würde sie sich die Arme abreißen lassen, als auch nur einen Kampf zu verlieren.
    Die Paarungen wurden gelost. Zu Juras Entsetzen bekam Cilean Mealla als Gegnerin im Ringkampf zugewiesen. Die anderen Teilnehmerinnen waren sichtlich erleichtert, besonders weil Mealla nur kämpfte, um zu gewinnen, Jura versuchte Cilean etwas Ermutigendes zuzuflüstern, aber Cilean funkelte sie nur an: »Das wolltest du doch, oder? Jetzt wirst du Königin. Willst du etwa Rowan vergiften und dann den Thron deinem Bruder zuschanzen? Oder begehrst du Rowan selbst? «
    Jura straffte sich. »Wenn du noch nicht einmal eine Zerna schlagen kannst, dann verdienst du es nicht, Königin zu sein. « Sie verließ die grollende Cilean.
    An diesem Tag mußte sie nur drei Kämpfe gewinnen. Der letzte Kampf würde der gegen Cilean sein —

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