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Imagica

Imagica

Titel: Imagica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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und der Körper gegen die beiden anderen Wächter prallte. Einer ging zu Boden und die Pistole rutschte ihm aus der Hand. Der andere mußte sich erst Blut aus dem Gesicht wischen, um seine Umgebung zu erkennen, aber er reagierte erstaunlich schnell und hätte den Menschen sicherlich erschossen, wenn Gentle nicht zur Leiche gehechtet wäre. Der Oethac drückte ab, doch die Kugel verfehlte Zacharias, der nach der Waffe auf dem Boden griff und das Feuer erwiderte. Sein Gegner ignorierte die Geschosse, die sich ihm in den Leib bohrten, bis eines das blutverschmierte Auge durchschlug. Der Wächter kreischte, taumelte zurück, ließ die Waffe fallen und preßte beide Hände auf die Wunde.
    Gentle ignorierte den dritten Mann, der auf dem Boden lag und stöhnte, und wandte sich statt dessen der Zellentür zu.
    Captain N'ashap stand Pie'oh'pah direkt gegenüber. Die eine Hand des Mystifs hatte sich um das Schwert geschlossen, und Blut rann aus dem tiefen Schnitt, aber N'ashap versuchte nicht, 510

    die Klinge in Pies Körper zu rammen. Er blickte der Gestalt vor ihm ins Gesicht, und seine Züge offenbarten Verwirrung.
    Gentle zögerte und wußte, daß er N'ashap aus einer Art Trance weckte, wenn er etwas unternahm. Was sah er jetzt?
    Jene Hure, die seiner Mutter ähnelte, oder ein anderes Echo von Tishalulle? Was auch immer: Der imaginäre Anblick genügte, um ihn daran zu hindern, Pie mit dem Schwert umzubringen.
    Tränen quollen dem Captain in die Augen. Der Mystif blieb völlig regungslos, wandte den Blick nicht von seinem Gegenüber ab und schien den Kampf zwischen N'ashaps Begehren und seinen mörderischen Absichten zu gewinnen.
    Die Hand um das Heft des Schwerts öffnete sich allmählich, und Pie ließ ebenfalls los. Die Klinge fiel zu Boden und verursachte dabei ein lautes Klirren und Scheppern, das N'ashap nicht überhören konnte. Verblüfft schüttelte er den Kopf und blickte zu der Waffe, die nun zwischen ihm und Pie'oh'pah lag.
    Der Mystif setzte sich in Bewegung und erreichte die Tür mit zwei langen Schritten. Gentle holte Luft, doch als seine Hand zum Mund flog, hörte er Huzzahs Schrei. Er sah durch den Korridor. Das Mädchen wich vor zwei weiteren Oethacs zurück; einer bemühte sich, es einzufangen, der andere starrte Zacharias an. Pie ergriff Gentle am Arm und zerrte ihn von der Zellentür fort, als N'ashap aufstand, das Schwert nahm und ihnen entgegenwankte. Gentle folgte einer jähen Eingebung, stieß ihn in die Zelle, warf die Tür zu, drehte den Schlüssel im Schloß und hörte, wie sich der Captain auf der anderen Seite gegen das Hindernis warf.
    Huzzah lief jetzt, und der Wächter holte schnell zu ihr auf.
    Gentle warf die erbeutete Waffe Pie zu und eilte dem Mädchen entgegen, um den Oethac keine Gelegenheit zu geben, es zu schnappen. Der Soldat war nur mehr einen Schritt hinter dem Kind, als Zacharias die Arme um Huzzah schlang und sich mit 511

    ihr zur Seite warf, um dem Mystif ein freies Schußfeld zu gewähren. Der Oethac erkannte die Gefahr und hob seine eigene Waffe.
    Gentle sah sich nach Pie um.
    »Erschieß den Mistkerl!« rief er, doch der Mystif starrte auf die Pistole in seiner Hand hinab, als klebte Kot daran.
    »Pie! Um Himmels willen! Schieß endlich!«
    Der Mystif hob die Waffe, schien jedoch nicht imstande, den Abzug zu betätigen.
    »Na los!« heulte Gentle.
    Pie'oh'pah schüttelte den Kopf - und ließ die Pistole wieder sinken. Seine Passivität hätte Huzzah, Gentle und ihm selbst das Leben gekostet, wenn die beiden Wächter nicht von zwei Kugeln am Nacken getroffen worden wären. Überrascht rissen sie die Augen auf, sanken zu Boden und regten sich nicht mehr.
    »Papa!« rief Huzzah.
    Aping und Scopique traten aus dem Halbdunkel. Der Vater blickte nicht zu seiner Tochter, die er gerade vor dem Tod bewahrt hatte, sondern starrte auf die von ihm erschossenen Uniformierten hinab. Seine Miene verriet Bestürzung, und er schien Huzzah kaum zu bemerken, als sie schluchzend zu ihm kam. Er sprach erst, als Gentle ihn an den Schultern rüttelte und meinte, daß sie fliehen müßten, solange sich ihnen eine Chance dazu bot.
    »Das waren meine Männer«, sagte er.
    »Und dies ist Ihre Tochter«, erwiderte Zacharias. »Sie haben die richtige Wahl getroffen.«
    N'ashap hämmerte noch immer an die Zellentür und rief um Hilfe. Sicher dauerte es nicht lange, bis noch mehr Wächter erschienen.
    »Zeigen Sie uns den kürzesten Weg nach draußen«, wandte sich Gentle an Scopique.
    »Zuerst möchte

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