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Imagica

Imagica

Titel: Imagica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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zu, die ihrerseits angegriffen und beraubt wurden.
    Nikaetomaas schloß eine Hand um Gentles Gürtel, damit sie in dem Chaos nicht voneinander getrennt wurden, und nach einer Weile gelang es ihnen, den Sockel der Statue zu erreichen. Die Maschine war ganz offensichtlich dazu 647

    bestimmt, das Tor zu blockieren, doch Nikaetomaas schien eine Möglichkeit zu kennen, das Hindernis für ihre Zwecke zu benutzen. Die Soldaten oben auf dem Wehrwall bemerkten nichts, denn sie blieb in der Menge verborgen, als sie niederkniete und an dem Gehäuse zerrte, in dem sich die Räder befanden. Unter den Fingern der Manglerin gab das Metall wie Pappe nach, und Nieten flogen. Als die Lücke groß genug geworden war, duckte sich Nikaetomaas hindurch, und Gentle folgte ihr. Der Sockel dämpfte den draußen herrschenden Lärm, und Zacharias vernahm nur ein unregelmäßiges Pochen, als Hungrige von den Statuen herunterfielen. Auf dem Bauch krochen sie durch lichtlose Finsternis, und Öl tropfte von dem großen, heißen Motor über ihnen herab. Als sie die andere Seite erreichten und Nikaetomaas damit begann, auch dort eine Öffnung zu schaffen, wurde das Geschrei plötzlich lauter.
    Gentle drehte sich um. Die Menge hatte das Loch im Gehäuse entdeckt und glaubte vielleicht, daß sich Schätze unter den Statuen verbargen: gleich Dutzende von Personen versuchten, den gleichen Weg einzuschlagen, den Gentle und die Manglerin genommen hatten. Zacharias half Nikaetomaas, während sich das Innere des Sockels rasch mit Leibern füllte.
    Es kam zu neuerlichen Auseinandersetzungen, als weitere Leute nachdrängten. Das Gebilde mochte gewaltig sein, aber es erzitterte nun und wankte - die Bewegungen der hungrigen Meute an den Statuen und unter dem Motor brachten es aus dem Gleichgewicht. Das Schwanken wurde immer heftiger, und schließlich wurde die Öffnung vor Gentle groß genug, um ihm einen Blick nach draußen zu erlauben: Ein weiter Hof erstreckte sich hinter den Heiligen, durchzogen von den Schienen der Maschine; neben den Gleisen lagen heruntergefallene Lebensmittel.
    Die Instabilität der doppelten Statue blieb nicht unbemerkt -
    zwei Wächter unterbrachen ihre aus Filetsteaks bestehende Mahlzeit, gaben mit erschrockenen Rufen Alarm und rannten 648

    fort. Nikaetomaas zögerte nicht, die gute Gelegenheit zu nutzen, kroch aus dem Sockel und zog Gentle ins Freie. Der Moloch erzitterte noch heftiger; die Soldaten über dem Portal setzten jetzt ihre Waffen ein und feuerten in die Menge, um sie zu vertreiben. Zacharias spürte Hände an Beinen und Füßen; er trat um sich, während ihm die Manglerin durch das Loch im Sockel half. Lautes Knacken vermittelte da eine Botschaft: Die Heiligen hatten das Taumeln satt und waren nun bereit, zu Boden zu stürzen. Gentle und Nikaetomaas stürmten geduckt über den Platz und verschwanden in der Dunkelheit, als die Statuen wie Betrunkene nach hinten kippten.
    Zahlreiche Verzweifelte hielten sich an ihnen fest und stürzten in den Tod. Die Heiligen prallten mit einem donnernden Krachen auf den Boden und platzten auseinander, zerschmetterten die Körper der Männer und Frauen, denen sie Essen gebracht hatten.
    Mehrere Soldaten eilten von den Wehrwällen herunter und schossen, um die Überlebenden daran zu hindern, durchs offene Tor vorzudringen. Gentle und Nikaetomaas verloren keine Zeit damit, dieses neue Entsetzen zu beobachten. Rasch setzten sie ihren Weg fort. Das Krachen von Schüssen sowie die Schreie der Verwundeten und Sterbenden folgten ihnen durch die Nacht.
    2
    »Was hat der Lärm zu bedeuten, Rosengarten?«
    »Am Tor der Heiligen hat sich ein kleines Problem ergeben, Sir.«
    »Werden wir angegriffen?«
    »Nein. Es handelt sich nur um einen eher unwichtigen Zwischenfall.«
    »Verluste?«
    »Nicht der Rede wert. Inzwischen ist das Tor wieder geschlossen.«
    649

    »Und Quaisoir? Wie geht es ihr?«
    »Seit dem frühen Abend habe ich nicht mehr mit Seidux gesprochen.«
    »Dann holen Sie das jetzt nach.«
    »Ja, Sir.«
    Rosengarten ging, und der Autokrat wandte sich wieder dem Mann zu, der reglos auf dem nahen Stuhl saß.
    »Die yzordderrexianischen Nächte...«, sagte er langsam.
    »Sie sind so lang. Weißt du, in der Fünften sind sie viel kürzer, und damals habe ich darüber geklagt, daß sie zu schnell zu Ende gingen. Aber jetzt...« Er seufzte. »Jetzt frage ich mich, ob es nicht besser wäre, zurückzukehren und den Grundstein für ein neues Yzordderrex zu legen. Was meinst du?«
    Der Mann auf

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