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Imagica

Imagica

Titel: Imagica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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jeden zum Schweigen, der sich als Gefahr für diese Domäne herausstellt.«
    McGann beugte sich vor. Er wirkte wie ein gutmütiger Onkel, der mit seinen Neffen nicht ganz zufrieden war.
    »Hubert erwähnte einen bevorstehenden Jahrestag. Aus gutem Grund. Es gibt Mächte, die bestrebt sind, das Chaos in unsere Welt zu tragen, und vielleicht bereiten sie sich darauf vor, das Jubiläum zu feiern.« Er deutete auf die Zeitung.
    »Bisher ist das hier der einzige Hinweis auf derartige Vorbereitungen, doch wenn sich weitere ergeben, so werden diese Gruppe und ihre Helfer sofort etwas dagegen unternehmen. Verstehen Sie?« McGann wartete keine Antwort ab. »Man leitet sorgfältige Ermittlungen ein. Akademiker und Esoteriker werden neugierig. Sie fangen an, Fragen zu stellen und zu träumen.«
    Dowd hob eine Braue. »Warum sollten damit Gefahren verbunden sein?«
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    »Spielen Sie nicht den Ahnungslosen!« stieß Bloxham hervor. »Wir alle wissen, was Sie und Godolphin angestellt haben. Sagen Sie's ihm, Hubert!«
    »Mir sind einige Artefakte... extraterrestrischen Ursprungs aufgefallen. Ich konnte ihre Spur zurückverfolgen, und sie führte zu Oscar Godolphin.«
    »Es fehlt ein klarer Beweis dafür«, schränkte Lionel ein.
    »Vielleicht hat man uns Lügen aufgetischt.«
    »Ich bin von Godolphins Schuld überzeugt«, sagte Alice Tyrwhitt. »Und ebenso von der Komplizenschaft dieses Mannes.«
    »Ich protestiere«, wehrte sich Dowd.
    »Sie haben sich mit Magie beschäftigt!« schrie Bloxham.
    »Geben Sie's zu!« Er erhob sich mit Zornesröte im Gesicht und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Geben Sie's zu!«
    McGann seufzte. »Setzen Sie sich, Giles.«
    »Seht ihn euch an.« Bloxham deutete mit dem Daumen zu Dowd. »An seiner Schuld kann überhaupt kein Zweifel bestehen.«
    »Sie sollen sich setzen«, wiederholte McGann und hob dabei die Stimme. Bloxham nahm eingeschüchtert Platz. »Sie stehen hier nicht vor Gericht«, wandte sich McGann an Dowd. »Es geht uns nur um Godolphin.«
    »Finden Sie ihn«, sagte Feaver.
    »Und wenn Sie ihn gefunden haben...«, fügte Shales hinzu.
    »Sagen Sie ihm, daß einige Dinge in meinem Besitz sind, die er vielleicht kennt.«
    Stille schloß sich an. Mehrere Mitglieder der Gruppe wandten den Kopf und sahen Matthias McGann an. »Ich glaube, das war's«, sagte er. »Irgendwelche Fragen?«
    »Nein«, erwiderte Dowd.
    »Dann dürfen Sie jetzt gehen.«
    Dowd verließ das Zimmer wortlos, und Charlotte Feaver begleitete ihn zum Lift. Allein und nachdenklich kehrte er ins 81

    Erdgeschoß zurück. Die Tabula Rasa war besser informiert, als er vermutet hatte, doch niemand von ihnen ahnte die Wahrheit.
    Als er zur Regent's Park Road zurückfuhr, ließ er noch einmal bestimmte Gesprächspassagen Revue passieren und prägte sie sich fest ein, um sich später erneut mit ihnen zu befassen. Die Nichtigkeiten des betrunkenen Wakeman; Shales Indiskretion; McGann, so glatt wie Stahl und Samt.
    Dowd stellte sich Godolphins Reaktion auf seinen Bericht vor und hörte bereits das Lachen seines Herrn, wenn er vom Kreuzverhör bezüglich des Aufenthaltsortes erfuhr.
    Irgendwo im Osten, hatte Dowd gesagt. Nun, vielleicht im Osten von Yzordderrex, in den Kesparaten unweit des Hafens, wo Oscar um Schmuggelware aus Hakaridek oder von den Inseln feilschte. Möglicherweise befand er sich auch an einem ganz anderen Ort, an dem Dowd ihn nicht erreichen konnte.
    Die Tabula Rasa mußte warten, bis er aus eigenem Antrieb zurückkehrte. Doch je mehr Zeit verstrich, desto größer wurde die Wahrscheinlichkeit, daß ein Mitglied der Gruppe ihren bisher stummen Argwohn in Worte faßte: Godolphins Handel mit Talismanen und ähnlichen Dingen mochte nur die Spitze des Eisbergs sein. Vielleicht vermuteten Bloxham und die anderen sogar, daß er Ausflüge unternahm.
    Oscar war natürlich nicht der einzige Fünftier, der zwischen den verschiedenen Welten wechselte. Es gab viele Wege von der Erde zu den zusammengeführten Domänen, manche von ihnen sicherer als andere. Aber sie alle wurden benutzt, und nicht nur von Magiern. Dichter hatten auf die andere Seite (und manchmal auch wieder zurück) gefunden, ebenso wie Priester und Eremiten, die sich so sehr auf die Essenz des eigenen Selbst besannen, daß das In Ovo sie umhüllte und in eine andere Welt ausspie. Jede Seele, in der genug Verzweiflung oder Inspiration wohnte, konnte Zugang erhalten.
    Trotzdem: Dowd kannte kaum jemanden, der diese Reise so gewohnheitsmäßig unternahm wie

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