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Imagica

Imagica

Titel: Imagica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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erwiderte Clem mit einer für Judith erschreckenden Offenheit. Er und Taylor sahen sich an, und in ihren Blicken kam so etwas wie grimmige Bewunderung zum Ausdruck. Jude ahnte, daß Clems grausame Worte zu der Methode gehörten, die es diesen beiden Männern erlaubte, mit der Tragödie fertig zu werden.
    »Das möchtest du gern, wie?« entgegnete Taylor. »Nun, ich begnüge mich mit einem Orangensaft. Nein, bring mir eine Virgin Mary. Wird den Umständen besser gerecht.«
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    »Ich dachte, es sei eine heidnische Weihnachtsparty«, sagte Judith, als Clem forteilte, um die Getränke zu holen.
    »Warum sollten allein Christen Anspruch auf die Mutter Gottes erheben?« fragte Taylor. »Damals wußten sie kaum etwas mit ihr anzufangen. Setz dich, Schatz. Wie ich hörte, bist du im Ausland gewesen.«
    »Ja. Aber ich bin rechtzeitig genug zurückgekehrt, um dich zu besuchen. In New York ergaben sich einige Probleme.«
    »Wessen Herz hast du diesmal gebrochen?«
    »Es waren Probleme anderer Art.«
    »Ach? Wenn du einen Beichtvater suchst... Ich bin gern zu Diensten.«
    Judith lächelte schief, und ihre Lippen bewegten sich von ganz allein - obgleich sie sich vorgenommen hatte, nichts verlauten zu lassen.
    »Jemand hat versucht, mich zu ermorden«, sagte sie.
    »Soll das ein Witz sein?«
    Jude schüttelte den Kopf.
    »Was ist geschehen?« fragte Taylor. »Heraus damit. Derzeit höre ich gern davon, daß auch andere Leute in Schwierigkeiten stecken.«
    Sie berührte seine knochige Hand. »Sag mir erst, wie's dir geht.«
    »Eine groteske Angelegenheit«, sagte Taylor. »Clem ist wundervoll, aber selbst die liebevollste Pflege kann mich nicht heilen. An manchen Tagen fühle ich mich recht gut, an anderen ziemlich schlecht. Wie meine Mutter früher sagte: Ich stehe schon mit einem Bein im Grab.« Er sah auf. »Achtung, da kommt Sankt Clemence vom Orden der Bettpfanne. Wir sollten besser das Thema wechseln. Clem, hast du von Judy gehört, daß man einen Mordanschlag auf sie verübte?«
    »Nein. Wo geschah das?«
    »In Manhattan.«
    »Ein Straßenräuber?«
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    »Nein.«
    »Doch nicht jemand, den du kanntest?« fragte Taylor.
    Judith zögerte, und eine innere Stimme riet ihr davon ab, die ganze Geschichte zu erzählen. Dann bemerkte sie das erwartungsvolle Schimmern in Taylors Augen, und die Vorstellung, ihn zu enttäuschen, erschien ihr unerträglich.
    Schließlich gab sie sich einen Ruck und begann mit dem Bericht. Taylor unterbrach die Schilderungen mehrmals mit Ausrufen, die auf entzückte Verblüffung hindeuteten, und Jude spürte, wie sie das Interesse des Publikums zu genießen begann. Sie hatte plötzlich das Gefühl, nicht etwa die bittere Wahrheit zu präsentieren, sondern etwas Erfundenes. Nur einmal geriet sie aus dem Schwung, als sie Gentles Namen nannte und Clem daraufhin erwähnte, auch Zacharias sei eingeladen. Ihr Herzschlag setzte für eine Sekunde aus, und sie schnappte nach Luft.
    »Und der Rest?« drängte Taylor. »Was passierte dann?«
    Judith sprach weiter, aber sie saß mit dem Rücken zur Tür und fragte sich jetzt ständig, ob Gentle hereinkam. Die Ablenkung blieb nicht ohne Einfluß auf ihre Erzählung.
    Andererseits: Vielleicht bot eine vom Opfer dargebotene Mordgeschichte nur eine begrenzte Anzahl von Überraschungen. Hastig nannte Jude die letzten Fakten.
    »Wichtig ist - ich lebe noch«, sagte sie.
    »Darauf trinke ich«, erwiderte Taylor. Er hatte seine Virgin Mary nicht angerührt und reichte den Drink Clem. »Nur ein Tropfen Wodka«, bat er. »Ich bin bereit, mich mit den Konsequenzen abzufinden.«
    Clem zuckte widerstrebend mit den Schultern, nahm Judiths leeres Glas und bahnte sich einen Weg durch die Menge zur Bar. Dadurch bekam Jude einen Vorwand, sich umzudrehen und den Blick durchs Zimmer schweifen zu lassen. Seit sie bei dem Kranken Platz genommen hatte, waren fünf oder sechs neue Gäste erschienen. Gentle gehörte nicht zu ihnen.
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    »Hältst du nach dem Richtigen Ausschau?« fragte Taylor.
    »Er ist noch nicht eingetroffen.«
    Judith sah ihn an und bemerkte sein amüsiertes Lächeln.
    »Wen meinst du?«
    »Zacharias.«
    »Und was findest du so komisch?«
    »Dich und ihn. Die faszinierendste Affäre des letzten Jahrzehnts. Wenn von ihm die Rede ist, verändert sich deine Stimme. Dann ist sie...«
    »Giftig.«
    »Samtweich. Voller Sehnsucht.«
    »Ich sehne mich nicht nach Gentle.«
    »Entschuldige bitte«, sagte Taylor schelmisch. »War er gut im Bett?«
    »Es geht.«
    »Soll ich

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