Immer Ärger mit den Männern: Roman (German Edition)
entdeckte, rang sie empört nach Luft. Sie wusste, was das war. Diese verräterischen Spuren wurden von der vulgären Jugend Knutschflecke genannt. Oh! Wenn sie daran dachte, dass von dieser kleinen Schlampe die Herrschaft über ihr Zuhause übernommen worden war! Nun, Fräulein Astor Lowells Stammbaum mochte ohne Fehl und Tadel sein, doch dieser niederrangige Prolet, der dort drüben in der Ecke flegelte, hatte sie inzwischen eindeutig vom Pfad der Tugend abgebracht.
Celeste entschuldigte sich eilig. Anders als gewisse andere Leute war sie sich ihrer Pflichten stets bewusst, weshalb sie selbst in einem Augenblick wie diesem eisige Höflichkeit walten ließ, dann jedoch eilte sie schnaubend zurück in ihre eigenen Gemächer und riss einmal kraftvoll an dem Klingelzug, der in der Ecke des Wohnzimmers hing.
Jetzt wusste sie, was sie zu tun hatte, und sie wusste auch genau wann. Es war nur gerecht, dass ihr der perfekte Zeitplan von Juliet persönlich ausgehändigt worden war. Alles, was sie selbst noch zum Gelingen ihres Vorhabens beitragen musste, war das passende Werkzeug.
Apropos Werkzeug, wo in aller Welt blieb Lily? Sie war in letzter Zeit geradezu unerträglich langsam. Die Zeit war knapp, und Celeste hatte einen Auftrag für die alte Frau, doch sie konnte ihn ihr wohl kaum erteilen, wenn sie bereits Stunden brauchte, bis sie endlich einmal erschien, wenn man nach ihr rief. Tja, Lily könnte sofort wieder kehrtmachen, wenn sie käme, und hinaus in den Schuppen schlurfen.
Und dort auf die Suche nach der Säge gehen.
Auch zwei Tage später machte Beau noch immer das Gefühl zu schaffen, das ihn überkommen hatte, als sein Blick auf die Knutschflecke an Juliets Hals gefallen war. Es beschämte ihn, sich eingestehen zu müssen, dass er geradezu stolz darauf gewesen war, und vor allem fand er es in höchstem Maße irritierend, wie gut er sich daran erinnern konnte, der Länge lang auf ihrem Bauch zu liegen, ihrer beider Finger miteinander zu verschränken, ihre Arme über ihrem Kopf auf das Bettlaken zu pressen und an ihrem langen, schlanken Hals zu saugen, bis sein Mund regelrecht angeschwollen war.
Dann war da noch die Tatsache, dass es ihm zum allerersten Mal vollkommen egal war, was seine Schwester von ihm hielt. Als Anabel gewagt hatte, ihn wie einen notgeilen Teenager zu rüffeln, hätte er sie am liebsten rüde angeschnauzt. Nur mit größter Mühe war es ihm gelungen, sich darauf zu beschränken, sie derart finster anzustarren, dass sie garantiert die Lust verloren hatte, sich weiterhin in eine Sache einzumischen, die sie nicht das Geringste anging, dachte er und schnaubte gleichzeitig verächtlich auf.
Ja, sicher. Als hielte ein egal wie böser Blick sie von irgendetwas ab. Inzwischen wusste bestimmt halb New Orleans über die Knutschflecke an Juliets Hals Bescheid.
Doch um sich darüber ernsthafte Gedanken zu machen, fehlte ihm einfach die Zeit. Das bisschen Freizeit, das sie beide hatten, hatte er mit dem Bemühen zugebracht, Juliet zu versöhnen. Anders als seine Schwestern schrie sie ihn nicht an und knallte keine Türen, doch es war erstaunlich, wie gut sie ihr Missfallen zum Ausdruck bringen konnte, ohne auch nur die Stimme zu erheben, überlegte er und blickte dorthin, wo sie hinter einem Schreibtisch direkt neben dem Wasserspender saß.
Da es keinen sichereren Ort als eine Wache gab, hatte er sie in den letzten Tagen immer mit auf das Revier gebracht. Heute hatte sie auch noch Roxanne mit aufs Revier geschleppt, um mit ihr gemeinsam ihre eigene Arbeit fortzuführen, während er nach alten Fällen suchte, in denen es um antike Schusswaffen gegangen war. Zwar flirtete Roxanne fast pausenlos mit Bettencourt, statt ihrer Arbeit nachzugehen, doch das war Juliet offenbar egal. Seit ihrer Ankunft hing sie pausenlos an ihrem Handy und schrieb sich eifrig irgendwelche Dinge auf.
Die Knutschflecken waren inzwischen weit genug verblasst, dass sie wieder einen Knoten tragen konnte. Bis gestern hatte sie ihr Haar offen auf die Schultern hängen lassen, und als er seinen Blick von ihr zurück auf den Computerbildschirm lenkte, verzog er übellaunig das Gesicht. Er verspürte ganz bestimmt nicht das Verlangen, sie abermals zu zeichnen, oh nein, ganz sicher nicht.
»Hast du vielleicht die Absicht, Josie Lee und mir bis ans Ende deines Lebens aus dem Weg zu gehen?«
Beau hob überrascht den Kopf und bemerkte, dass Luke Gardner aggressiv und rastlos auf der anderen Seite seines Schreibtischs stand, er
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