Immer Ärger mit den Männern: Roman (German Edition)
beinahe schick. Einzig seine braunen, knöchelhohen, mit gummierten Spitzen versehenen Turnschuhe passten nicht zu dem eleganten Bild … dachte sie zumindest, bis er sich, um sich an Celeste vorbeizuschieben, leicht zur Seite drehte und sie gleichzeitig entsetzt und fasziniert eine Ecke seines ledernen Waffenhalfters und den in Höhe seiner linken Hüfte in die Luft ragenden bedrohlichen Knauf einer Pistole sah.
»Ist das wirklich nötig?«, fragte sie und nickte kurz in Richtung seiner Waffe.
»Wie soll ich dich wohl ohne dieses Ding beschützen, Süße? He, ich habe den erschreckenden Brief dieses Menschen gelesen, dem es offenbar missfällt, dass du diesen alten Kasten in ein Hotel verwandelt hast.« Spöttisch zog er eine seiner schwarzen Brauen in die Höhe. »Bei diesem Empfang der historischen Gesellschaft könnte also alles Mögliche passieren, und die Sache könnte wirklich hässlich werden, also bin ich lieber gewappnet.« Inzwischen hatte er sich, wie gewöhnlich viel zu dicht, vor Juliet aufgebaut.
»Sie finden das wirklich lustig, oder?«
»Oh, ja, ich bin total verrückt danach, mit einer Krawatte rumzulaufen.« Dann blickte er mit einem Mal mit zusammengekniffenen Augen auf ihren Mund und fragte sie mit barscher Stimme: »Woher kommt der Lippenstift? Ich habe ausdrücklich gesagt, dass du das Hotel nicht ohne mich verlassen sollst. Auch wenn wir beide finden, dass der Auftrag, dich zu schützen, eine reine Farce ist, nehme ich auch in diesem Fall meine Arbeit durchaus ernst.«
Juliet starrte ihn betroffen an, weshalb Roxanne für sie erklärte: »Sie hat das Hotel nicht verlassen. Wir haben den Lippenstift bei Dillards bestellt und abholen lassen.«
»Oh.«
»Woher in aller Welt wissen Sie überhaupt, dass er neu ist? Tja, ich nehme an, bei der Polizei wird man dafür bezahlt, dass einem nichts verborgen bleibt.«
Eine dumpfe Röte stieg in sein sonnengebräuntes Gesicht, doch eine Antwort blieb ihm dank Celeste erspart.
»Wenn wir nicht zu spät kommen wollen, sollten wir jetzt besser fahren«, erklärte sie entschieden und hielt Juliet einen Zettel hin. »Hier ist eine Liste der Gäste, die von Bedeutung sind. Ich habe eine kurze Biographie der einzelnen Personen beigefügt. Eigentlich wollte ich sie mit Ihnen auf der Fahrt durchgehen, aber so müssen Sie sie eben einfach selber lesen.«
Beau entfuhr ein Schnauben und Juliet wandte sich ihm zu. »Benehmen Sie sich, auch wenn das vielleicht eine völlig neue Erfahrung für Sie ist.« Sie nahm den Zettel von Celeste entgegen. »Danke. Das wird mir sicher eine große Hilfe sein.«
»Oh ja, sicher. Schließlich will man niemanden ignorieren, der vielleicht bedeutsam ist.« Beau packte sie am Handgelenk und stapfte Richtung Tür. »Wer als Erster da ist«, forderte er Celeste vor dem Hinausgehen heraus und verzog den Mund zu einem breiten, barbarischen Grinsen, als sie ihn böse ansah.
»Nenn mich meinetwegen paranoid, Rosenknospe«, erklärte er, während er Juliet über den blanken Marmorboden der Eingangshalle zog. »Aber ich könnte mir vorstellen, dass dich diese Frau nicht mag.«
Celeste arbeitete sich durch die Versammlung in dem alten, noch vor dem amerikanischen Bürgerkrieg entstandenen Herrensitz, indem sie wie eine Politikerin bei einer Wahlkampfveranstaltung lächelnd und plaudernd von einer Gruppe zur nächsten schlenderte und Juliet den wichtigeren Leuten vorstellte, wann immer sie in ihre Nähe kam. Sie wusste, dass sie äußerlich wie immer wirkte, innerlich jedoch war sie vollkommen panisch. Der rüpelhafte junge Mann mit dem respektlosen Benehmen eines echten Proleten war ein Polizist.
Das war eine Katastrophe. Anscheinend war es ein grober Fehler gewesen, dem Unternehmen einen Drohbrief zukommen zu lassen. Aber der Gedanke, dass das Heim ihrer Vorfahren in eine stillose Yankeeabsteige verwandelt werden sollte, hatte einen solchen Zorn in ihrem Innern wachgerufen, dass sie, obgleich sie wusste, dass es völlig sinnlos wäre, einfach dem Verlangen nachgegeben hatte, ihren Protest schriftlich zu formulieren. Oje. Wie hatte ihr ein solcher Fehler unterlaufen können? Ihr impulsives Vorgehen hatte ihr eindeutig mehr geschadet als genützt.
Celeste tauschte ein paar oberflächliche, unehrliche Schmeicheleien mit May Ellen Beudrey aus – diese hatte ihr die Tatsache, dass sie ihr den schneidigen Lieutenant Grayson auf dem Debütantinnenball 1956 ausgespannt hatte, bis heute nicht verziehen -, dann sah sie sich verstohlen
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