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Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition)

Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition)

Titel: Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kanitz
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geliebten Hermann suche ich allein aus.«
    Ich stoppte meinen Lauf, ganz froh über die Ablenkung. »Wo ist sie denn?«
    Oma Grete stieß ein abfälliges Schnauben aus. »Drinnen bei den Ponys und heult denen was in die Mähnen. Wie kindisch!«
    Hm, ich konnte Großtante Marie verstehen. Rasch verdrückte ich mich ins Innere.
    Im Stall empfing mich der Duft nach Heu und warmen Ponyleibern.
    Tröstlich. Ich dachte daran, wie oft ich früher hier Zuflucht gesucht hatte. Fast jeder Kummer war kleiner geworden, wenn ich mich hinter ein paar Strohballen verkrochen hatte.
    Die letzten beiden Pferde waren verkauft worden, nachdem erst ich und dann Jan den Hof verlassen hatte. Für die Gäste genügten die Ponys – Opa Hermann war längst zu alt zum Reiten, und weder Mama noch Papa hatten je besondere Ambitionen in diese Richtung gezeigt. Manchmal brachte ein Feriengast sein eigenes Pferd mit. Deshalb war dieser Stall geblieben, wie ich ihn seit meiner Kindheit kannte.
    Als ich die große Box betrat, die Ernie und Bert gemeinsam bewohnten, brauchte ich eine Weile, um die schmale Gestalt im Halbdunkeln zu entdecken. Großtante Marie lehnte an der Futterkrippe und wischte sich schnell über die Augen, als ich näher kam.
    »Schwarzer Carrara-Marmor«, flüsterte sie mit Entsetzen in der Stimme. »Grete will einen Grabstein aus schwarzem Carrara-Marmor. Mit goldener Inschrift! Und riesig. Viel zu groß für ein Urnengrab. Wie findest du das?«
    »Grauenvoll«, gab ich zurück, und das war wirklich meine Meinung. »Opa Hermann hätte ein schlichter Findling gefallen.«
    »Nicht wahr? Bescheiden, wie er war. Er mochte keinen Schnickschnack. Aber auf mich hört sie nicht. Vielleicht könntest du …«
    Bei aller Liebe wurde mir jetzt auch Großtante Marie zu viel. Ich hörte, wie draußen ein Wagen vom Hof fuhr, drückte Marie einmal kurz und murmelte: »Keine Sorge, wir bringen sie noch irgendwie davon ab.«
    »Glaubst du?«
    »Ganz sicher. Aber jetzt muss ich los.«
    »Wohin denn?«
    Das wusste ich selbst nicht so genau. Dann fiel mir der Baggersee ein. Nicht zum Ertrinken, sondern zum Nachdenken. Gute Idee. Ich sah mich schnell im Stall um, entdeckte ein altes Herrenfahrrad und schwang mich in den Sattel.
    »Willst du mich umbringen?«, rief Oma Grete, als ich an ihr vorbeisauste.
    »Noch ’ne Tote«, steuerte Jan bei, der gerade aus dem Haus trat. Er hielt mein Blackberry hoch. »Sissi wollte noch mal mit dir reden.«
    »Später.«
    »Was ist hier los?«, verlangte Papa zu wissen und stellte sich neben Jan.
    »Ich muss mal kurz weg!«, rief ich überflüssigerweise. Da war ich schon am Tor.
    »Und was ist mit Hertha?«, fragte Jan.
    Hatte ich vorübergehend vergessen.
    Ich bremste ab und warf meinem Bruder einen bittenden Blick zu. »Kannst du schon mal mit der Suche anfangen? Ich bin spätestens in einer Stunde wieder da. Versprochen.«
    Jan nickte, während Oma Grete die Fäuste in die Hüften stemmte und sich mit lauter Stimme erkundigte: »Hertha? Wer soll das sein? Etwa noch ein Liebchen von meinem Hermann? Wollte die vielleicht mit ihm durchbrennen? Ha! Dafür ist es nun zu spät.«
    »Wie man’s nimmt«, murmelte ich und speicherte diese neuen Informationen in einer Ecke meines Gehirns ab, die noch nicht überquoll. Waren nicht mehr viele übrig. Opa Hermann ein Frauenheld? Nee, ne?
    Irgendwann würde ich darüber auch mal nachdenken. Nur bitte nicht jetzt.
    Ich stieg wieder in die Pedale und fuhr weiter.
    »Nele!« Ein kurzer Blick über die Schulter, und ich sah Papa winken. »Bleib nicht so lange weg. Du hast um drei einen Termin in Lüneburg bei Opas Anwalt.«
    Anwalt? Rechtsanwalt? Jurist?
    Liebling?
    Nichts wie weg!

8.
    Mal hü, mal hott
    Ich war wieder siebzehn, verliebt bis zum Anschlag und ziemlich hin- und hergerissen zwischen meinen Gefühlen für Karl und dem dringenden Wunsch, Nordergellersen und meiner Familie den Rücken zu kehren. Keine einfache Sache, zumal mir bewusst war, dass Karl niemals seine Heimat verlassen würde.
    Er war ein junger Mann mit Wurzeln in der Erde, während ich mich wie ein Blatt im Wind fühlte.
    Mit siebzehn durfte man auch pathetisch sein.
    So gab es schon damals oft Stress zwischen Karl und mir. Ich wollte gehen, er wollte nicht mit. Ich malte ihm die große, weite Welt in den schönsten Farben aus, er schüttelte stur den Kopf und behauptete, zu Hause sei es am schönsten. Außerdem sollte er den Hof übernehmen; er war das einzige Kind der Küppers.
    Die eine oder andere

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