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Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition)

Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition)

Titel: Immer Ärger mit Opa: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kanitz
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nichts von einem gewissen Anwalt namens Liebling, der nach Zedern duftete. Und kanadischem Himmel.
    Mal davon abgesehen, dass Karl als Nachbar vermutlich über meine Familie besser informiert war als ich selbst.
    »Schade.«
    Er schien es tatsächlich zu bedauern, dass ich nicht auch auf ein Treffen gehofft hatte.
    »Hey, was soll das? Wir sind seit dreizehneinhalb Jahren getrennt, weil du … weil du es eben so wolltest.«
    Vor Empörung stampfte ich mit dem Fuß auf, was auf dem weichen Boden jedoch keine große Wirkung hatte. Ich war hier die Verlassene! Ich allein hatte das Recht, um meine große Liebe zu weinen. Ich war das Opfer. So!
    Karl sagte lange gar nichts, schaute nur auf den Baggersee hinaus. Keine Ahnung, wie viel Zeit dabei verstrich.
    »Es war nicht immer leicht, mit dir zusammen zu sein«, murmelte er, als ich schon dachte, wir würden uns hier so lange anschweigen, bis es für mich Zeit wurde, nach Lüneburg zu fahren. Sollte er bloß nicht denken, ich würde zuerst wieder was sagen.
    Ich war eine Lüttjens! Ich konnte jetzt auch andere Leute ohne Ende anschweigen.
    Hm, Karl hätte auch besser noch geschwiegen, als so einen Schrott von sich zu geben.
    »Geht’s noch?«, fragte ich. »Hast du eine Ahnung, wie nervig es war, mein Leben mit einer niedersächsischen Eiche zu planen? Sturmfest und erdverwachsen! Ha! Du wolltest dich keinen Zentimeter von deinen geliebten Kühen wegrühren. Eine deiner Süßen hätte glatt Euterentzündung kriegen können, wenn du mal drei Minuten nicht da gewesen wärst. Woanders leben? Kam für dich nie in Frage. Mit mir mal verreisen? Klar, zweimal an die Ostsee und einmal nach Avignon. Und wie es dir gefallen hat! Im Vergleich zu dir war Jesus auf dem Kreuzweg richtig gut drauf.«
    Ich brach ab und schämte mich ein bisschen.
    Das war jetzt unter meinem Niveau gewesen.
    Da durfte ich mich auf einen heftigen Gegenschlag gefasst machen. Karl konnte mir vorwerfen, dass es für jemanden wie ihn ein Alptraum war, eine Frau zu lieben, die immer nur wegwollte. So weit weg von Nordergellersen wie möglich. Er konnte mich daran erinnern, wie oft ich ihn mit meinen Reise- und Zukunftsplänen in den Wahnsinn getrieben hatte.
    Tat er aber nicht. Er sagte nur leise: »Schätze, ich habe immer gewusst, dass du eines Tages fortgehen würdest. Und ich konnte nicht mit. Ich war der falsche Mann für dich.«
    Ich musste schlucken. War ich nach Nordergellersen gekommen, um über mein Leben nachzugrübeln? Nein. Wollte ich mir irgendwas eingestehen müssen? Zum Beispiel, dass Karl aus Notwehr die Heideblütenkönigin angebaggert hatte? Nein, nein, nein! Ich kam bloß grad nicht drumherum.
    »Kannst du dich noch an den Abend auf dem Heideblütenfest erinnern?«
    »Logo«, knurrte ich. ( Logo ! Die Neunziger ließen grüßen.) Schon stand sie mir wieder vor Augen, die dralle Blondine, die auf einmal an Karls Hals hing, dort, wo eigentlich ich hingehört hatte.
    Karl unterbrach meine eingefahrenen Gedankengänge. »Du hast mir erzählt, dass du einen Platz in der Münchener Hotelfachschule bekommen hast. Und du warst sehr glücklich darüber.«
    »Aber ich hab dir auch gleich gesagt, dass ich genauso gut nach Hamburg gehen konnte, da gibt es auch eine gute Schule. Und so oder so wollte ich jedes Wochenende herkommen.«
    Karl löste seinen Blick vom See und schaute mich an. »Dein größter Wunsch war es, nach München zu gehen. Du warst unglücklich hier, du hast es in deiner Familie nicht mehr ausgehalten. Weißt du es nicht mehr? Du hast immer gesagt, dass dein Leben erst an dem Tag richtig anfangen würde, an dem du ein paar hundert Kilometer zwischen dich und die Lüttjens legen konntest.«
    »Hab ich das?«, murmelte ich.
    »Oft genug. Der Einzige, der dich hier noch gehalten hat, war ich.«
    »Karl, bitte! Sag jetzt nicht, du hast dich über die Blondine hergemacht, um dich aufzuopfern. So nach dem Motto: Ich sterbe bei einer schnellen Nummer den Märtyrertod, damit du frei bist.«
    Er lachte, und das gefiel mir besser als der ernste Blick von eben. »Quatsch. Birthe war echt ein heißer Feger, und ich hatte verdammt viel getrunken nach deiner Ankündigung mit der Schule. Sekt, Jägermeister, Bier. Alles durcheinander. Habe ich nicht besonders gut vertragen.«
    Heißer Feger. Ah ja. Ich wartete auf die alte Wut, doch sie kam nicht. An ihre Stelle trat eine seltsame Müdigkeit. Ich lehnte mich leicht an Karl, fuhr aber gleich wieder zurück. Es fühlte sich vertraut an, und das war

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