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Immer diese Gespenster

Immer diese Gespenster

Titel: Immer diese Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Gallico
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sind, darauf hereinzufallen. Ein Kind würde sich nicht so leicht ins Bockshorn jagen lassen. Kinder fürchten sich zwar im Dunkeln, aber Erwachsene haben Tag und Nacht vor soundso vielen Dingen Angst, und es ist leicht, sie zu erschrecken. Aber manchmal führt ein heftiger Schreck zu einem Unglück oder gar zum Tod.»
    «Manchmal», flüsterte Noreen, «könnte ich Mummy .umbringen, weil sie sich alles von Daddy gefallen läßt. Und Daddy erst recht.»
    Hero ignorierte das und fuhr fort: «Erwachsene, die an solch einfältige Dinge glauben und sie gar fürchten, sind in gewissem Sinne krank. Man sollte sie gesund pflegen und nicht noch kränker machen. Du möchtest doch Krankenschwester werden, Noreen. Weißt du, welcher Aufgabe eine Krankenschwester sich mit Herz und Seele widmet?»
    Das Kind wandte sich ab und schlug die Augen nieder.
    «Ja», sagte Hero, «der Aufgabe, kranke Menschen gesund zu pflegen.»
    Noreens Stimme klang sehr kleinmütig und leise, als sie sagte: «Gut, ich verspreche es.»
    «Ich verspreche auch.»
    «Auf Ehrenwort? Wollen Sie Ihr Versprechen mit einem Kuß besiegeln — einem richtigen, meine ich, nicht bloß auf die Backe?»
    «Gut, mit einem richtigen.» Sie erhoben sich und reichten sich die Hand. Dann beugte er sich nieder und küßte sie zärtlich auf die Lippen. Ihr junger, unschuldiger Mund hing an dem seinen — ein unvergeßlicher Augenblick für die heranwachsende Noreen. Dann, als zwei weiße Reiher aus dem Schilf aufstiegen und den Fluß hinuntersegelten, setzten die beiden ihren Spaziergang fort und gingen am Ufer entlang bis zur alten Brücke.

20

Mister Jellicot weint

    Um drei Uhr nachmittags hatte Hero zwei nicht gerade angenehme Unterredungen: eine mit Horace Spendley-Carter und die andere mit Mr. Jellicot; die erste verschaffte ihm doch immerhin eine gewisse Befriedigung.
    Spendley-Carter forderte ihn geradezu heraus, indem er Hero in seinem Zimmer aufsuchte und sagte: «Ich möchte ein Wort mit Ihnen reden, wenn Sie gestatten», und dann die Gründe anführte, die ihn dazu veranlaßten. «Ich wollte Sie wissen lassen, daß ich nach den Ereignissen der vergangenen Nacht beschlossen habe, der Presse Mitteilung zu machen. Ich erachte das als meine Pflicht. Da ich in der Öffentlichkeit einiges Ansehen genieße, würde ein persönlicher Bericht über das, was sich in Paradine Hall zuträgt, von größtem Wert sein. Immerhin wollte ich Sie mit Rücksicht auf Lord Paradines und Ihre eigene Stellung davon in Kenntnis setzen, bevor ich die nötigen Schritte unternehme. Ich besitze Freunde sowohl bei der als auch beim . Sie werden nichts dagegen einzuwenden haben, nehme ich an.»
    Hero, der an seinem Schreibtisch saß und den Stoß Notizen studierte, die er sich über den Fall gemacht hatte, drehte sich um und blickte interessiert, aber nicht freundlich zu dem großen, selbstgefälligen Mann auf. Er forderte ihn nicht auf, Platz zu nehmen, sondern sagte: «Ja, ich verstehe. Ich kann Sie nicht daran hindern, zu tun, was Sie für richtig halten. Offen gestanden bin ich eben damit beschäftigt, Material für einen eigenen Artikel zusammenzustellen.»
    «Was?» brüllte Spendley-Carter. «Darauf wollen Sie also hinaus! Ich soll den Mund halten, damit Sie einen Artikel veröffentlichen und den Erfolg für sich allein verbuchen können. Und dabei habe ich angeboten, Ihren Namen in dem meinigen zu erwähnen. Nun, das werden wir Ihnen versalzen.» Er zitterte vor aufrichtiger Entrüstung.
    Den Verstand vom Zorn verdunkelt, würde er nur um so leichter in die Falle gehen, dachte Hero und erwiderte gelassen: «Sie verdächtigen mich zu Unrecht. Ich plane einen wissenschaftlichen Aufsatz über die psychologischen Umstände, denen man bei der Erforschung von Poltergeistern begegnet, und werde ihn in der Monatszeitschrift der Gesellschaft für Parapsychologie veröffentlichen. Ich bin auch ständiger Mitarbeiter der und schreibe Artikel über die Ergebnisse meiner Untersuchungen. Meistens sind sie sehr trocken und langweilig, doch dieser wird eine Ausnahme bilden, da er sich auf Sie und Ihre Familie stützt und infolgedessen ein breiteres Publikum interessieren dürfte...»
    Spendley-Carter trompetete wie ein verwundeter Elefantenbulle. «Was? So eine verdammte Unverfrorenheit! Wenn Sie ein einziges Wort über mich oder meine Familie schreiben, verklage ich Sie wegen Verleumdung. Das soll Sie teuer zu stehen kommen.»
    «Daran zweifle ich nicht»,

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