Immer diese Gespenster
versuchen», sagte er.
Sie hockte kniend vor ihm, die Hände im Schoß gefaltet, und schaute ihn bittend an. «Versprechen Sie es mir? Aber richtig, nicht so, wie Erwachsene es oft tun, sondern so, daß es für immer gilt?»
«Wenn ich dir ein solches Versprechen gebe», sagte Hero, «werde ich es halten — aber ich erwarte von dir auch eins. Wir werden uns gegenseitig etwas versprechen, Noreen, denn in dieser Welt kriegt man nichts geschenkt.»
Das schien ihr einzuleuchten, und sie fragte: «Was soll ich versprechen?»
Mr. Hero blickte ihr voll ins Gesicht und sagte leise: «Das mit dem Kaninchen war nicht schön von dir.»
Sie lächelte verschmitzt; doch dann kam ein Ausdruck der Verehrung und Hingabe in ihre Augen. «Oh», sagte sie, «das Kaninchen war für Mummy bestimmt. Es geriet bloß auf den falschen Teller, weil es so finster war. Warum gingen die Kerzen aus?»
Hero erwiderte: «Die Kerzen gingen aus, weil irgendwer Interesse daran hatte, daß es finster wurde.» Er mußte gegen seinen Willen lachen. «Ich werde dir aber nicht verraten, wie es gemacht wird, sonst wendest du diesen Trick auch noch an.»
Noreens Stimme nahm einen vertraulichen Ton an, als tausche sie ein Berufsgeheimnis mit einem Fachmann aus. «Ich habe auch gemacht, daß sich der Sessel bewegt. Ich wollte Mummy Angst einjagen, weil sie so feige ist. Ich hasse sie. Statt dessen ist er auf Lord Paradine gefallen.»
Hero sog an seiner Pfeife und nickte. «Ja, ich weiß. Du hast den Trick nämlich nicht erfunden, wie du vielleicht glaubst. Man zieht den Sessel mit einer Schnur, die man um den Steg geschlungen hat, auf sich zu, indem man beide Enden mit einer Hand unter dem Tisch festhält. Dann läßt man ein Ende los, rollt die Schnur auf und versteckt sie.»
Das Kind schaute ihn ehrfürchtig und respektvoll an.
«Ich weiß noch mehr», fuhr Hero fort, «so zum Beispiel von Steinen, die durch das Fenster geflogen kommen oder von der Decke fallen, von Vasen, die scheinbar vom Kaminsims stürzen, in Wirklichkeit aber von einem naseweisen kleinen Mädchen hinter einem Vorhang hervorgeschmissen werden, von Blumenständern, die ohne jeden Grund umkippen, während ein kleiner Fuß, an dem mit einem Gummiband ein langes Lineal befestigt ist, ihn umgestoßen hat.»
«Woher wissen Sie das?» fragte Noreen.
«Ich weiß so manches», antwortete Hero darauf geheimnisvoll.
«Aber Sie haben mir doch die ganze Zeit den Rücken zugekehrt», sagte Noreen. «Ich habe Sie im Spiegel beobachtet.» Sie merkte, daß sie sich verraten hatte, hielt beide Hände vor den Mund, brach in Kichern aus und fragte: «Können Sie zaubern?»
«Klar», sagte Hero. Dann fügte er hinzu: «Noreen, weißt du, was ein Poltergeist ist?»
«Nein», entgegnete sie, holte tief Atem und fuhr fort: «Oh, entschuldigen Sie, ich habe gelogen. Ja, ich weiß es. Ich hörte Mr. Jellicot von Poltergeistern reden. Er sagte, einer sei in Miss Isobels Zimmer eingedrungen und habe sie erschreckt; deshalb beschloß ich, in Mummys Zimmer Poltergeist zu spielen. Es ist kinderleicht und so lustig, zu sehen, wie furchtsam die Leute sind.»
«So lustig, daß man gar nicht mehr damit aufhören kann», sagte Hero. «Hör mal, Noreen, hast du in Susans Zimmer das Durcheinander angerichtet und alle ihre Kleider und Sachen aus den Schränken gerissen?»
«O nein! Ich habe Susan sehr gern. Es tat mir schon so leid wegen des Kaninchens. Ehrenwort!»
Hero nickte. «Ich glaube dir. Was die andere Sache anbelangt — hast du eine Ahnung, ob jemand was davon weiß?»
Das Kind dachte nach. «Vetter Freddie vielleicht. Er hat mir einmal zugeblinzelt.»
«Hm», murmelte Hero, «er hatte bestimmt seine Freude daran. Sonst noch jemand?»
«Miss Paradine.»
«Welche?»
«Beide — aber ich weiß es nicht ganz genau.»
«Und unser Freund Mr. Jellicot, hat er dich nie dabei erwischt?»
Noreen schnaubte verächtlich und sagte: «Pff, der nicht. Der ist der Leichtgläubigste von allen — außer Dr. Paulson. Die zwei Trottel! Aber ich wollte Ihnen meine Tricks vormachen, weil Sie so gern ein Gespenst sehen wollten. Und dann waren Sie bloß zornig.»
Hero tat, als überhöre er es, und sagte: «Damit ist nun endgültig Schluß, nicht wahr, Noreen?»
«Darf ich es nie mehr tun?»
Hero streckte die Beine aus, rollte sich auf den Bauch neben das Kind und stützte sich auf die Ellbogen. «Hör mal, Noreen, ich weiß, solche Spiele machen Spaß, weil die Menschen, besonders die Erwachsenen, dumm genug
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