Immer für dich da (German Edition)
ihm, bis der Schmerz sich auflöste; sie war mit ihm verschmolzen, ihre Gefühle waren ihrer beider Gefühle, sie waren eins und gaben sich dem schmerzenden Drängen nach mehr hin, mehr …
Ich liebe dich, dachte sie, hielt ihn fest und drängte sich ihm entgegen. Diese Worte füllten ihren Kopf und wurden zum Takt, der die Bewegungen ihrer Körper steuerte.
»Katie«, schrie er plötzlich und stieß tief in sie. Da explodierte ihr ganzer Körper wie ein Stern im Universum, er brach auseinander und zerstob in tausend Teilchen. Für einen Augenblick blieb die Zeit stehen, dann setzte sie langsam wieder ein.
»Wow«, sagte sie und ließ sich auf den Teppich zurücksinken.
Er streckte sich neben ihr aus und schmiegte seinen schweißbedeckten Körper an ihren. Er legte einen Arm um sie und starrte an die Decke.
»Du warst noch Jungfrau.« Er klang erschreckend weit weg.
»Ja«, sagte sie nur.
Dann rollte sie sich auf die Seite und legte ihr Bein über seinen Körper. »Ist es immer so?«
Als er sich zu ihr umdrehte, entdeckte sie etwas Verwirrendes in seinem Blick: Furcht.
»Nein, Katie«, erwiderte er schließlich. »Nicht immer.«
Kate wachte in Johnnys Armen auf. Sie starrte auf die Decke und spürte das Gewicht seiner Hand zwischen ihren Brüsten.
Sie wusste nicht, was sie jetzt tun, wie sie sich verhalten sollte. Von ihrem ersten Kuss an war ihr Beisammensein ein unerwartetes Geschenk voller Magie gewesen. Dreimal hatten sie sich in der Nacht geliebt, das letzte Mal erst vor wenigen Stunden. Sie hatten sich geküsst, sie hatten sich Omeletten gemacht und vor dem Kaminfeuer gegessen, sie hatten über ihre Familie, ihre Arbeit, ihre Träume geredet. Johnny hatte ihr sogar ein paar äußerst alberne Witze erzählt.
Nur über den nächsten Tag hatten sie nicht gesprochen, und nun war er gekommen und war genauso präsent wie ihr Atem oder die Bettlaken.
Sie war froh, dass sie gewartet hatte, obwohl es heutzutage als altmodisch galt, auf den Richtigen zu warten. Doch genau wie die Dichter versprachen, hatte die letzte Nacht ihre Welt aus den Angeln gehoben.
Doch was, wenn Johnny sie nicht für die Richtige hielt? Er hatte nicht gesagt, dass er sie liebte – natürlich nicht. Aber wie sollte eine Frau ohne diese Worte Leidenschaft ins Feld führen?
Sollte sie sich jetzt anziehen, unauffällig verschwinden und so tun, als hätte das Ganze nie stattgefunden? Oder sollte sie Frühstück machen und zu Gott beten, dass die letzte Nacht ein Anfang und kein Ende gewesen war?
Als sie spürte, wie er sich neben ihr regte, erstarrte sie.
»Morgen«, sagte er mit schlaftrunkener Stimme.
Sie konnte weder Schüchternheit noch Gelassenheit vortäuschen. Dazu liebte sie ihn schon zu lange. Für sie zählte nur, dass sie jetzt nicht aufstanden und getrennte Wege gingen.
»Erzähl mir etwas von dir, das ich noch nicht weiß.«
Er streichelte ihren Arm. »Hmmm. Ich war mal Messdiener.«
Es war überraschend einfach, sich ihn als kleinen, mageren Jungen vorzustellen, der mit feucht gekämmten Haaren langsam vor dem Altar einherschritt. Trotzdem musste sie kichern. »Das würde meiner Mutter gefallen.«
»Aber jetzt erzähl mir was von dir.«
»Ich bin ein Science-Fiction-Junkie. StarWars, StarTrek, Dune – hab ich alle gesehen.«
»Ich hätte dich eher mit Liebesromanen gesehen.«
»Stimmt auch. Aber jetzt erzähl mir etwas wirklich Wichtiges. Warum arbeitest du nicht mehr als Reporter?«
»Du gehst immer direkt in die Tiefe, stimmt’s?« Er seufzte. »Ich glaube, du hast es dir ohnehin bereits zusammengereimt. Wegen El Salvador. Als ich dorthin ging, kam ich mir vor wie der weiße Ritter auf der Suche nach der Wahrheit. Aber als ich dann sah, was wirklich dort unten geschah …«
Wortlos drückte sie ihm einen Kuss auf die Schulter.
»Meine Eltern hatten so viel vor mir verborgen. Ich dachte, ich wäre vorbereitet, doch auf so etwas kann man sich einfach nicht vorbereiten. Überall Tod, Blut, abgerissene Gliedmaßen. Tote Kinder auf der Straße und Halbwüchsige mit Maschinengewehren. Ich wurde gekidnappt …«Er verstummte. Dann räusperte er sich und setzte erneut an: »Ich weiß nicht, warum man mich am Leben ließ. Ich hatte Glück. Und danach zog ich den Schwanz ein und rannte nach Hause.«
»Es gibt nichts, dessen du dich schämen müsstest.«
»Ich bin wie ein Feigling davongelaufen. Und ich habe versagt. Jetzt weißt du, warum ich in Seattle bin.«
»Meinst du, das würde etwas an meinen
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