Immer für dich da (German Edition)
dass ich jemanden kennengelernt habe? Er passt einfach perfekt zu mir.«
»Wieso?«, fragte Kate keuchend.
»Er lebt in London. Wir sehen uns nur an den Wochenenden. Um unglaublichen Sex zu haben, möchte ich hinzufügen.«
»Meldest du dich deshalb nicht, wenn Mom anruft?«
»Da waren wir gerade mitten im Getümmel, aber sobald wir fertig waren, habe ich meinen Koffer gepackt.«
»Freut mich, dass du Prioritäten – oh, Scheiße! – setzen kannst.« Kate befand sich mitten in einer Wehe, als die Tür erneut aufging und die Hebamme eintrat, gefolgt von Johnny und Kates Mutter. Tully trat einen Schritt zurück, um ihnen Platz zu machen. Die Hebamme warf einen prüfenden Blick auf Kates Muttermund und rief dann den Arzt. Der kam lächelnd und händereibend herbeigeeilt, als betriebe er einen Lebensmittelladen, und zog sich Handschuhe an. Dann setzten die Presswehen ein, und es ging wirklich los.
»Pressen«, forderte der Arzt mit so nüchterner, leidenschaftsloser Stimme, dass Kate ihm am liebsten die Augen ausgekratzt hätte.
Sie schrie und presste und weinte, bis auf einmal, ganz unvermittelt, die ganze Qual vorbei war.
»Ein wunderschönes kleines Mädchen«, verkündete der Arzt. »Möchte der Daddy die Nabelschnur durchschneiden?«
Kate versuchte, sich aufzurichten, war aber zu schwach. Kurz darauf trat Johnny zu ihr und hielt ihr ein winziges rosafarbenes Bündel entgegen. Sie nahm ihre Tochter in die Arme und starrte auf ihr herzförmiges Gesicht. Sie hatte dichte, feuchte Locken, die leuchtend weiße Haut ihrer Mutter und den vollkommensten kleinen Mund, den Kate je gesehen hatte. Unbeschreibliche Liebe wallte in ihr auf. »Hey, Marah Rose«, flüsterte sie und umfasste das Fäustchen ihrer Tochter. »Willkommen, mein kleines Mädchen.«
Als sie aufblickte, sah sie, dass Johnny weinte. Er hauchte ihr einen Kuss auf den Mund. »Ich liebe dich, Katie.«
Dies war der vollkommenste Moment in ihrem ganzen Leben, und sie wusste: Was auch geschehen würde, was auch das Schicksal für sie vorgesehen hatte, sie würde sich immer an diesen unsterblichen Augenblick erinnern.
Tully erbettelte sich zwei zusätzliche freie Tage, um Kate zu helfen, sich zu Hause einzuleben. Das war ihr vollkommen selbstverständlich vorgekommen.
Doch jetzt, nur wenige Stunden nachdem Kate und Marah aus dem Krankenhaus entlassen worden waren, erkannte sie, dass sie so nutzlos war wie ein totes Mikrophon. Mrs Mularkey war zu Höchstform aufgelaufen. Sie fütterte Kate, bevor sie überhaupt erwähnte, dass sie Hunger hatte, wechselte wie durch Zauberhand dem Baby die Windeln und zeigte Kate, wie sie ihre Tochter stillen musste. Offenbar ging das nicht so problemlos und instinktmäßig vonstatten, wie Tully angenommen hatte.
Und was tat sie? Wenn sie Glück hatte, brachte sie Kate zum Lachen. Aber meistens seufzte diese nur und wirkte gleichzeitig zu Tode erschöpft und irrsinnig verliebt in ihre Tochter. Jetzt lag Kate im Bett und hielt sie im Arm. »Ist sie nicht wunderschön?«
Tully blickte auf das winzige, rosafarbene Bündel. »Allerdings.«
Kate strich dem Baby über die Wange und lächelte es an. »Du solltest nach Hause fahren, Tully. Im Ernst. Komm wieder, wenn ich mich erholt habe.«
Tully versuchte, sich ihre Erleichterung nicht anmerken zu lassen. »Ich werde im Sender wirklich gebraucht. Ohne mich versinkt wahrscheinlich alles im Chaos.«
Kate bedachte sie mit einem wissenden Lächeln. »Dir ist hoffentlich klar, dass ich es ohne dich nicht geschafft hätte.«
»Ehrlich?«
»Ehrlich. Aber jetzt gib deinem Patenkind einen Kuss und mach dich wieder an die Arbeit.«
»Ich komm zur Taufe wieder.« Tully küsste erst Marah auf ihre samtige Wange und dann Kate auf die Stirn. Als sie einen Abschiedsgruß flüsterte und zur Tür ging, schien Kate sie schon wieder vergessen zu haben.
Zwei Wochen nachdem Tully aus Seattle zurückgekehrt war, brach ein Schneesturm über Manhattan herein und legte alles lahm. Zumindest für ein paar Stunden. Der allgegenwärtige Verkehr kam fast völlig zum Erliegen; weißer Schnee bedeckte die Straßen und Bürgersteige und verwandelte den Central Park in ein Winterwunderland.
Dennoch schaffte es Tully, pünktlich um vier Uhr früh auf der Arbeit zu erscheinen. In ihrer Altbauwohnung war es so kalt, dass sich trotz des auf Hochtouren laufenden Radiators Eisblumen an ihren Fenstern bildeten, daher zog sie sich nicht nur eine dicke Strumpfhose an, sondern darüber eine Skihose,
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