Immer hab ich dich geliebt
innerhalb der Zeit, die ihr noch verblieb?
Sie lächelte über ihr Selbstmitleid. Das würde ihr nicht gerade helfen. Sie musste sich entscheiden, was zu tun sei. Wollte sie die Qual hinauszögern, wie ihre Tante es getan hatte, bis jeder Penny ihrer Krankenversicherung ausgegeben war, bis sie bankrott war und ihr Vater dazu? Wollte sie sich den langen auslaugenden Behandlungen aussetzen, um dann doch nur den Kampf zu verlieren? Welche Lebensqualität hätte sie zu erwarten, wenn sie so leiden müsste, wie ihre Tante es getan hatte?
Sie durfte nicht zuerst an sich selbst denken, was am besten für sie wäre, sondern musste ihren Vater in die Überlegungen mit einbeziehen, ihm den Vorrang geben. Sie würde sich erst für eine Therapie entschließen, wenn sie sicher sein konnte, dass sie ihr eine Chance zum Überleben gab. Ihr standen quälende Monate bevor mit schwerwiegenden Entscheidungen. Wenn sie nur klar denken könnte! Sie war zu schockiert, um die Situation vernünftig abwägen zu können. Sie brauchte Zeit. Sie musste den inneren Frieden finden.
Auf einmal sehnte sie sich nach Wyoming. Sie wollte mit ihrem Vater zusammen sein, wollte bei sich zu Hause sein. Sie hatte ihr Leben damit verbracht, wegzurennen. Nun, wo alles so schrecklich war, war es an der Zeit, sich der Vergangenheit zu stellen, sich mit ihr zu versöhnen und mit den Menschen, die sie so ungerecht beurteilt hatten. Dafür würde die Zeit noch reichen … alte Bande wieder neu zu knüpfen und ihr Leben in den Griff zu bekommen.
Der alte Hausarzt, Dr. Harris, war immer noch in Bighorn. Sie würde Dr. Claridge bitten, ihm das Untersuchungsergebnis zuzuschicken. Vielleicht hatte Dr. Harris eine andere Sicht als Arzt über ihre Krankheit und deren Behandlung, die es ihr ermöglichen könnte, mit dem Leiden besser fertigzuwerden. Wenn ihr nicht mehr geholfen werden könnte, würde sie zumindest die ihr noch verbleibende Zeit mit ihrem Vater verbringen. Er war ihre Familie, mehr hatte sie nicht.
Nachdem sie diese Entscheidung getroffen hatte, handelte sie sofort. Sie überreichte der Schulleitung ihre Kündigung und teilte Barrie mit, dass ihr Vater sie zu Hause brauche.
“Warum hast du es mir nicht gleich erzählt, nachdem du zurückgekommen bist?” Barrie klang misstrauisch.
“Weil ich erst die Dinge überdenken wollte”, log Antonia. Sie lächelte. “Barrie, Dad ist allein. Und es ist an der Zeit, dass ich zurückkehre und den Kampf mit dem Drachen aufnehme. Ich bin bereits zu lange auf der Flucht.”
“Aber was wirst du tun?”, fragte Barrie.
“Ich bemühe mich um einen Job als Aushilfslehrerin. Dad sagte, dass zwei der Lehrerinnen an der Volksschule in anderen Umständen seien, und sie suchen händeringend nach Vertretung. Wie du weißt, ist Bighorn nicht Tucson. Es ist nicht leicht, Lehrer zu bekommen, die willens sind, am Ende der Welt zu leben.”
Barrie seufzte. “Du hast das wirklich durchdacht.”
“Ja. Ich werde dich vermissen. Aber vielleicht kommst du eines Tages zurück”, fügte sie hinzu. “Und nimmst auch den Kampf mit dem Drachen auf.”
Barrie erschauderte. “
Der
Drache wäre zu groß, um ihn zu bekämpfen”, entgegnete sie mit einem rätselhaften Lächeln. “Aber ich drücke dir die Daumen. Wobei kann ich dir jetzt helfen?”
“Beim Packen”, kam die prompte Antwort.
Wie das Schicksal es so wollte, war in ihrer eigenen Schule in Bighorn gerade eine Stelle frei geworden, als Antonia sich dort wegen eines Jobs vorstellte. Die Lehrerin der vierten Klasse fiel für eine längere Zeit aus. Es war genau das, was Antonia sich gewünscht hatte, und sie nahm die Stellung dankbar an. Das Beste von allem war aber, dass man ihr keine Fragen nach dem Grund stellte, warum sie seinerzeit so Hals über Kopf Bighorn verlassen hatte.
Einige Leute würden sich zweifellos erinnern, aber sie hatte auch Freunde hier, Freunde, die keine Bedenken wegen ihrer angeblich lockeren Moral hatten. Powell würde sich vermutlich um ihre Rückkehr Gedanken machen. Aber Antonia lehnte es ab, darüber zu grübeln.
Sie kam in Bighorn mit gemischten Gefühlen an. Es war tröstlich für sie, die Freude ihres Vaters zu sehen, als sie ihm ihren Entschluss mitteilte, hier für immer zu bleiben. Allerdings plagte sie ihr Gewissen, weil sie ihm den wirklichen Grund ihrer Rückkehr vorenthielt.
“Arizona war mir einfach zu heiß”, erklärte sie.
“Nun, wenn du Schnee magst, dann bist zu ganz sicher zur rechten Zeit heimgekommen”,
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