Immer Schön Gierig Bleiben
dösten, die Stirn an der Fensterscheibe. Der Tabakbeutel, eine Lottoannahmestelle. Blissestraße, vier Banken an einer Kreuzung: Sparda, Commerz, Sparkasse und Volksbank.
Die Frau im Rollstuhl nahm Blickkontakt mit ihm auf, und Pachulke waltete seines Amtes. Als er wieder einstieg, sah er, dass ein Mann zwei Reihen hinter ihm das Cover der Schallplatte mit den Obertongesängen intensiv studierte. Vielleicht ein Sammler, der Russisch lesen konnte?
Eine Hertha-Kneipe. Das Wirtshausschild in alten Lettern. Großer Kurfürst. Ein Schnäppchenladen. 1000 Dinge für Schule Büro Geschenke Haushalt Party, nicht jedoch für Raubüberfall Beerdigung und Schwarze Messe. Die M-Hairfactorylounge.de. Landhausstraße. Von einem Landhaus war nichts zu sehen, stattdessen erlesen triste Etagengebäude, Autohändler, Tonerfülldienst und der-billigbestatter.de:
leistungsstark und mit eigener Floristik
. Die Bundesallee. Eine Apotheke neben einer Esso-Tankstelle, glattpolierte Fassaden, die Sparkassenzentrale, ein riesiger Autotunnel, hässlich wie die Nacht. Es war immer wieder erstaunlich, wie man mit viel Geld eine Straße komplett versauen konnte.
Und weiter in die Badensche Straße: Thai Kitchen, Schuhreparatur/Nähservice, Santander Bank, an der Kufsteiner Straße vorbei. Sushi Saigon, Lieferservice, Zubehör. Die Fachhochschule Alice Salomon. Ein griechischer Supermarkt, hier kaufen Achilles und Nestor ihre gefüllten Weinblätter. Das Nordsternhaus. Das Rathaus Schöneberg: Turm, Glocke, Wochenmarkt. Ein Wägelchen mit Naturkäsespezialitäten. Die Dominicusstraße auf breiter Front aufgerissen, Ich bin ein Kennedy-Grill, Erotikkino Lustgarten, mit dem in Mitte nicht verwandt und nicht verschwägert. Dominicusstraße/Ecke Hauptstraße, das alte Kino Originalversion, die Jupol-Vollreinigung, das klang nach politischer Sekte, ein Kongress der Weißwäscher mit 24-Stunden-Service. Das Transparent der es-group:
Büros und Praxisräume in allen Bezirken
.
Hauptstraße. Polizeiabschnitt 42, Stadtbad Schöneberg, ein Bio-Supermarkt, noch ein Butter-Lindner. Eine Zahnarztpraxis mit einem lachenden aufblasbaren Zahn im Fenster. Ding Dong Original chinesische Spezialitäten, Döner mit allem Dürüm und Dran. Der Kaiser-Wilhelm-Platz: Passagen, Rossmann, Deko-Behrendt, hier deckte sich die Stadt für den Fasching ein, und neuerdings für Halloween. Die staubigen Fassaden der Kolonnenstraße, das Xenon Kino, klein und alt. Die Julius-LeberBrücke. Die Robert-Blum-Schule. Ein Sportplatz, ein Haus gespickt mit Satellitenschüsseln wie Pickel im Gesicht eines Teenagers. Mitte Meer,
Gastronomiebedarf für höchste Ansprüche
. Jetzt auch für Privathaushalte. Über die S-Bahn-Trasse hinüber und hinunter von der Insel. Haltestelle Kolonnenbrücke, mit bunten kleinen Kacheln verzierte Hauseingänge. Das Katzbachstadion, ein Schachgeschäft. Die alte Brauerei. Eine Anwaltskanzlei warb mit strafzettel.de.
Wenn es niemand aus dem privaten Umfeld von Verena Adomeit gewesen war, dann aus dem beruflichen. Das Problem: Sie hatte offenbar kein privates Umfeld, keinen eifersüchtigen Liebhaber, keine Freundinnen, nichts.
Platz der Luftbrücke, Adomeits Fitnessstudio. Das Reichsadlerrelief an einem Nebengebäude des alten Flughafens. Eine Mutter mit Kinderwagen auf dem Weg zur Krippe nahm den Stellplatz ein, den die Frau im Rollstuhl an der Blissestraße geräumt hatte.
Zur Krippe her kommet
. Der ehemalige Flughafen, früher war hier ein Luxushotel für Lebensmüde mit angeschlossener Flugschule untergebracht gewesen, heute war das Rollfeld eine Edelmüllkippe, bizarr geformte Holzhäuser nach individuellen Wünschen gestaltet von Nachwuchsarchitekten. Haltestelle Columbiadamm/Friesenstraße, Adomeits Wohnung befand sich eine Straße weiter. Die große Moschee, der muslimische Friedhof. Menschen mit ernsten Gesichtern warteten auf den Beginn einer Trauerfeier, heute Abend würde der Leichnam schon in der Türkei beigesetzt sein. Das Sommerbad, eine kleine Skateboardanlage an der Hasenheide. Ecke Fontanestraße eine gesprühte Parole:
Weg mit der Gesinnungsjustiz
.
Jetzt also war Pachulke in Neukölln. Libanon Falafel mit einer kleinen Zeder im Logo. Woolworth seit 1879. Zeeman. Das Büro des Quartiersmanagements.
Der gemütliche Treffpunkt an der alten Brauerei
. Werbellinstraße, Falkplatz, Flächensanierung vor fast fünfzig Jahren. Weit und breit kein Butter-Lindner. In der Morusstraße das Haus des älteren Bürgers. Ein älterer Bürger
Weitere Kostenlose Bücher