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Immer Schön Gierig Bleiben

Immer Schön Gierig Bleiben

Titel: Immer Schön Gierig Bleiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rob Alef
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mehr über die sozialen Konsequenzen einer Anmietung oder des Kaufs einer Immobilie erfahren, ist das die beste Lösung für alle. Die beste Kaufentscheidung ist die auf der Grundlage größtmöglicher Transparenz. Wir sorgen für Transparenz.«
    »Und ab und zu fackeln Sie ein paar Autos ab«, sagte Dorfner.
    »Ich bitte Sie, der Dreißigjährige Krieg war vor dreihundertundfünfzig Jahren vorbei. Wir sind doch keine Landsknechte. Niemand von uns brandschatzt und mordet.«
    »Und niemand von Ihnen schickt hasserfüllte SMS an Maklerinnen, die später ermordet werden«, sagte Zabriskie.
    Die Frau mit dem Pferdeschwanz hob ihre Augenbrauen so hoch, dass sie hinter der Hornbrille auftauchten. »SMS? Das machen wir nun wirklich nicht. Wir können nicht gegen die Makler gewinnen, nur mit ihnen. Sie müssen verstehen, dass sich nicht jeder überall eine Wohnung leisten kann. Und sie sollen die gemischten Kieze nicht systematisch aufwerten und damit die Verdrängungslawine in Gang setzen. Hass-SMS? Nicht unser Spiel.«
    Zabriskie überreichte ihr ein Papier mit einer Zusammenstellung der letzten SMS, die auf dem Handy von Verena Adomeit waren. Die Frau las sich schweigend alles durch, trank zweimal von ihrem Kaffee und gab Zabriskie das Blatt zurück. »Niemand von uns«, sagte sie, aber ihr Mundwinkel zuckte.
    »Ihre Fassade ist mit Morddrohungen übersät. Das waren auch nicht Sie?«, fragte Dorfner.
    »Es gibt hier sehr viele Gruppen und Einzelindividuen mit sehr unterschiedlichen Ansichten, wie Stadtpolitik auszusehen hat. Einige nehmen den Mund gern sehr voll, aber keiner tötet Makler.«
    »Haben Sie eine Vermutung, wer die SMS geschrieben haben könnte?«, fragte Zabriskie.
    »Mir fallen sofort ein Dutzend politisch unverantwortlicher Vollidioten ein, die so einen Mist verzapft haben könnten, aber Ihr Vorwurf ist reichlich unspezifisch. Sie belästigen mindestens elf Unschuldige, vermutlich zwölf.«
    »Es geht um Mord.«
    »Nicht bei uns. Fragen Sie doch mal die Klienten von Frau Adomeit. Vielleicht waren die mit der Rendite unzufrieden. Habgier ist auch ein Mordmerkmal.«
    »Woher wissen Sie, dass die Tote Adomeit hieß?«, fragte Dorfner.
    »Weil das auf der Aufstellung der SMS steht«, entgegnete die Frau. »SMS auf Handy Verena Adomeit. Steht oben drüber.«
    »Nennen Sie uns die Namen.«
    »Welche Namen?«
    »Die Namen von den Leuten, denen Sie diese Art von SMS zutrauen.«
    »Anna und Arthur, Hans und Franz, Chili und Willi, Tom, Dick und Harry.«
    »Nicht so schnell«, sagte Dorfner. »Das möchte ich mir aufschreiben.«
    Zabriskie knuffte ihn in die Seite und schüttelte den Kopf.
    »Für einen Dummejungenstreich liefere ich niemanden ans Messer«, sagte die Frau. »Was in diesen SMS steht, ist beleidigend und erfüllt vielleicht auch den Tatbestand der Nötigung. Aber Sie wissen, oder Sie sollten wissen, dass diese Sprücheklopferei nichts mit einem konkreten Mord zu tun hat.«
    »Haben muss«, sagte Zabriskie.
    »Meinetwegen auch haben muss. Aber wir arbeiten legal. Mit harten Bandagen, aber legal. Es steht viel auf dem Spiel. Wie wollen wir leben? Was ist die Stadt in Zukunft? Uns muss niemand mögen, nur respektieren. Wir respektieren auch unsere Gegner, und wir werfen ihnen keine pubertären Drohtiraden an den Kopf. Ende der Durchsage. Die Kaffeetassen bitte da drüben kalt ausspülen und auf das Handtuch stellen, ich habe noch viel zu tun.«
    Als sie wieder draußen standen, sagte Dorfner: »Nun sei doch mal ehrlich, Zabriskie. Fünf Minuten Ochsenfrosch und die hätte uns alles gesagt, was sie weiß.«
    »Und es wäre vor Gericht nicht zu verwerten gewesen«, sagte Zabriskie.
    »Aber der Supreme Court von …«
    »Es geht aber um das Kriminalgericht in Moabit, verdammt noch mal. Um die StPO. Ums Hier und Jetzt.«
    »Jetzt sei doch nicht gleich beleidigt.«
    »Ich bin nicht beleidigt, abgesehen davon, dass es meine Intelligenz beleidigt, wenn du dauernd am Thema vorbeiredest.«
    »Und das wäre?«
    »Erstens weiß sie, wer die SMS geschrieben hat, oder verdächtigt einen ganz bestimmten Menschen. Und nicht elf oder zwölf.«
    »Ah, Körpersprache, ich verstehe«, sagte Dorfner. »Weil sie ihren Kaffee links herum umgerührt hat, stimmt’s? Das ist mir auch aufgefallen.«
    »Nein, wie ihr Mundwinkel gezuckt hat.«
    »Ach so, Zabriskie, du hast’s echt drauf.«
    »Außerdem hat sie von Dummejungenstreich geredet und von pubertärem Gerede. Wir suchen nach einem jungen Mann, der bei Antigen mitgemacht

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