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Immer wenn er mich berührte

Immer wenn er mich berührte

Titel: Immer wenn er mich berührte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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darf …«
    »Danke schön, ich bin nicht hungrig.«
    Nein, hungrig war er nicht. Nur unruhig, nervös, von bösen Ahnungen heimgesucht. Seit er die Nachricht von Karsch bekommen hatte, kämpfte er dagegen an.
    Der Name Laurent bewies doch schon, daß sie es nicht war? Nicht sein konnte? Eine dumme Ähnlichkeit, ein dummer Zufall … nur geschaffen, um ihn zum Narren zu halten.
    Im Flur brannte Licht. Ein Hotelboy wies ihm den Weg. Ein kleines, nettes Hotel, Blümchentapeten, Teppiche, Spiegel.
    Zimmer 7 lag direkt neben Zimmer 5. Wand an Wand, Tür an Tür. Geradezu panische Angst bemächtigte sich seiner, als er die zierlichen schwarzen Schuhe vor Zimmer 5 stehen sah. Vor Jahren hatte er mal zu einer Verkäuferin in einem Schuhgeschäft gesagt: »Mit meiner Frau gehe ich am besten in die Kinderabteilung.«
    Jürgen war froh, als sich die Tür seines Zimmers hinter ihm schloß. Er brauchte erst mal Ruhe und eine Zigarette. Der Blick in den Spiegel beruhigte ihn nicht gerade. Sah man so aus, wenn man nicht an Gespenster glaubte? Wenn man seiner Sache sicher war?
    Das Zimmer kam ihm zum Ersticken heiß vor. Er riß das Fenster auf. Nebenan brannte ebenfalls Licht. Trotz zugezogener Vorhänge fiel ein breiter Streifen auf die Fensterbrüstung.
    Es ist lächerlich, hämmerte sich Jürgen ein. Es ist lächerlich, daß ich hier Blut schwitze und vor Angst den Atem anhalte. Natürlich gibt es Doppelgängerinnen. Und viele Frauen haben kleine Füße. Aber daß Tote auferstehen können, das gibt es nicht. Ich war selbst im Leichenhaus, habe sie gesehen, erkannt, identifiziert. Zweifel ausgeschlossen, habe ich dem Inspektor ins Protokoll diktiert.
    Aber wenn es doch Zweifel gab? Wenn du eine falsche Janine begraben hast, wenn sie nie tot war, nur verschwunden, wenn sie da drüben auf Zimmer 5 auf und ab geht …
    Jürgen preßte sich an die Wand. Er glaubte, ihre Schritte zu hören. Aber vielleicht war es auch nur Einbildung.
    Er läutete und ließ sich eine Flasche Whisky aufs Zimmer kommen. Whisky macht bekanntlich mutig. Man spricht aus, was man vorher nicht mal zu denken wagte.
    Nein, Janine, sprach er mit sich selbst, zwischen uns gibt es kein Band mehr. Mich hat eine Liebe gepackt, von der du nichts verstehst. Du darfst nicht zurückkommen, Janine.
    Jürgen schlief auf dem Bett ein, ohne sich ausgezogen zu haben. Als er aufwachte, war es bereits hell. Er hörte draußen auf dem Flur das leise Geräusch eines Staubsaugers.
    Benommen steckte er seinen Kopf zur Tür hinaus. Die kleinen, schwarzen Schuhe standen noch nebenan. Fräulein Laurent hatte ihr Zimmer nicht verlassen.
    Zehn Minuten später war er unten. Er ließ sich das Frühstück in der Halle servieren, an einem Tisch, von wo aus er den Lift und die Treppe im Auge behalten konnte.
    Eine knappe halbe Stunde mußte er warten. Dann sah er durch die Glasscheibe den blauen Mantel und die blonden Haare.
    Er wäre gern sitzen geblieben, hätte sich hinter einer Zeitung versteckt. Aber etwas zwang ihn, aufzustehen, auf sie zuzugehen.
    Ganz nahe stand sie vor ihm und sah ihn an. Und er wußte, daß es nicht Fräulein Laurent war, sondern Janine.
    Es gab keinen Zweifel.
    Jürgen, worauf wartest du noch? Deine Frau steht vor dir. Sag doch etwas, fang an zu lachen oder zu heulen, schrei, wenn du kannst …
    Warum er trotzdem zögerte, warum er kein einziges Wort herausbrachte, warum er nicht fähig war, seine Hand zu heben – das lag einzig und allein an ihrem Blick.
    Aus großen, blauen Augen sah sie ihn wie einen Fremden an. Ihr Gesicht verriet nicht die Spur einer Überraschung. Gleichgültig ging sie an ihm vorüber, so, als hätte sie ihn noch nie in ihrem Leben gesehen.
    »Bist du verrückt, Janine?«
    Sie hörte das nicht mehr. Sie betrat den Frühstückssaal, lächelte einem Kellner zu, ließ sich an einen Tisch führen.
    Und er war unfähig, sich von der Stelle zu rühren. Durch die Glastüre konnte er sie beobachten. Er wußte, daß sie Tee nehmen würde, Milch dazu, zwei Zuckerstücke. Er kannte die Bewegung, mit der sie die Tasse an den Mund führte …
    Jürgen Siebert war naßgeschwitzt. Das Hemd klebte am Körper. Wenn das nicht Janine war, wenn das nicht die Frau war, mit der er fünf Ehejahre hinter sich hatte, wenn das nicht ihr Lächeln war, nicht ihr Gesicht, nicht ihre Haut, nicht ihr Körper – dann mußte er um seinen Verstand fürchten.
    Erschöpft ließ er sich in einen der Plüschsessel fallen, griff nervös nach einer Zigarette. In den

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