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Immer wenn er mich berührte

Immer wenn er mich berührte

Titel: Immer wenn er mich berührte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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erwiderte Haller. »Kennen Sie Janine?«
    Karsch schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe kein einziges Wort mit ihr gesprochen …«
    »Aber?«
    »Wir leben von der Diskretion, Herr Doktor. Bei uns gibt es auch so was wie ärztliche Schweigepflicht.«
    Haller hatte Mühe, ruhig zu bleiben. Er fühlte, daß er dem Geheimnis von Janines Leben dicht auf der Spur war. »Ich nehme jetzt auch Ihre Diskretion in Anspruch, Herr Karsch. Ich werde Ihnen das Schicksal dieses Mädchens erzählen, vielleicht wollen Sie mir dann doch helfen.«
    Als Haller geendet hatte, kippte der Detektiv Karsch zuerst mal seinen Kognak hinunter. »Und Ihr Interesse, Herr Doktor, geht über das ärztliche hinaus, ja?«
    »Genauer gesagt, wir lieben uns. Was zwischen uns steht, ist die Vergangenheit.«
    Das Läuten des Telefons unterbrach das Gespräch. »Frau Karsch ist da«, meldete sich der Nachtpförtner. »Sie möchte ihren Mann abholen.«
    »Er kommt sofort«, antwortete Dr. Haller.
    Paul Karsch stand auf, griff vorsichtig nach seinem weißen Turban. »Ich bedanke mich, Herr Doktor; was Janine anbelangt, so will ich Ihnen einen Tip geben, den Namen eines Mannes, der sie kennt …«
    Haller blickte ihn gespannt an.
    »… was Sie daraus machen, ist Ihre Sache. Auf keinen Fall dürfen Sie einfach hingehen und ihn zur Rede stellen, denn da wüßte er sofort, daß ich der Informant bin. Meinetwegen arrangieren Sie eine zufällige Begegnung oder sonst was …«
    »Sie können sich drauf verlassen, Herr Karsch.«
    Der Detektiv lächelte. »Der Mann heißt Jürgen Siebert. Er wohnt in Berlin, Atlasstraße 16. Wollen Sie es aufschreiben?«
    »Nein. Ich kann es mir merken.«
    Janine sah stumm auf das Wasser hinab. Das Rauschen des Flusses klang in ihren Ohren. Ein Baum trieb vorbei, kahle Zweige, armdicke Wurzeln, die in die Luft ragten. Die Bilder wechselten schnell. Manchmal glitten nur Schatten vorbei, gespenstische, nicht erkennbare Gegenstände, Beutegut einer entfesselten Natur.
    Janine wunderte sich über sich selbst. Von dem Mann, der neben ihr stand, der wie selbstverständlich seinen Arm um sie gelegt hatte, wußte sie gerade den Namen. Vernünftig überlegt, hätte sie unbedingt auf ihr Zimmer gehen müssen, anstatt mitten in der Nacht zu ihm ins Auto zu steigen. Aber die Vernunft schien bei ihr plötzlich ausgeschaltet zu sein. Etwas, was sie selbst nicht begriff, zog sie zu diesem Mann hin.
    »Soll ich Ihnen sagen, was Sie jetzt denken?« fragte Janine.
    »Ja, bitte.«
    »An ein Abenteuer werden Sie denken. Eine Kleine, die allein an der Bar saß und sich hat ansprechen lassen. Was soll damit schon los sein? Noch ein bißchen tanzen, trinken, küssen, und dann …«
    Jürgen schwieg. Es war ihr, als wiche er zurück vor ihr. Eine merkwürdige Spannung lag über seinem Gesicht. Sie konnte sehen, wie sich die Backenmuskeln bewegten. Und trotz der Dunkelheit glaubte sie, Schweißperlen auf seiner Stirn zu erkennen. Wie er sie plötzlich ansah – das schien nicht der gleiche Mann zu sein, der neben ihr ein paar Stunden lang auf dem Barhocker gesessen hatte.
    »Ich muß Sie enttäuschen«, sagte Janine, »ich bin nicht so eine, es war mein Fehler, an einen netten Abend zu glauben.«
    Ein Hund begann zu bellen. Gleich darauf war eine schimpfende Männerstimme zu hören.
    »Sie haben falsch geraten, Janine«, entgegnete Jürgen Siebert nach einer Pause. Und lachend setzte er hinzu: »Ich müßte eigentlich beleidigt sein.«
    »Sind Sie es?«
    »Nein. Kommen Sie, damit Sie den Glauben an den netten Abend wiederfinden.«
    Es fiel Janine nicht schwer. Nicht mal das schummerige Licht dieser Bar störte sie, nicht die etwas schäbigen Polster, nicht das gemischte Publikum, nicht die zahlreichen Animierdamen. Sie vergaß, auf die Uhr zu sehen, Zeit und Umgebung hatten keine Bedeutung für sie.
    War das wirklich nur ein netter Abend?
    Sie gab sich keine Rechenschaft darüber ab. Sie fühlte sich seltsam frei von Problemen, herausgelöst aus ihrer Situation.
    Manchmal schien es ihr, als träume sie das alles nur. Daß sie Jürgen zu ihm sagte, und er Janine zu ihr. Daß sie die Sommersprossen auf seiner Nase zählte und er ihre Fingerspitzen küßte. Daß sie in einer Nische sich gegenübersaßen, dutzende Male mit den Gläsern anstießen, sich dabei in die Augen schauten, mal schnell und flüchtig, mal länger als erlaubt.
    Nur wenn sie mit ihm tanzte, wußte sie, daß es kein Traum war, sondern Wirklichkeit. Es gab diesen Jürgen Siebert, groß,

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