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Immer wenn er mich berührte

Immer wenn er mich berührte

Titel: Immer wenn er mich berührte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die Schrankwand, drückte auf eine Taste. Die Töne erfüllten sofort den ganzen Raum; dank einer raffinierten Stereoanlage schienen sie aus den Wänden zu brechen.
    »Was ist das?« erkundigte sich Janine.
    »Ein Neger spiritual, mögen Sie das nicht?«
    »Doch.«
    »Sex und Religiosität – ich finde diese Mischung hinreißend. Das geht einem unter die Haut, nicht wahr?«
    Gaby war bei diesen Worten an die Hausbar getreten. Jürgen, dachte sie, jetzt darfst du sie noch einmal küssen, jetzt mußt du sie noch einmal küssen …
    Sie stand mit dem Rücken zu den beiden. Aber in dem großen Renaissancespiegel an der Wand konnte sie die Szene beobachten – das letzte flüchtige Liebesspiel, die letzte Zärtlichkeit zwischen Janine und Jürgen.
    Diesmal brauchte sie nicht eifersüchtig zu sein. Es diente nur dazu, Janine abzulenken. Es sollte ihr Zeit und Gelegenheit verschaffen, die braunen Tropfen in den braunen Whisky zu schütten. Ihre Hände zitterten nicht dabei. Es war alles ihr Plan, ein unfehlbarer Mordplan, der sich Stück für Stück erfüllen würde.
    Was sie Janine jetzt in den Whisky mischte, war harmlos. Ein Schlafmittel, das in jeder Apotheke rezeptfrei zu erhalten war. Es gab Pillen davon, es gab Tropfen.
    Seine verblüffende Wirkung hatte dieses Mittel nur in der Kombination mit Alkohol. Das Opfer mußte genügend getrunken haben, dann genügte schon eine kleine Dosis, um augenblicklich einen Tiefschlaf herbeizuführen, der dem Zustand einer Narkose ähnlich war.
    Zweimal hatte sie es bisher auf einer schrägen Party erlebt. Es war grotesk, wie die Mädchen von einer Minute auf die andere einschliefen und durch kein Schütteln und Rütteln mehr zu erwecken waren. Irgend jemand hatte ihr bei dieser Gelegenheit ins Ohr geflüstert: »Mit diesem Mittel kannst du jedes Verbrechen begehen. Denn das Opfer wird auf ideale Weise zum willenlosen Werkzeug.«
    An diese Worte hatte sich Gaby erinnert. Und jetzt mußte sie wieder daran denken, als sie langsam die Eisstücke in das Glas fallen ließ.
    Sie kehrte zum Tisch zurück, stellte das Glas vor Janine ab und setzte sich gelassen wieder in ihren Sessel. Sie schlug die Beine übereinander, zündete sich eine Zigarette an und ließ sich dabei von Jürgen Feuer geben.
    »Danke, Herr Siebert«, sagte sie.
    Eine Weile war es still im Raum. Nur das Geräusch der brennenden Holzscheite. Nur der Wind, der draußen an den Fensterläden rüttelte. Nur der Atem dieser drei Menschen, die um den Kamin saßen.
    »Mein letztes Glas«, versicherte Janine, »ich habe schon zu viel getrunken heute!«
    Gaby verzog ihr hübsches Gesicht zu einem spöttischen Lächeln. »Sie haben einen starken Mann dabei, Fräulein Laurent. Da ist es nicht so schlimm.« Sie beugte sich vor, hob ihr Glas: »Prost, auf unsere neue Bekanntschaft.«
    Janine lächelte ihr zu. »Es ist sehr nett bei Ihnen«, sagte sie.
    Gaby lehnte sich zurück. Die Spannung begann unerträglich zu werden. Im Aschenbecher verglomm eine halb angerauchte Zigarette. Jürgen sah ziemlich mitgenommen aus. Tiefe Schatten lagen unter seinen Augen.
    »Wenn du ausgetrunken hast«, sagte er zu Janine, »dann brechen wir auf.« Seine Stimme klang belegt. Den Rest seines Whiskys trank er in einem Zug aus.
    Die englische Standuhr, die draußen in der Halle stand, schlug die volle Stunde. Gaby versuchte mitzuzählen, aber plötzlich nahm Janine ihre ganze Aufmerksamkeit gefangen.
    Die Wirkung, auf die sie gewartet hatte, vollzog sich jetzt. Wie unendlich müde sie auf einmal blickte, wie schwer ihre Lider wurden, wie erfolglos sie dagegen anzukämpfen versuchte, mit welch unheimlicher Macht sie der Schlaf überfiel, das alles dauerte nur Sekunden.
    Gleich danach schlief sie fest.
    Gaby sprang auf, trat ganz nahe an sie heran, beugte ihr Gesicht zu ihr herunter. »Hallo, Fräulein Laurent«, schrie sie ihr ins Ohr, »was ist los mit Ihnen?«
    Janine gab keine Antwort.
    Gaby richtete sich auf, sah Jürgen an. »Na, Liebling, habe ich dir zuviel versprochen?«
    Jürgen schwieg mit zusammengepreßten Lippen.
    »In den nächsten Stunden kann sie nicht erwachen«, fuhr Gaby fort. »Es ist der gleiche Zustand wie nach einer Evipanspritze.«
    Um es zu beweisen, holte sie eine Nadel und stach sie Janine in den Oberarm. »Siehst du, Liebling, sie spürt nicht mal mehr einen Schmerz. Sie spürt gar nichts mehr. Du kannst denken, daß sie die Welt schon verlassen hat …«
    Jürgen packte Gaby grob bei den Schultern und riß sie an

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