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Immer wenn er mich berührte

Immer wenn er mich berührte

Titel: Immer wenn er mich berührte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Dreistern-Werbung.
    »Wo kann ich Herrn Siebert in München erreichen?«
    »Im Hotel Bayerischer Hof«, antwortete die Sekretärin.
    »Danke.«
    Er verließ die Telefonzelle, kaufte sich Zigaretten, begann ruhelos in den Hallen umherzuwandern. Eine Illusion war zerstoben, eine Seifenblase geplatzt. Was bedeutete es jetzt schon, daß er Janine liebte?
    Nach seinen Gefühlen fragte niemand. Er hatte die Vergangenheit aufgespürt, nun mußte er sie auch preisgeben. Und es gab kaum Hoffnung für ihn. Denn die Ehe war, wie ihm die Leute geschildert hatten, glücklich gewesen.
    Janine brauchte also nur zurückzukehren. In das hübsche Haus, in ihre Küche, in ihr Schlafzimmer … in ihre Welt von gestern.
    Das Happy-End einer langen Geschichte, in der für ihn kein Platz war. Dank der Fotografie in seiner Brusttasche wußte er, wie Jürgen Siebert aussah. Sympathisch, das mußte er zugeben. Ein Mann, der durchaus zu ihr paßte, jung, nett, erfolgreich. Das Ehepaar Siebert, mein Gott, was wollte er dagegen?
    Liebe kleine Janine, so hatte er einen Brief begonnen, den er jetzt nicht mehr abzuschicken brauchte. Alles, was ihm zu tun übrigblieb: möglichst leise von der Bildfläche verschwinden. Servus, Janine … laß mal was von dir hören.
    »Achtung«, meldete sich in diesem Augenblick der Lautsprecher, »Herr Doktor Haller wird gebeten, zum Schalter der British European Airways zu kommen.«
    Das Mädchen hinter dem Schalter lächelte ihn an: »Sie haben Glück, Herr Doktor. Ihr Flug nach München klappt jetzt. Der Warteraum ist da vorne links. Die Maschine startet in zwanzig Minuten.«
    Gleichgültig nahm er seine Bordkarte in Empfang und schlenderte zum Warteraum. Eine große Leere war in ihm. Er hatte keine Eile mehr. Es schien ihm ohne jede Bedeutung, ob er nun heute oder morgen nach München kam …
    Von der Uhr, die unaufhörlich gegen Janine tickte, hörte er nichts. Er ahnte keine Gefahr. Im Grunde beneidete er Jürgen Siebert.
    Wem geschieht es schon, daß er am Grabe seiner Frau stehen muß, und ein paar Monate später kann er sie wieder glücklich in seine Arme schließen?
    In der großen Wohnhalle der Westphals knisterten die Buchenscheite im offenen Kamin. Die übrigen Lichter hatte Gaby gelöscht. Nur im Schein der züngelnden Flammen spiegelten sich ihre Gesichter.
    Es war nicht leicht gewesen, das Personal wegzuschicken. Und es war bestimmt ein Risiko, Janine in dieses Haus zu locken.
    Aber der Triumph wog das Risiko auf. Der Triumph, daß Janine ahnungslos zwischen ihnen saß, sich keiner Gefahr bewußt, und daß der Mann, in den sie sich gleich zweimal verliebt hatte, ihr Mörder sein würde.
    Die Konversation war anstrengend. Denn Gaby mußte hinter gleichgültigen Worten und einem lächelnden Gesicht ihre Gefühle verbergen.
    Es fiel ihr nicht schwer, zu ihrem Geliebten zu sagen: »Möchten Sie zum Whisky Wasser oder Soda, Herr Siebert?«
    Aber es fiel ihr schwer, Janine zu ertragen, ihre Anmut, ihr Lächeln, den Glanz in ihren Augen, ihre Bewegungen, ihre leise Stimme, die zärtlichen Blicke, die sie mit Jürgen wechselte.
    Sie haßte Janine. Nicht nur, weil sie ihnen im Wege stand. Was sie ihr noch viel weniger verzieh, war die Tatsache, daß sie schön war. Es machte sie rasend, zu denken, daß sie Jürgens Liebe und Zärtlichkeit besessen hatte, daß sie neben ihm am Traualtar gekniet hatte, daß sie fünf Jahre eine Ehe geführt hatten …
    Ihr Blick streifte Jürgen. In seinen dunklen Augen glaubte sie die Angst zu lesen. Für ihn war es offenbar ziemlich schwer, die Rolle weiterzuspielen. Die Hand, mit der er die Zigarette hielt, zitterte. Er trank viel zu schnell für das, was er noch tun mußte.
    Trotzdem war sie sich ihres Erfolges sicher. Heute klappt es, dachte sie. Eine grausame Erregung befiel sie bei dem Gedanken. Sie berührte mit ihren Händen ihren Körper. Das Kleid, das sie trug, hatte sie aus Paris mitgebracht. Ihre Haut brannte, als sei sie zu nahe an das Feuer gekommen.
    Wenn alles vorbei ist, werden wir uns lieben, dachte sie. Diese Nacht wird uns aneinanderketten, Jürgen, wenn dein Gewissen schlägt, wirst du mich brauchen, unsere Liebe könnte mal vergehen, das gemeinsam begangene Verbrechen wird uns für immer zusammenhalten.
    Gaby stand auf, griff nach dem leeren Glas von Janine.
    »Wie wär's mit ein bißchen Musik?« sagte sie.
    »Gerne«, antwortete Janine.
    »Und Sie, Herr Siebert?«
    »Bitte, ja.«
    Den Bruchteil einer Sekunde kreuzten sich ihre Blicke.
    Gaby trat an

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