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Immer wenn er mich berührte

Immer wenn er mich berührte

Titel: Immer wenn er mich berührte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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verscheuchen.
    Komisch, daß ihm der Schreck in alle Glieder gefahren war. In Gedanken verspottete er sich selbst. Jürgen, laß doch die Katze. Kümmere dich nicht um sie. Katzen können nicht reden, sie sind keine Zeugen, sie sind nichts …
    Die Villa der Westphals stand auf dem Hochufer der Isar. Der Steig, den er jetzt erreichte, führte sehr steil nach unten. Gaby hatte ihn mit Recht gewarnt. Ganz vorsichtig mußte er Schritt für Schritt machen, dabei sich noch bücken, damit Janine nicht die Zweige ins Gesicht bekam. Er mußte alles vermeiden, was sie aus ihrem Schlaf reißen könnte.
    Erwachen, ihn ansehen, ihn fragen – das wäre das Allerschlimmste gewesen. Nein, dafür hätte es keine Ausrede mehr gegeben. Denn ganz deutlich hörte man schon das Rauschen des Flusses. Und wenn sie alles vergessen hatte, daß sie nicht schwimmen konnte, das mußte sie wissen.
    Mit einem Ruck blieb Jürgen plötzlich stehen. Wie ein gehetztes Tier horchte er angestrengt in die Nacht hinaus.
    Der Ton der Sirene kam näher. Er wußte, daß man sich in der Nacht leicht verschätzte. Entfernungen schrumpften zusammen.
    Ein Unfall, versuchte er sich zu beschwichtigen. Vorne auf der Bundesstraße.
    Was geht das mich an, wenn das Unfallkommando ausrückt? Da hinten gibt's nicht mal eine Straße, nur Bäume, Büsche, einen Abhang …
    Nur jetzt keine Panik, keine falschen Schlüsse, nur jetzt in letzter Minute nicht die Nerven verlieren.
    Aber die Sirene kam näher und näher. Ihr Ton zerfetzte die Stille dieser Nacht. Der einen Sirene folgten weitere. Er hörte Motorengeräusch, quietschende Bremsen, das Getrampel von Stiefeln …
    Plötzlich lag ihm Janine bleischwer in den Armen. Seine Muskeln drohten zu versagen. Die nackte Angst saß ihm im Genick. Nein, das war kein Unfall auf der Bundesstraße, das war eine ganz andere Alarmstufe, Großeinsatz … Hunderte von Polizisten vielleicht, Scheinwerfer, Hunde …
    Zurück, dachte er. Meine einzige Chance. Ich muß versuchen, ins Haus zu kommen.
    Jürgen war dem Zusammenbruch nahe, aber die Angst vor der Entdeckung peitschte ihn vorwärts. Er rutschte aus, fiel auf die Knie, kam wieder auf die Beine, ohne daß ihm Janine entglitt. Weit schien jetzt der Weg zu sein, keine fünf Minuten, eine Ewigkeit.
    Der Schweiß verklebte ihm die Augen. Halb blind tappte er weiter. Nie hätte er gedacht, daß Janine so schwer sein könnte, zentnerschwer, wie eine tödliche Klammer empfand er sie plötzlich.
    Mehr tot als lebendig erreichte er die Hintertüre der Villa. Gaby zog ihn herein. Auch ihre Kaltblütigkeit schien sie etwas verlassen zu haben.
    »Schaff sie nach oben«, empfing sie ihn bebend. »In mein Zimmer. Kleider runter und ins Bett. Aber schnell.«
    Fragen erübrigten sich. Die Klingel schrillte, und Gaby mußte zur Haustüre.
    Jürgen wagte oben nicht mal Licht zu machen. Im Dunkeln zog er Janine aus, trug sie in Gabys Bett und deckte sie zu.
    Im Bad knipste er die kleine Lampe über dem Spiegel an. Er war grün im Gesicht. Seine Haare klebten auf der Stirn. Die Lippen waren blutig. Seine Hände waren schmutzig und von Zweigen zerkratzt.
    Nachdem er sich einigermaßen in Ordnung gebracht hatte und unten die Haustüre ins Schloß fallen hörte, ging er runter.
    Gaby drückte ihm ein großes Glas Whisky in die Hand.
    Er trank es in einem Zug aus. Er hatte das Gefühl, durch die Hölle marschiert zu sein.
    »Was ist denn los?« fragte er erschöpft.
    »Unser Nachbar ist der Juwelier Kressner«, antwortete Gaby. »Auf den ist vor einer halben Stunde ein Raubüberfall verübt worden. Er ist schwer verletzt. Sämtlicher Schmuck aus dem Tresor ist verschwunden. Die Polizei glaubt, daß die Täter noch in der Nähe sein müssen …«
    Jürgen ließ sich in der Nähe des Kamins in einen Sessel fallen. »Also bleiben die Polizisten die nächsten Stunden in der Gegend.«
    »Warten wir ab«, sagte Gaby und lächelte kalt. »Wir haben Zeit. Sie wird noch lange schlafen.«
    Dr. Haller saß in dieser Nacht mehr als zwei Stunden in der Halle des Bayerischen Hofs. Er trank Sodawasser und Mokka und hielt unter den Leuten, die beim Portier ihre Zimmerschlüssel verlangten, nach Jürgen Siebert Ausschau.
    »Wann kommt Herr Siebert denn gewöhnlich heim?« fragte er.
    »Häufig sehr spät«, antwortete der Nachtportier, »ich halte es für aussichtslos. Können Sie denn nicht bis zum Frühstück warten?«
    Haller war trotz des Mokkas müde. Seine Armbanduhr zeigte zehn nach eins. Natürlich, dachte er,

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