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Immer wenn er mich berührte

Immer wenn er mich berührte

Titel: Immer wenn er mich berührte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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erschrockenes Gesicht, an seine Worte: »So laß dir doch wenigstens erklären, Janine!«
    Es gibt nichts mehr zu erklären, hatte sie geantwortet. Mit dem Taxi war sie heimgefahren, ein letztes Mal durch die Küche gegangen, durch das Wohnzimmer … sie hatte ihren Ehering abgestreift, den kleinen Koffer gepackt …
    Gestern war das, dachte sie. Denn ich weiß noch, wie ein Stück Leben in mir zerbrochen war. Nein, ich haßte ihn nicht. Ich schämte mich nur, für meine Liebe, für alles, was zwischen uns gewesen war. Und ich bin zum Flughafen gehetzt, in die nächstbeste Maschine gestiegen, weil ich ihn nie mehr wiedersehen wollte …
    Aus dem Gestern war ein Heute geworden. Aus der Rothaarigen eine Schwarzhaarige. Aus dem Absteigequartier eine elegante Villa. Aber sonst gab es keinen Unterschied, höchstens den noch, daß sich die beiden da unten ungestört wähnten …
    Liebe, dachte sie bitter. All das nennt er Liebe. Die eine schläft, der andern zieht er den Reißverschluß des Kleides auf. Gleich wird er sein Ziel erreicht haben.
    Janine hätte hinuntergehen können, ihn nochmals überraschen, ihm die Wahrheit ins Gesicht schleudern, aber in ihr war nichts als Übelkeit, ein Gefühl des Ekels.
    Sie schlich zurück in das fremde Bett, in dem sie aufgewacht war. Sie deckte sich zu, schloß die Augen. Es brauchte niemand zu wissen, daß sie schon mal aufgestanden war. Es brauchte niemand zu wissen, daß sie wach unter der Decke lag.
    Wenn sie vor Entsetzen zitterte, wenn ein kalter Schauer ihr über den Rücken jagte, wenn sie steif vor Verzweiflung war, dann nur deshalb, weil sie sich zweimal in Jürgen Siebert verliebt hatte. Mein Gott, warum hast du das zugelassen? Warum hast du mich dazu verurteilt?
    Ein böser Fluch schien sie an ihn zu ketten. Es nützte nichts, daß sie bis Marokko floh, daß ein Erdbeben sie verschüttete, daß der Schock ihr Gedächtnis auslöschte, daß sie sich falscher Papiere bediente, einen anderen Namen trug, immer wieder trieb sie auf ihn zu.
    Welch grausamer Einfall, daß sie ihn nicht erkannte. Daß er ihr fremd und doch zugleich vertraut war.
    Zum erstenmal rannen ihr Tränen der Verzweiflung übers Gesicht. Er hatte kein Erbarmen mit ihr gekannt, ihm war jede Lüge recht, kein Mittel zu schäbig. Wie höhnisches Gelächter klangen ihr seine Worte im Ohr.
    Als sie plötzlich Schritte vernahm, hielt sie den Atem an. Leise öffnete sich die Türe, ein Spalt von Licht fiel herein. Janine hielt die Augen geschlossen, spielte die Schlafende. Aber sie wußte, daß es Jürgen war, und sie spürte, daß er sich nahe über sie beugte.
    »Na, und?« fragte Gaby, als er zurückkam.
    »Sie schläft«, sagte Jürgen, »aber was nützt uns das? Alle Straßen ringsum werden bestimmt kontrolliert, jeder Wagen wird angehalten, darauf kannst du dich verlassen. Mir scheint, sie haben in den Isarauen zwanzig Hunde und ein ganzes Heer von Polizisten …«
    »Als ob die Banditen mit ihrer Beute nicht längst über alle Berge wären«, entgegnete Gaby. Sie zerdrückte nervös eine Zigarette im Aschenbecher. »Du mußt zugeben, Liebling, ohne den Raubüberfall auf den Juwelier hätte überhaupt nichts schiefgehen können.«
    »Aber es ist eben schiefgegangen«, stellte Jürgen resigniert fest. »Und ich frage mich, wie es weitergehen soll?«
    Gaby stand auf und begann im Zimmer umherzuwandern. Das Warten auf die Gelegenheit, Janine doch noch beseitigen zu können, hatte sie beide nervös gemacht.
    Er ist ein wunderbarer Geliebter, dachte Gaby, aber kein Held. Nur die Angst, mich zu verlieren, treibt ihn vorwärts. Ich sehe es ihm an, daß er gerne aufgeben würde.
    Als sie vor ihm stehenblieb, sah sie ihn ein wenig spöttisch an. »Es ist nichts passiert, Liebling. Vielleicht willst du lieber nichts mehr riskieren? Du kannst rauf gehen zu ihr, kannst eine schöne Geschichte erzählen und deine alte Ehe weiterführen …«
    »Warum quälst du mich?« fragte er.
    »Weißt du, ich denke manchmal, du willst sie gar nicht loswerden.«
    Wut funkelte in seinen Augen. »Du weißt genau, daß es nicht so ist. Aber bitte – sag mir, was ich tun soll? Ich kann sie doch nicht mit dem Hammer erschlagen und die Leiche in eurem Ölofen verbrennen …«
    Gaby trat ans Fenster und spähte durch den Vorhang in die langsam heller werdende Nacht hinaus. Sie sah ein Stück der Straße, die abgeblendeten Lichter eines Polizeiwagens, die Schatten einiger Männer in Uniform …
    Ohne sich nach Jürgen umzudrehen, sagte

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