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Immer wieder Dezember: Der Westen, die Stasi, der Onkel und ich (German Edition)

Immer wieder Dezember: Der Westen, die Stasi, der Onkel und ich (German Edition)

Titel: Immer wieder Dezember: Der Westen, die Stasi, der Onkel und ich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Schädlich
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erläutert, welche Aufgaben für ihn (d. IMV) in diesem Zusammenhang zu realisieren sind.
     
Gespräch mit Gen. Höpcke
Einflußnahme auf die Mutter von H.-J. Schädlich, um sie zu befähigen, H.-J. Schädlich entsprechend zu informieren.
Betreuung Schädlichs durch den IM nach erfolgter Übersiedlung.«
    In einem Gespräch, das der Onkel am 26. Oktober mit Klaus Höpcke hatte, teilte der ihm mit, dass seitens der DDR kein besonderes Interesse an Hans Joachim Schädlich bestehe, keine Initiativen hinsichtlich einer Rückkehr Schädlichs in die DDR entwickelt würden, gegen eine Rückkehr jedoch keine Einwände bestünden und keine Bedingungen gestellt würden. Außerdem: Er brauche nur den Termin mitzuteilen, könne ohne Dokumente einreisen, es gebe kein formales Aufnahmeverfahren, bei Bedarf würde eine ärztliche Behandlung erfolgen und: »Schädlich braucht keine öffentlichen Erklärungen bzw. Pressekonferenzen geben, man erwartet jedoch von ihm, daß er zum gegebenen Zeitpunkt gegenüber kompetenten Personen (evtl. Klaus Höpke) die Zusammenhänge und Hintergründe seiner Übersiedlung in die BRD darlegt.«

    Ich kann und will es nicht glauben. Aber ich muss es glauben. Es steht in den Akten.
    Der Onkel war weit gekommen. In den letzten Oktobertagen schickte er die Großmutter wieder in unsere Wohnung. Über sie sollte der Onkel das Ergebnis der Aussprache nach dem 1. November 1979 übermitteln und auf dem gleichen Wege die Antwort vom Vater erhalten.
    Aber: »Die Fahrt der Mutter könnte erst nach dem 1.11.1979 erfolgen, da zu diesem Zeitpunkt die Frau von Schädlich ihre neue Tätigkeit beim Ullstein-Verlag beginnt und erst dann ein ungestörtes Gespräch mit ihrem Sohn möglich sein würde.«
    Alles wohlkalkuliert. Abgekartet.
    »Gen. Höpcke hat sich bereit erklärt, für die Mutter [gemeint ist die Großmutter; Anm. d. Aut. ] deren Visum für West-Berlin abgelaufen ist, eine zusätzliche Ausreisemöglichkeit über die VPKA Fürstenwalde zu ermöglichen.«
    In dieser Zeit telefonierte die Mutter noch häufiger mit dem Onkel. Die Telefonprotokolle geben über vieles Aufschluss, auch dass sie den Verdacht äußerte, die Großmutter habe wohl Sondergenehmigungen für ihre ständigen Westreisen erhalten, denn ihr Tageskontingent von vier Wochen sei längst überschritten, dass die Staatssicherheit wohl ihre Finger mit im Spiel habe. Der Onkel sagte: »Achiwo!«
    Wenn die Großmutter kam, wird sie gute Miene zum bösen Spiel gemacht haben, kartoffelschälend mit spröden Händen in der Küche, graue Metallschüssel mit blauem Rand auf dem Tisch, Schalen auf ausgelegter Zeitung, sie im Perlonkittel. Ich werde den Anblick nicht los. Wenn sie da war, kam ich später nach Hause. Trödelte auf dem Rückweg von der Schule, ging zu Karstadt am Hermannplatz. Ich fuhr zur Mutter in den Verlag, machte dort Hausaufgaben, bis ich die Schwester vom Kindergarten abholte, oder wir fuhren zusammen mit dem Auto zurück und holten sie beide ab.
    Nachdem die Großmutter abgereist war, flog Jürgen Fuchs mit dem Vater am 8. November nach München. Von dort ging es im Zug weiter ins Allgäu, wo der Vater blieb, um sich zu erholen.
    Die Schlacht hatten wir gewonnen, ohne es zu wissen.
    Zeit zum Luftholen, jetzt, wo die Luft rein war. Nicht, weil der Vater weg war, sondern weil die Großmutter nicht kommen würde, solange er fort war. Weil das Telefon stillstand. Weil abends manchmal andere Leute zu Besuch kamen als die »Ehemaligen«. Hans F. Erb kam, der Verlagsleiter der Mutter, oder auch andere Kollegen, von denen manche Freunde sind bis heute. Plötzlich war die Wohnung voller neuer Geschichten.
    Weil nachmittags niemand in der Wohnung war außer mir, richtete ich den Blick auf mich. Vor dem Spiegel im Durchgangszimmer. Ich stellte mich davor und blickte hinein. Fast zwei Jahre waren wir im Westen. Fast zwei Jahre hatten die Lebensumstände, die Probleme der Erwachsenen das Leben bestimmt, und nun war ich fast vierzehn Jahre alt. In Köpenick hätte es vielleicht Jugendweihe gegeben. Wahrscheinlich eher nicht, wenn ich es recht überlege. Nur wenn ich bereit gewesen wäre zu geloben, »die feste Freundschaft mit der Sowjetunion weiter zu vertiefen, den Bruderbund mit den sozialistischen Ländern zu stärken, im Geiste des proletarischen Internationalismus zu kämpfen, den Frieden zu schützen und den Sozialismus gegen jeden imperialistischen Angriff zu verteidigen«, so wäre ich feierlich aufgenommen worden in die

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