Immer wieder, immer mehr (German Edition)
nur Mitch geben konnte.
Geistesabwesend starrte sie aus dem Fenster. Es wurde schon dunkel. Bald würde das Feuerwerk beginnen.
Alle waren jetzt auf der Festwiese, saßen oder lagen auf ihren Picknickdecken, holten sich Getränke aus ihren Kühlboxen, zündeten Wunderkerzen an für die Kinder und hatten Spaß, und der würde mit dem Feuerwerk nicht aufhören. Spaß … Sie hatte nicht allzu viel davon gehabt in den letzten Jahren. Um ehrlich zu sein, sie hatte nicht annähernd so viel Spaß gehabt, wie sie es sich vorgenommen hatte.
Zuerst war sie nach Cleveland gezogen. Dort hatte sie bei ihrer ausgeflippten Mutter gelebt, Abendkurse belegt und einen Collegeabschluss in Betriebswirtschaft gemacht. Dann war sie nach Chicago gegangen. St. Louis und Philadelphia waren ihre nächsten Stationen gewesen.
Unentwegt hatte sie dabei an ihrer Karriere als selbstständige Unternehmensberaterin gefeilt. Anfangs waren ihre Kunden Ein-Mann-Unternehmen und kleine Restaurants gewesen. Später hatte sie Verträge mit größeren Firmen und Dienstleistungsbetrieben geschlossen und dabei gutes Geld verdient.
Schließlich, in Boston, hatte sie ihren bis dahin größten Fisch an der Angel gehabt, ein traditionsreiches Bankhaus. Zu dumm, dass ihr Vertragspartner ein gut aussehender, charmanter Mann gewesen war, der Vizepräsident der Bank, Richard Beschloss.
Nachdenklich sammelte sie die Broschüren ein, die sie auf dem Tisch verteilt hatte. Für welche Stadt sollte sie sich jetzt entscheiden? Dallas, L. A., Seattle, Miami? Sie hatte gute, verlässliche Kontakte in allen diesen Städten, und sie könnte von fast allen ihren ehemaligen Kunden Empfehlungsschreiben bekommen, außer von Richard natürlich. Sie besaß auch genügend Kapital, um sich ein neues Geschäft aufzubauen – vorausgesetzt, sie hatte wieder Zugang zu ihren Privat- und Geschäftskonten in Boston.
Sie hätte nicht gedacht, dass Richard Beschloss so rachsüchtig sein würde.
Atlanta. Sie blätterte in der Broschüre. Kurz bevor sie sich mit Richard verlobt hatte, hatte man ihr einen Job in Atlanta angeboten. Dann wäre sie zwar nicht mehr selbstständig, doch die Firma hatte einen guten Ruf, und es wäre ein sicherer Job. Vielleicht war der ja noch zu haben.
Ein metallisches Geräusch, das von draußen kam, ließ sie aufschrecken. Sie erkannte sofort den Wagen, der vor dem Supermarkt parkte. Mitch stieg aus.
„Mitch McCoy, wo zum Teufel hast du gesteckt?“, murmelte Liz.
Es war überhaupt nicht typisch für ihn, erst so eine Bombe hochgehen zu lassen wie zwei Tage zuvor und dann abzutauchen. Aber wusste sie eigentlich, was typisch für ihn war? Vielleicht nicht.
Warum war er jetzt nicht auf der Festwiese? Und warum, um alles in der Welt, bestückte er jetzt die beiden Verkaufsautomaten am Eingang des Supermarktes?
Er öffnete die Ladeklappe seines Wagens. Dann schloss er den ersten der Verkaufsautomaten auf.
Wow, was für ein sexy Po!
Mitch hatte einen Körper, den man einfach nicht übersehen konnte. Hochgewachsen, schlank, aber muskulös. Doch es war mehr als sein Körper, das sie an ihm faszinierte. Es war seine Aura. Er strahlte eine Kraft aus, die sie nur bewundern konnte. Und das lag nicht bloß daran, wie sich seine Muskeln unter dem T-Shirt abzeichneten und dass seine verwaschene Jeans sich an seinen Körper schmiegte wie eine zweite Haut. Es war er selbst, der Mann, Mitch McCoy. Ein Mann, den offenbar nichts aus der Ruhe brachte. Der den Eindruck machte, als wäre er mit sich und seinem Leben zufrieden, auch dann, wenn er sich unbeobachtet glaubte.
Plötzlich fühlte Liz sich schrecklich einsam. Was wäre wohl, wenn sie damals geblieben wäre? Wenn sie Mitch nicht um einen Aufschub gebeten hätte?
Jetzt wandte Mitch den Kopf, sah ihren Wagen auf der Straße und dann sie durch die Fensterscheibe. Er bedachte Liz einmal mehr mit seinem typischen, siegesgewissen Lächeln, und ihr Herz machte einen Sprung. Widerstrebend riss sie den Blick von ihm los.
„Woran liegt es nur, dass ich einfach nicht von dir loskomme?“, murmelte sie. Dann hörte sie, dass die Tür geöffnet wurde, doch sie blickte nicht auf. Ein Schauer überlief Liz, obwohl die Nacht so schwül war.
Rasch nahm sie ihren Notizblock und begann, sinnlos darauf herumzukritzeln. Schließlich blickte sie auf und sah Mitch bei der Tür stehen. „Oh, ich hab dich gar nicht hereinkommen hören.“
„Ein Kaffee wäre jetzt nicht schlecht“, sagte er.
Liz deutete auf die halb volle
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