Immer wieder, immer mehr (German Edition)
Kanne, die auf der Warmhalteplatte stand. „Ich bin nicht im Dienst.“ Sie wandte sich wieder ihren Broschüren zu. „Außerdem, das Lokal ist geschlossen. Hast du das Schild nicht gelesen?“
Mitch antwortete nicht. Er ging zur Theke, nahm sich eine Tasse und füllte sie. Dann setzte er sich Liz gegenüber.
„Es sind mindestens zwanzig Tische frei, Mitch.“
„Ja, aber an keinem von ihnen sitzt ein Engel.“
Liz pflückte den Dekorengel von seiner Spiralfeder und warf ihn Mitch zu. „Du wirst wohl damit vorliebnehmen müssen. Ich bin nämlich gerade beschäftigt.“
Der Engel landete in seinem Schoß. Mitch warf ihn zurück auf den Tisch. „Das sehe ich.“ Er nahm eine der Broschüren und hob fragend die Brauen. „Miami?“
Sie riss sie ihm aus der Hand. „Warum bist du nicht auf der Festwiese, wo alle anderen sind?“
Er lächelte breit. „Ich muss sagen, Liz, es erstaunt mich immer wieder, wie du an meinem Leben Anteil nimmst.“
Liz kritzelte weiter auf ihrem Notizblock herum und spürte Mitchs Blick auf ihrem Haar, ihrem Gesicht, ihren Hals. Es war fast so, als berührte er sie. „Nein, warte, lass mich raten. Dein neuer Job als Verkaufsautomatenauffüller hält dich davon ab.“
„Verkaufsautomatenauffüller?“ Er schmunzelte. „Ach so, ich tue Klammer nur einen Gefallen. Er befindet sich auf seiner jährlichen Pilgerfahrt nach Key West, um seinen alten Freund Ernest zu besuchen. Nächste Woche müsste er wieder da sein.“
Liz schob den Träger ihres Tanktops zurück, der ihr von der Schulter gerutscht war. „Jemand sollte ihn mal darauf aufmerksam machen, dass Hemingway schon seit dreißig Jahren tot ist.“
„Ich dachte, du hättest das bereits erledigt.“
Lächelnd erwiderte sie seinen Blick. „Offenbar hat es nichts genutzt, wenn er immer noch dorthin fährt.“
Ein lautes Knallen ertönte von der Festwiese her. Liz sah durchs Fenster. Die ersten Feuerwerksraketen schossen in den Nachthimmel.
„Und was ist mit dir?“, fragte Mitch. „Wieso bist du nicht auf der Festwiese, wo alle anderen sind?“
Wieder wurde ihr viel zu heiß unter seinem intensiven Blick. „Ich dachte, jetzt habe ich am besten Gelegenheit, mir Gedanken um meine Zukunft zu machen.“
Mitch fuhr mit dem Daumen über den Rand seiner Tasse. „Heißt das, dein Verfolger, wer immer das sein mag, hat dich gefunden?“
Sie lachte. Das war typisch Mitch. Er ließ nicht locker. „Nein, das heißt es nicht. Übrigens habe ich nie gesagt, dass ich verfolgt werde.“ Der Kugelschreiber fiel ihr aus der Hand. Sie beugte sich vor, um ihn aufzuheben. Dabei streifte ihre Hand Mitchs, die ebenfalls nach dem Stift griff. Liz richtete sich auf und nahm ihm den Stift weg.
„Dann hast du den Fremden also noch nicht bemerkt, der hier aufgetaucht ist.“ Mitch sah Liz abwartend an. Sie zuckte nicht einmal mit der Wimper.
Als er den etwa fünfzigjährigen Fremden vor zwei Tagen auf der Festwiese und dann gestern auf der Hauptstraße entdeckt hatte, hatte er seinen jüngeren Bruder, David, gebeten, herauszufinden, auf wen sein Wagen zugelassen sei. Es war ein Mietwagen. David hatte gefragt, ob er sich Name und Anschrift des Mieters geben lasse solle, aber er wollte sich die Antworten von Liz holen. Doch der Ausdruck in ihren großen braunen Augen verriet ihm, dass er nicht mehr aus ihr herausbringen würde, als er schon wusste, und das war viel zu wenig.
„Was für ein Fremder?“, meinte sie. „Ist nicht jeder hier für mich ein Fremder?“
Sie sah zu ihrem Wagen, und er folgte ihrem Blick. Es war das erste Mal seit ihrer Ankunft, dass sie ihn benutzte. Warum hatte sie ihn heute gefahren? Und warum betrachtete sie den Wagen jetzt so, als hielte sie es für einen Fehler, ihn benutzt zu haben?
„Was ist los, Liz? Du wirkst so nervös heute Abend?“
„Vielleicht habe ich ein oder zwei Tassen Kaffee zu viel getrunken.“ Sie stand auf. „Aber was soll’s. Etwas mehr Kaffee als sonst wird schon nicht schaden.“
Er beobachtete Liz, als sie zur Theke ging. Ihre wohlgerundeten Hüften bewegten sich einladend unter dem dünnen Seidenstoff ihrer Shorts. Er sollte froh sein, dass sie wenigstens nicht diese unverschämt knappen, abgeschnittenen Shorts aus ihren Teenagertagen anhatte. Aber eigentlich war das hier fast noch schlimmer. Die Seide schmiegte sich auf die verführerischste Weise an jede Kurve.
Mitch machte keinen Hehl aus seinem Interesse an Liz’ Körper, als sie mit der Kaffeekanne in der Hand an den
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