Immorality Engine
abräumten.
»Haben Sie schon einmal Ihr Schwert im Zorn benutzt, Sir Enoch?«
Newbury deutete auf den Degen, der am Gürtel des Mannes hing.
Die abrupte Wendung des Gesprächs machte Graves anscheinend nervös.
»Ich bin nicht sicher, ob mir die Andeutung gefällt, die in dieser Frage
mitschwingt, Sir Maurice.«
»Es ist eine ganz einfache Frage,
und ich wäre Ihnen verbunden, wenn Sie
darauf antworten könnten.«
»Dann lautet die Antwort: Nein, das habe ich noch nie getan.« Graves
kochte innerlich, die Oberlippe bebte vor Zorn. »Wollen Sie damit andeuten,
Sykes sei mit einem Degen ermordet worden?«
»Nein.«
Graves war der Explosion nahe. »Dann verstehe ich nicht, welche
Bedeutung diesââ¦Â« Er lieà den Satz unvollendet.
Veronica nahm das als Stichwort, um sich einzuschalten. Sie trat
einen Schritt näher an Graves heran und sagte verschwörerisch: »Sir Enoch, wir
wissen Ihre Hilfe in dieser Angelegenheit wirklich zu schätzen. Es ist uns
sicher nicht daran gelegen, einen Skandal zu machen oder den Mitgliedern Ihres
Clubs Sorgen und Unannehmlichkeiten zu bereiten. Besonders unangenehm wäre es
letztlich doch, wenn die Bastion Society insgesamt mit der Angelegenheit in
Verbindung gebracht würde, zumal Sie ja auch für ein Regierungsamt kandidieren
wollen. Das würde sich in der Presse natürlich nicht gut machen.« Sie lächelte
zuckersüÃ. Graves regte sich unbehaglich, antwortete aber nicht. »Wir wollen
die Angelegenheit zu einem raschen Abschluss bringen. Sie erwähnten bereits,
dass Sykes in anderen Kreisen verkehrte. Vielleicht nennen Sie uns
freundlicherweise einige seiner Bekannten, damit wir unsere Ermittlungen
woanders fortführen können?«
Graves atmete tief durch. »So gern ich Ihnen auch in dieser Sache
helfen würde, Miss Hobbes, Sie fragen hier den Falschen. Als ich von anderen
Kreisen sprach, meinte ich genau das. Sykes hat Freunde und Bekannte auÃerhalb
der Bastion Society. Wenn Sie in Erfahrung bringen möchten, um wen es sich
handelt, dann müssen Sie die Informationen auf andere Weise gewinnen. Ich
fürchte, ich kenne den Mann nicht gut genug, um über sein Leben auÃerhalb des
Clubhauses Auskunft zu geben.«
»Hatte«, warf Newbury ernst ein. »Sie sagten, Sykes âºhatâ¹ Freunde
auÃerhalb der Gesellschaft.«
»Ah, richtig, ein Lapsus. Ich fürchte,
ich habe die Nachricht von seinem Tod noch nicht ganz verinnerlicht.« Graves strich sich nervös die Haare aus der Stirn. Das Gespräch wurde ihm
sichtlich immer unangenehmer, je länger es dauerte. Er drehte sich zu den
Kellnern um, die sich im Hintergrund eifrig tummelten und die Tische für die am
Nachmittag erwarteten Gäste vorbereiteten. »Ich muss mich jetzt leider um
andere Dinge kümmern. Was mit dem armen Sykes geschehen ist, tut mir
schrecklich leid, aber nun ruft die Pflicht.«
Bainbridge nickte knapp und gab ihm die Hand. Graves schlug ein.
»Sie haben uns sehr geholfen, Sir Enoch. Vielen Dank, dass Sie uns Ihre Zeit
geopfert haben.«
Graves nickte. »Smith führt Sie hinaus.« Er rief den Kellner zu
sich. »Smith!«
Der junge Mann eilte herbei. Er war
höchstens achtzehn Jahre alt und sofort als Kellner zu erkennen. »Diese
Herrschaften wollen jetzt gehen, Smith.«
»Ja, Sir, natürlich, Sir.« Er
winkte ihnen, ihm zu folgen, und ging in Richtung des Ausgangs den Flur
hinunter. Veronica sah sich noch einmal nach Graves um, bevor sie durch die Tür
trat. Er starrte ihr mit vorgerecktem Kinn nach. Der Blick war hart, kalt und
drohend.
»Dieser aufgeblasene, verlogene Wicht«, schimpfte Bainbridge,
kaum dass sie sich weit genug von der Vordertür entfernt hatten. »Es ist
offensichtlich, dass er weitaus mehr weiÃ, als er uns offenbaren wollte.«
Newbury nickte. »Richtig. Nach der
Aussage des Butlers und Gravesâ unverkennbarem Schock angesichts unserer
Neuigkeiten würde ich fast darauf wetten, dass Edwin Sykes an der Party
teilgenommen hat. Oder zumindest jemand, der Sykes sehr ähnlich sah.«
»Aber Sykes ist tot, Newbury. Wir haben seine Leiche auf einer
Steinplatte liegen sehen, daran gibt es nichts zu deuteln. Wie soll er
gleichzeitig in der Leichenhalle liegen und an einer Party teilnehmen? Und wenn
wir unseren eigenen Augen glauben wollen, dann war er auch bei Flitcroft and
Sons und hat die Schmuckvitrinen
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