Immorality Engine
gespenstische
Reinkarnationen â, war dies ein Kinderspiel. Wenn sie sich Mühe gaben,
konnten sie Newbury wieder auf das richtige Gleis setzen. Es wäre ein hartes
Stück Arbeit, aber sie konnten es schaffen.
Veronica tröstete sich mit dem Wissen, dass ihr Plan in gewisser
Weise bereits Früchte trug. Natürlich litt Newbury unverkennbar unter
Entzugserscheinungen: die Müdigkeit, die SchweiÃausbrüche, das Zittern der
Hand, als er von Mrs. Grant die Teetasse entgegengenommen hatte. Sie wusste,
dass es noch viel, viel schlimmer werden würde. Der Entzug würde mehr als nur
körperliche Symptome hervorrufen. Newbury war auch psychisch von der Droge
abhängig, und wenn er sie nicht mehr nahm, musste das Auswirkungen auf sein
Bewusstsein haben. Selbstzweifel, Selbstmitleid, all das stand ihm nun bevor.
Er glaubte wirklich, die Droge verschaffe ihm Einsichten, und ohne sie sei er
nur ein Schatten seiner selbst. Er sah sie als notwendiges Ãbel, und das musste
nun aufhören.
Veronica drehte sich um und lauschte. Ja, richtig, sie hatte auf der
Treppe etwas klappern gehört. Da war es wieder â ein Scheppern, als
schlüge Metall immer wieder auf Holz.
Neugierig ging sie zur Tür des
Salons. »Mrs. Grant, sind Sie es?«, rief sie, als sie die Hand zum Griff
ausstreckte. Sie wollte ihn gerade herumdrehen,
als es drauÃen einen lauten Knall gab, dass die Tür im Rahmen bebte.
Veronica fuhr zurück und stieà einen erschrockenen Ruf aus. Etwas kratzte über
das Holz.
Newbury kam schlagartig zu sich. Er sprang vom Sessel auf, stürmte
zu ihr und war sofort kampfbereit. »Ist Ihnen etwas passiert?«
»Nein, alles in Ordnung. Ich bin nurââ¦Â« Sie unterbrach sich, als die
Tür wieder bebte. Mit den Schlägen ging ein hohes Surren einher, als sich
Klingen mit hoher Geschwindigkeit in das Holz gruben.
»Zurück«, warnte Newbury sie, und sie tat genau das, was er
verlangte. Er eilte zum Kamin und schnappte sich einen Schürhaken, rannte zur
Tür und machte sich bereit, um das anzugreifen, was da durchbrechen wollte.
Veronica war längst klar, dass es sich nur um die Spinne handeln
konnte. Eine andere Möglichkeit gab es gar nicht. Bedeutete dies nun auch, dass
Edwin Sykes ebenfalls da war und irgendwo im Hintergrund lauerte? Und was war
mit Mrs. Grant geschehen?
»Da kommt es!«, rief Newbury, als die Holzscheibe aus der Tür fiel
und ein zur Kugel zusammengezogenes Objekt hereinflog. Es landete auf dem Teppich und rollte sich ab, um mitten im Raum
auf dem roten türkischen Läufer liegen zu bleiben.
Veronica zog sich rasch zurück, bis ein Sessel zwischen ihr und dem
seltsamen mechanischen Ungeheuer stand.
Langsam entfaltete sich das Ding. Die acht Spinnenbeine öffneten
sich wie eine Blume aus Messing, drehten sich zum Boden und hoben den
glänzenden Körper hoch. Ringsherum flammten vier rote Lichter auf. Die Maschine
war so groà wie ein kleiner Hund.
Veronica suchte nach etwas, mit dem sie sich verteidigen konnte. Im
Kamin standen noch mehrere Schürhaken, doch
leider befand sich die Spinne zwischen ihr und dem Kamin. Der Apparat
klickte und huschte unter den Sessel, in dem Newbury geschlafen hatte.
»Wohin ist es verschwunden?« Vorsichtig sah er sich um und hielt das
Schüreisen wie einen Speer.
»Vorsicht, Maurice.« In dieser gefährlichen Lage sprach sie ihn
unwillkürlich beim Vornamen an. »Da unter dem Sessel.«
Newbury sank auf ein Knie, um
unter das Sitzmöbel zu blicken. »Ich kann sie nicht sehen«, sagte er.
»Sie kann doch nicht spurlos verschwinden!«
»Nein, sie hat nur eine Stelle gefunden, woââ¦Â« Veronicas panischer
Schrei unterbrach ihn. Das Ding kroch um die Rückenlehne des Sessels herum und
stürzte sich auf Newbury. Er drehte sich gerade noch rechtzeitig, hob den
Schürhaken und wehrte das Ungeheuer mit einem lauten metallischen Klirren ab.
Er lieà das Schüreisen fallen und fluchte vor Schmerzen, während die Spinne von
der Wand abprallte, auf den Boden fiel, sich zu einer Kugel zusammenrollte und
unter einer Anrichte verschwand.
Veronica stürzte zu Newbury. »Haben Sie sich verletzt?«
Newbury schüttelte den Kopf und rieb sich die Hände. »Es ist nichts
passiert. Ich habe mir nur beim Aufprall die Handgelenke verstaucht.«
»Haben Sie es denn erledigt?«
Er zuckte mit den Schultern.
Weitere Kostenlose Bücher