Immorality Engine

»Ich bin nicht sicher. Es ist fest
gegen die Wand geprallt. Wohin ist es verschwunden?«
    Â»Da drunter.« Sie deutete auf die Anrichte.
    Â»Bleiben Sie zurück, ich sehe es mir mal an.« Er barg das Schüreisen
und näherte sich vorsichtig der Anrichte.
    Â»Hören Sie etwas?«
    Â»Nein. Und Sie?«
    Â»Nichts. Anscheinend bewegt es sich nicht mehr.«
    Newbury kniete nieder, hielt den Schürhaken schützend vor sich und
spähte in die Schatten unter der Anrichte. »Ich sehe es«, erklärte er mit
unverkennbarer Erleichterung. »Es hat sich zu einer Kugel zusammengerollt und
rührt sich nicht mehr. Ich würde sagen, das ist ein gutes Zeichen.« Er blickte
zu Veronica hoch, die bei ihm stand. »Ich versuche, es mit dem Schüreisen
herauszufischen.«
    Vorsichtig streckte Newbury den Arm aus und stieß mit dem Ende der
Eisenstange das mechanische Wesen an.
    Â»Ich glaube, jetzt sind wir in Sicherheit«, verkündete er. »Die
Lampen sind erloschen, und es bewegt sich nicht mehr.«
    Veronica sah fasziniert zu, als er den Schürhaken vorsichtig
herauszog. Auf dem Ende, mit den erstarrten Beinen festgeklemmt, saß das
metallisch glänzende Spinnenwesen.
    Newbury ließ es ein Stück vor sich auf den Boden gleiten und legte
das Schüreisen daneben auf den Teppich. »Charles’ Informationen werden der
Maschine keineswegs gerecht«, sagte er bewundernd. »Schauen Sie es sich nur an!
Was für ein bemerkenswertes Gerät.«
    Misstrauisch beäugte Veronica das Ding. Es war grotesk. Sie konnte
nicht verstehen, warum Newbury es so faszinierend fand. Der gedrungene Körper,
die acht Spinnenbeine, die messerscharfen Klingen unter dem Bauch – es war
eine Schöpfung aus dem Albtraum eines Kindes und nicht etwas, das man als
technische Errungenschaft bewundern und bestaunen konnte. Natürlich steckte ein
kluger Kopf dahinter, aber wenn sie an den Zweck dachte und es sah, lief ihr
ein Schauer über den Rücken.
    Vielleicht lag es auch an der Art und Weise, wie sich das
mechanische Ungeheuer bewegt hatte, wie es über den Boden gehuscht und gleich
einer Katze gesprungen war. Wenn es das Opfer hinterrücks überraschte, war es
eine tödliche Waffe. Sie hatte Glück, dass Newbury gerade bei ihr war.
    Â»Was tun wir nun damit?«, fragte sie unsicher.
    Â»Wir packen es ein und bringen es zu Charles. Dies ist ein
deutlicher Beweis, dass Sykes noch aktiv ist.
Oder wenigstens jemand, der so tut, als wäre er Sykes, und Zugriff auf
dessen ganze Ausrüstung hat.«
    Â»O mein Gott!
Sykes! Mrs. Grant!« Sie rannte zur Tür, riss sie auf und eilte die
Treppe ins Untergeschoss hinab. »Mrs. Grant? Mrs. Grant?«
    Â»Ja, Miss? Was ist denn los?«
    Veronica brach vor Erleichterung beinahe in der Küchentür zusammen,
als sie die ältliche Haushälterin entdeckte, die, mit einer Schüssel und einem
Holzlöffel gerüstet, irgendetwas umrührte. Besorgt sah sie die junge Hausherrin
an.
    Veronica seufzte erleichtert. »Oh,
Mrs. Grant, ich dachte schon, Ihnen wäre etwas passiert.«
    Jetzt lächelte die Haushälterin. »Aber Miss, wie kommen Sie denn nur
auf so etwas?«
    Ein lauter Knall, der über ihnen ertönte, beantwortete die Frage.
Irgendetwas Schweres – oder jemand – war zu Boden gefallen. Veronica
raste die Treppe hinauf und nahm zwei Stufen auf einmal. Sie flog über den
kleinen Absatz hinweg, hielt sich mit einer Hand am Türrahmen fest und stürzte
förmlich in den Salon hinein.
    Newbury war rückwärts gegen das Fenster gestolpert. Er hatte die Hände gehoben und versuchte verzweifelt, das
Spinnenwesen abzuwehren. Die Beine hatten schon seinen Kopf gepackt, und die
blitzenden Klingen rotierten gefährlich nahe vor seinem Gesicht. Es versuchte,
ihn zu zerschneiden, wie es die Holztür zerlegt hatte.
    Veronica suchte nach dem Schürhaken. Er lag noch dort, wo Newbury
ihn zurückgelassen hatte. Sie packte ihn, eilte zu dem Agenten und schlug mit
aller Kraft auf das Metallwesen ein.
    Der Aufprall jagte ihr einen stechenden Schmerz durch die Hände,
während die Hülle der Maschine kaum einen Kratzer abbekommen hatte.
Unbeeindruckt surrten und kreisten die Klingen. Newbury hatte zahlreiche
blutende Kratzer davongetragen, weil die spitzen Spinnenbeine sich in die Haut
bohrten und festklammerten, während das Wesen ihn zu töten