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Immorality Engine

Immorality Engine

Titel: Immorality Engine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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auch keinen Brand. Noch nicht. Nur das lächelnde, besorgte
Gesicht Dr. Fabians, der sich über sie beugte und sie aufmerksam betrachtete.
    Sie ließ sich einen Augenblick Zeit, um sich zu sammeln und sich zu
orientieren. Sie lag in ihrem Zimmer im Grayling Institute auf dem Bett und war
in ihr Nachthemd gekleidet. Ihre Hände zitterten.
    Â»Sie hatten wieder eine Episode, Amelia«, fuhr Dr. Fabian fort. »Ich
glaube, die intensive Behandlung hat sie ausgelöst. Es war das erste Mal seit
einer ganzen Weile. Können Sie sprechen?«
    Amelia schluckte. Es fühlte sich an, als hätte sie Glassplitter im
Hals. »Wasser?«, krächzte sie.
    Â»Ja, meine Liebe. Sofort. Können Sie sich aufrichten?«
    Während Amelia sich an das Kissen lehnte, griff Dr. Fabian nach dem
Krug auf dem Nachttisch und schenkte ihr ein kleines Glas Wasser ein. Er gab es
ihr, und sie nippte dankbar daran. »Ich glaube, das Schlimmste ist vorüber«,
sagte sie. Das Herz schlug fast wieder normal, doch sie war noch sehr
aufgeregt, und das Pochen im Kopf wollte nicht nachlassen. Sie fühlte sich sehr
erschöpft.
    Dr. Fabian lehnte sich auf dem Stuhl zurück, wobei das alte Holz
protestierend knarrte. Er machte wieder diese nervöse Geste und schob die
Drahtbrille mit dem Zeigefinger auf dem Nasenrücken hoch. »Das ist meine
Schuld, Amelia. Es tut mir leid. Ich habe Sie zu sehr angetrieben und zu
schnell zu viel erwartet. Ich hätte geduldiger sein müssen. Aber wir haben so
gute Fortschritte gemacht …«
    Â»Nein«, widersprach sie, »sagen Sie das nicht. Sie haben alles
getan, was Sie tun konnten. Wir sind wirklich weitergekommen und dürfen jetzt
nicht aufgeben.«
    Â»Nein, meine Liebe, das kommt natürlich nicht infrage. Ich werde Sie
doch nicht aufgeben.« Dr. Fabian schlug die Beine übereinander und betrachtete
sie kühl. »Erinnern Sie sich an Ihre Träume, Amelia? Wissen Sie noch
irgendetwas?«
    Â»Nein«, log sie. Dann machte sie sich Sorgen, sie hätte zu schnell
geantwortet. Noch konnte sie sich den Eindrücken nicht stellen, sie brachte es
nicht über sich, darüber zu reden. »Das heißt«, fuhr sie fort, »es war alles
völlig unverständlich.«
    Dr. Fabian nickte bedächtig und betrachtete sie voller Interesse.
Sie fragte sich, ob er ihr glaubte. »Nun gut, dann sollten Sie jetzt schlafen,
meine Liebe. Ihr Körper muss sich von dem Trauma der Episode erholen. Der
Anfall war außergewöhnlich heftig.« Er drehte den Kopf herum und zeigte ihr die
beiden blutigen Linien, wo sie ihn offenbar mit den Fingernägeln gekratzt
hatte.
    Â»Oh … das …«
    Â»Sie müssen sich nicht entschuldigen, Amelia. Sie hatten sich ja gar
nicht unter Kontrolle. Ruhen Sie sich jetzt ein paar Stunden aus. Ich schicke
Mister Calverton, der Sie rechtzeitig zum Abendessen wecken kann.«
    Amelia nickte, obwohl ihr die
Vorstellung, etwas zu sich zu nehmen, Übelkeit bereitete. Sie leerte das
Wasserglas und spülte sich den Mund aus, um die Reste des Bluts aufzulösen. Die
Zunge lag dick und geschwollen im Mund. Das leere Glas gab sie Dr. Fabian, der
aufstand und es auf den Nachttisch zurückstellte.
    Amelia sah ihm nach, als er das Zimmer verließ, sorgfältig die Tür
hinter sich zuzog und absperrte. Sie rollte sich auf dem Bett zusammen, bis die
Knie das Kinn berührten. Als sie die Augen schloss, sah sie wieder das Feuer
und das Kreisen und hörte die Schreie. Die Tränen schossen ihr in die Augen,
als starke Gefühle aufbrandeten. Sie barg das Gesicht im Kissen, um ihr
Schluchzen zu dämpfen, während das Weinen sie schüttelte.
    Das war es also. So würde ihr Leben hier im Grayling Institute
enden. Nicht einmal Dr. Fabian und seine »Lebensmaschine« konnten sie retten.
Sie hatte es in ihren Träumen gesehen, und sie wusste aus Erfahrung, dass ihre
Träume immer die Wahrheit sagten.

13
    Im Palast herrschte emsiges Treiben. Bainbridge sah es
bereits durch das Fenster der Polizeidroschke, als sie ein Mann in der
hellroten Uniform der Palastwache durchwinkte. Gleich darauf hielten sie an,
und sechs weitere Gardisten versammelten sich rasch vor dem Wagen und hoben die
Waffen.
    Der junge Polizist – er hieß
Brown – wollte als Erster aufstehen, doch Bainbridge winkte ab.
»Danke, Brown. Ich komme schon zurecht.« Nachdem er

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