Immorality Engine
ihren Blick, schlug aber sofort die
Augen nieder, als er das vorwurfsvolle Funkeln bemerkte. Fortan betrachtete er
lieber den Boden vor ihren FüÃen.
»Sie sind so still, Fabian. Verraten Sie uns doch, was Sie beunruhigt.«
Es klang höhnisch und herablassend.
Allein die Tatsache, dass du immer noch lebst.
Deine Arroganz.
Dein Gestank.
Das waren die Dinge, die er gern gesagt hätte, die er ihr in das
fette, herrische Gesicht schreien wollte. Das ist es, was
mich stört.
Doch sein Ãberlebensinstinkt verschloss ihm die Lippen, genau wie er
gerade eben die Hand über dem Schalter hatte zögern lassen. »Nur Euer Majestät
Gesundheit. Ich bin damit beauftragt, für Ihr Wohlbefinden zu sorgen, und will
ganz sichergehen, dass die Taten des Eindringlings Ihre fortwährende Sicherheit
nicht gefährden«, entgegnete er stattdessen.
Victoria grinste und zeigte ihm die verfaulten Zähne. »Geben Sie es
doch zu, Fabian. Sie machen sich eher Sorgen um Ihre Ausrüstung als um uns. Wir
verstehen das. Im Grunde sind Sie und ich gar nicht so verschieden. Wir haben
eine geschäftliche Abmachung.«
Fabian dachte über ihre Worte
nach. Nein. Das war eine Falle. Es wäre nicht gut, auf ihre manipulativen
Andeutungen einzugehen. »Keineswegs, Euer Majestät. Sie tun mir bitter
Unrecht.«
Victoria lachte. »Vielleicht ja, vielleicht auch nicht«, antwortete
sie.
Der Arzt strich sich nervös die Hemdbrust glatt. Er musste das Thema
wechseln. »Heute Morgen hat mich einer Ihrer
Agenten aufgesucht, Euer Majestät.«
Victoria zog neugierig eine Augenbraue hoch.
»Sir Maurice Newbury«, fuhr er fort. »Er hat mich im Grayling
Institute besucht.«
Das schien Victoria überhaupt nicht zu gefallen. »War die kleine
Hobbes dabei? Normalerweise schleppt er sie mit sich herum wie ein SchoÃhündchen.«
Fabian schüttelte den Kopf. »Sie war bei ihm, Majestät, kam aber
nicht mit ins Gebäude.«
Victoria seufzte erleichtert. »Sie muss um jeden Preis ferngehalten
werden. Sie ist uns dort nützlich, wo sie ist, und wenn sie die Wahrheit über
dieââ¦âüber die Situation ihrer Schwester herausfindet, dann steht zu
befürchten, dass sie uns nicht mehr nützlich ist.«
Die Königin war wirklich eiskalt.
Fabian schluckte. »Jawohl, Euer Majestät.«
Victoria winkte ihm ungeduldig, er solle fortfahren. »Newbury war
also bei Ihnen? Mir scheint, er fängt sich allmählich wieder.«
Fabian runzelte die Stirn. Er hatte keine Ahnung, worauf sie sich
bezog. »Ich glaube, er ist mit einer Mordermittlung beschäftigt.«
Das schien Victorias Interesse zu
wecken. »Richtig, es geht da um diesen Edwin Sykes. Duplikate, die an zwei
Tatorten gefunden wurden. Stammen sie von Ihnen, Fabian? Sind Ihre Experimente
aus dem Ruder gelaufen? Sie sagten doch, die Maschine habe bei allen
Versuchspersonen auÃer der kleinen Hobbes versagt.« Es klang sehr vorwurfsvoll.
»Nein, Euer Majestät. Die Kopien stammen nicht aus meinen
Experimenten. Was Sie sagen, entspricht der Wahrheit. Die Lebensmaschine hat
bisher, von der kleinen Hobbes abgesehen, nur leblose Körper hervorgebracht.«
Victoria runzelte die Stirn. »Dann
erklären Sie mir, Fabian, wer sonst mit dieser Technik arbeitet und Kopien
erzeugt. Wir könnten uns vorstellen, dass hier nicht sehr viele Verdächtige
infrage kommen.«
Fabian
lächelte. »Newbury erwähnte noch Graves, Majestät, und wollte von mir
etwas über die Bastion Society erfahren.«
»Ah, Sir Enoch. Wir hätten ihn schon vor langer Zeit ausschalten
sollen. Er mischt sich unablässig in Dinge ein, die ihn nichts angehen. Es wird
ermüdend. Seinen politischen Ambitionen haben wir
bereits einen Riegel vorgeschoben.« Sie stieà ein feuchtes, stockendes Husten
aus, sodass die letzten Worte als gedehntes
Zischen herauskamen. Fabian bemerkte dunkle Blutspritzer auf der
Unterlippe. »Newbury wird sich jetzt mit ihm befassen«, fuhr sie fort. »Wir
müssen uns um dringendere Angelegenheiten kümmern.« Sie rutschte auf dem Stuhl
herum und versuchte vergeblich, eine andere Sitzhaltung einzunehmen. Fabian
spielte mit dem Gedanken, ihr zu helfen, wusste jedoch, dass ihm das nichts
auÃer ein paar weiteren beiÃenden Bemerkungen einbringen würde. Nach ein paar
Augenblicken gab sie auf. »Sagen Sie uns, Fabian, wie ist es um
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