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Immortal. Dunkle Leidenschaft

Immortal. Dunkle Leidenschaft

Titel: Immortal. Dunkle Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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mit einem Becher in der Hand nach oben. Ferrin war wieder als silberne Armbinde um Adrians Bizeps geschlungen. Adrian hockte in der Mitte des Zimmers auf dem Boden und strich mit den Fingern über die Zeichnungen in Susans Buch. Sein riesiger Körper bebte, und sein nackter Rücken hob und senkte sich ruckartig, als hätte er eine Art Krampf.
    Eilig stellte Amber den Becher ab und eilte zu ihm. Erst als sie neben ihm kniete und die Hand auf seine Schulter legte, erkannte sie, dass er weinte. Er weinte sogar bitterlichst, wobei er die Augen zukniff. Tränen rannen ihm über die Wangen, während sein Kummer ihn so heftig schüttelte, dass Amber beinahe umkippte.
    »Adrian?«, flüsterte sie. Als er nicht reagierte, strich sie ihm eine Locke von der feuchten Wange. »Bist du okay?«
    Er schien sie gar nicht wahrzunehmen, sondern ganz in seiner eigenen Welt versunken zu sein. Unterdessen strich er blind über die Skizze, als könnte er die Linien erfühlen.
    Ausflug in die Zwischenwelt , hatte Susan geschrieben. In die Zwischenwelt zu reisen war gefährlich, und nur sehr starke Hexen versuchten, mittels ihrer Träume in die Welt zwischen Bewusstem und Unbewusstem vorzudringen, in die Astralebene. War die Reisende nicht richtig fest in ihrem Körper verankert, konnte sie sich für immer im Äther verirren. Am besten bewegte sie sich ausschließlich entlang der Ley-Lines, jener Energielinien, die kreuz und quer über die Erde verliefen und die Verbindung zum Körper festigten.
    Bei der Vorstellung, dass Susan in die Zwischenwelt gereist war, ohne es ihr zu sagen, fröstelte Amber. Oft bat eine Hexe eine andere, bei ihr zu sitzen, während sie auf die Reise ging, so dass die andere, falls der Körper der Reisenden irgendwelche Anzeichen von Verzweiflung zeigte, sie aufwecken und sicher nach Hause ziehen konnte, bevor es zu spät war.
    Susan hatte diesen Mann in der Zwischenwelt gesehen, und etwas an ihm und den Unsterblichen musste ihr große Sorge gemacht haben. Höchstwahrscheinlich war sie in das Lagerhaus gegangen, weil sie in ihrem Traum etwas gesehen hatte, das sie nicht verstand oder aber aufhalten wollte. Susan war eine sehr starke Hexe gewesen, die sich oft an gefährlicher Magie versuchte, auch wenn Amber sie stets angefleht hatte, es zu lassen.
    Und je mehr Erfolge Susan allein dank ihrer eisernen Willenskraft erzielte, umso mehr fühlte sie sich angespornt, noch Gefährlicheres auszuprobieren. Amber hingegen war eine praktischere Hexe, die lernte, sich ihre Brötchen damit zu verdienen, dass sie von Runensteinen las oder Reinigungszauber ausführte, und ihre Magie nutzte, um ihnen das Leben zu erleichtern. Eine »Alltagshexe« hatte Susan sie genannt. Susan war die Talentierte und Kreative, und oft war es zu heftigen Auseinandersetzungen darüber gekommen, worin der wirkliche Sinn der Hexenkunst bestand.
    »Adrian.« Amber streichelte ihm sanft die Schulter. Was immer er durchlitten hatte, musste entsetzlich gewesen sein, und wie es aussah, hatte er es vollkommen allein durchmachen müssen.
    Er öffnete die Augen, denen der Tränenschleier den Glanz von Juwelen verlieh. Wieder malte er die Zeichnung mit den Fingern nach.
    »Ist das dein Bruder?«, fragte sie.
    Erst jetzt schien er sie wahrzunehmen und nickte. »Das ist die erste Spur, die ich in siebenhundert Jahren von ihm finde.«
     
    Amber überredete ihn, mit ihr in ihr Zimmer zu kommen und dort seinen Kaffee zu trinken, statt Susans Zimmer weiter zu zerlegen. Dort setzte sie sich im Schneidersitz mit ihm aufs Bett und beobachtete, wie er an dem Kaffee nippte. Gedankenverloren trank Adrian und wischte sich zwischendurch immer wieder neue Tränen von den Wangen. Im Gegensatz zu den meisten Männern, die Amber kannte, schämte er sich anscheinend nicht, weil er weinte. Das verstand sie sehr gut, denn manche Trauer war zu wichtig, als dass man sie in sich hineinfressen durfte.
    »Willst du mir davon erzählen?«, fragte sie vorsichtig.
    »Dieses Wissen ist gefährlich, Amber.«
    »Dachte ich mir bereits. Ich glaube außerdem, dass ich schon zu viel weiß, also kannst du mir ebenso gut den Rest verraten.«
    Er ergriff ihre Hand, die vom Kaffeebecher gewärmt war, und Amber fühlte seinen schnellen, festen Puls. Konnte es sein, dass seine Haut überhaupt wärmer war als die eines normalen Menschen? »Statt es dir zu erzählen, zeige ich es dir lieber.«
    »Und wie willst du das anstellen?« Amber war reichlich beunruhigt. »Psychische Projektion?«
    »Nein.« Er

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