Immortal Guardians: Düstere Zeichen (German Edition)
Gemüse vor. Sarah schälte die Möhren, während er Salat und Spinat wusch.
Als sie sein riesiges Fleischermesser hervorholte, war ihm ein wenig mulmig zumute. Roland vertrug sich nicht sonderlich gut mit Menschen, die scharfe Messer in der Hand hielten. Meistens endeten solche Situationen für eine von beiden Seiten blutig. Aber er hielt den Mund und verbarg seine plötzliche Anspannung.
Jedenfalls glaubte er das.
Sarah schnitt die Möhren mit der Schnelligkeit und Geschicklichkeit eines Küchenchefs. Dabei beobachtete sie ihn aus den Augenwinkeln. »Wenn du nicht aufhörst, mich anzustarren, als könnte ich dir das Messer jeden Moment zwischen die Schulterblätter rammen, dann bekommst du von den Auberginen leider nichts mehr ab.«
Er schüttelte den Kopf und musste erneut grinsen. »Hast du wirklich keine Angst vor mir?«
Sie ließ das Messer sinken, drehte sich zu ihm um und lehnte sich mit der Hüfte gegen den Küchentresen. »Ich hatte Angst … als ich sah, wie du diesen Punk gebissen hast. Und auch noch, während ich über die Wiese gerannt bin – da aber vor allem, weil ich totale Panik hatte und nicht wusste, wer nun hinter mir her war, du oder der Vampir.«
»Als du mich dann erkannt hast, bist du in Ohnmacht gefallen«, warf er ein. Das machte ihm schwer zu schaffen, schließlich hatte sie ihn auch noch angefleht, sie nicht umzubringen.
»Ja, das ist mir noch nie passiert«, sagte sie, als würde es sie selbst erstaunen. »Aber ich dachte, du wärst wütend darüber, dass ich mitbekommen hatte, was du bist. Und zu meiner Verteidigung: Ich war gerade mit dem Kopf gegen ein Autofenster gekracht und dann gegen einen Baum gelaufen.«
Das stimmte allerdings. »Und jetzt?«
»Nein«, sagte sie nur. »Ich habe keine Angst vor dir.«
Obwohl er innerlich jubelte, nickte er nur ernst. »Dann darfst du jetzt weiter das Messer schwingen.«
Daraufhin warf sie ein Stück Möhre nach ihm.
Lachend bereiteten sie den Salat fertig zu.
Sarah trug ihrer beider Schüsseln zum Tisch im Esszimmer und stellte sie über Eck hin. Roland folgte ihr mit zwei Tellern voll Auberginenauflauf.
»Möchtest du auch Tee?«, fragte er. »Wir trinken keinen Wein oder sonstigen Alkohol.«
»Ich auch nicht. Tee ist super«, antwortete sie.
Während er ihr einschenkte, betrachtete sie den gedeckten Tisch.
»Kommt Marcus denn nicht dazu?«
»Der schläft noch.« Zumindest hatte er das noch getan, als Roland aus dem Gästezimmer gegangen war. »Er wird nachher etwas essen, wenn es seinem Knie besser geht.«
Roland rückte ihr den Stuhl zurecht und setzte sich dann selbst. Er freute sich, dass sie nicht etwa das andere Tischende, sondern den Platz neben ihm gewählt hatte. So war es viel gemütlicher.
»Du hast mir noch nicht verraten, warum sich Unsterbliche schon als Menschen von anderen unterscheiden«, sagte sie und legte mit dem Salat los.
Selbst ihre Art zu essen gefiel ihm. Und sie konnte wirklich eine Menge verdrücken, das war kein Scherz gewesen. Doch trotz ihres Riesenappetits besaß sie einwandfreie Tischmanieren.
»Wir wissen selbst erst seit der Erforschung des Genoms etwas mehr darüber.«
»Ich stelle es mir schwierig vor, anders zu sein, ohne genau zu wissen, warum.«
»Also das Warum ist eigentlich immer noch ein Rätsel, nur inwieweit wir uns unterscheiden, wurde geklärt.«
Den Salat hatte sie schon erfolgreich vernichtet, nun schob sie sich die erste Gabel voll Auberginenauflauf in den Mund. Sie schloss die Augen, kaute und stöhnte genussvoll. »Mann, ist das lecker. Ich liebe dieses Essen, aber ich weiß nicht, wie man es zubereitet.«
Gebannt starrte Roland auf ihre Lippen, verfolgte dann die leichte Bewegung ihres Kehlkopfes beim Schlucken. »Du kannst mir beim nächsten Mal gern zur Hand gehen, wenn ich es mache.«
»Sehr gern«, antwortete sie, ohne zu merken, wie viel es ihm bedeutete.
»Also, was habt ihr rausgefunden? Wie unterscheidet ihr euch von uns?«
Er musste sich erst einmal wieder besinnen. »Jeder Mensch hat sechsundvierzig Chromosomen, die sein Erbgut ausmachen. Unsere Wissenschaftler haben herausgefunden, dass wir Begabte aber über siebentausend verfügen.«
8
Roland schob sich eine Gabel voll Auflauf in den Mund und kaute. Fassunglos starrte Sarah ihn an. »Siebentausend?«
Er nickte und trank einen Schluck Tee.
»Und wir anderen haben bloß sechsundvierzig?«
»Ja.«
»Alle?«
»Ja.«
»Und du hast siebentausend.«
Er aß weiter.
»Wie kann das angehen?«
»Das
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