Immortal Guardians: Dunkler Zorn (German Edition)
aus der Bahn geworfen. Das war ihr nicht entgangen, auch wenn er sich große Mühe gab, es zu verstecken. Wenn ihn schon ein bisschen Hellseherei entsetzte, wie würde er dann erst auf die Ursache dieser Fähigkeiten und die vielen anderen seltsamen Eigenschaften reagieren, die sie besaß?
»Eins darfst du nicht vergessen«, brummte er. »Im Notfall können wir immer noch Seth, David und Darnell um Hilfe bitten.«
Sie lächelte matt. Die Vorfreude erstickte ihre Ängste. Sie hatte die drei Mitglieder ihrer Ersatzfamilie seit Wochen nicht gesehen und hatte sie vermisst.
Marcus tippte den Sicherheitscode in die Tastatur neben der Tür ein und öffnete sie. Zusammen betraten sie das Haus, wobei Ami Marcus’ Hand nicht losließ.
Der offene Grundriss des Hauses ähnelte dem von Marcus’ Haus, nur dass Davids Villa viel größer war. Zu ihrer Linken umkreisten Chris Reordon und zwei weitere Menschen (vermutlich Netzwerkangestellte) einen langen Esstisch, der erstaunlicherweise noch nicht unter den Bergen von Speisen, die sich darauf türmten, zusammengebrochen war. Rechts von ihnen lungerten Étienne, Richart und Lisette im angrenzenden Wohnzimmer auf einem der großen Sofas herum.
Die Geschichte der drei Geschwister war traurig. Lisette war gegen ihren Willen von ihrem Ehemann, der sich mit dem Vampirvirus infiziert hatte, verwandelt worden. Ihre beiden Zwillingsbrüder, die nicht verstanden hatten, unter was für einer rätselhaften Krankheit sie litt, hatten ihr geholfen, ihren Zustand zu verbergen, indem sie darauf bestanden, dass sie von ihnen trank. Da die beiden auf diese Weise immer wieder dem Virus ausgesetzt gewesen waren, hatten sich beide in Unsterbliche verwandelt, bevor Seth Lisette finden und es verhindern konnte. Laut David und Seth hatte jedoch keiner der beiden Brüder jemals bereut, was geschehen war. Sie beteuerten beide, dass sie nicht zögern würden, für Lisette dasselbe noch einmal zu tun. Dennoch hatte Lisette ständig Schuldgefühle, weil sie die beiden infiziert hatte. Es war unmöglich, sie ihr auszureden, aber sie war in der Lage, ihre Gefühle gut zu verstecken.
Lisette sah auf. Sie bedachte Ami mit einem freundlichen Lächeln und zwinkerte Marcus zu.
Eine Frau und zwei Männer – alles Menschen – standen neben den drei Unsterblichen. Bei der Frau handelte es sich um Tracy, Lisettes Sekundantin. Die beiden Männer mussten die Sekundanten von Étienne und Richart sein. Beide Männer flirteten schamlos mit der langbeinigen Blondine. Einer von beiden sagte etwas, woraufhin Tracy laut lachte und der jüngere der beiden so rot wurde wie sein Haarschopf. Ami vermutete, dass es sich um Sheldon handelte.
Als ihr einfiel, in welche Gefahr er Marcus gebracht hatte, verengten sich ihre Augen zu Schlitzen.
»Lass gut sein«, sagte Marcus. »Ich weiß, dass du mich nur beschützen willst, aber es ist nicht nötig, dass du ihm auch noch die Hammelbeine lang ziehst. Ich bin mir sicher, dass das schon ein paar andere erledigt haben.«
Ami grinste ihn an.
In seinen Augen funkelte es belustigt, als er ihr Lächeln erwiderte. »Wirklich, lass die Grünschnäbel in Frieden. Die meisten werden selbst nach vielen Jahren Training niemals über deine meisterhaften Kampffertigkeiten verfügen.«
Sie knuffte ihn mit der Schulter. »Charmeur.«
»Das wäre er wohl gern!«, rief Richart laut.
»Du bist doch nur eifersüchtig«, konterte Marcus.
Étienne lachte und stieß seinem Bruder den Ellbogen in die Seite.
»Hey!«, rief eine tiefe Stimme aus dem hinteren Teil des Hauses. »Ist das Ami?«
Ami zuckte zusammen, als alle Anwesenden im Raum wie mit einer Stimme »Ja« antworteten. Woher wussten die, wer sie war?
Sie schürzte die Lippen und musterte Marcus wütend. »Anscheinend habe ich einen gewissen Ruf, seit ich deine Sekundantin bin.«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, das ist nicht der Grund. Dein Ruf eilt dir voraus, weil du nicht von meiner Seite gewichen bist und mit mir zusammen vierunddreißig Vampire erledigt hast. Das hast du dir selbst zuzuschreiben.«
In diesem Moment betrat Darnell das Zimmer. Er war hochgewachsen und durchtrainiert, hatte kaffeebraune Haut und einen kahl geschorenen Schädel. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht marschierte er auf sie zu. »Da bist du ja!«
Erfreut ließ Ami Marcus’ Hand los und legte die Arme um Darnells Hals, woraufhin er sie hochhob und sie fest umarmte. Sie lachte, als er sie übermütig hin- und herschwenkte.
»Du hast mir gefehlt«,
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