Immortal Guardians: Dunkler Zorn (German Edition)
hätte, hätte er geglaubt, dass Etta James höchstpersönlich im Nebenzimmer war. Andächtig lauschend schloss er die Augen und lehnte sich gegen die Wand.
Seit seiner Teenagerzeit, als Bethany im Mittelalter aufgetaucht war und ihm einen iPod mit einem Solarladegerät geschenkt hatte, liebte er Musik über alles.
Ami war jetzt mit »At Last« fertig und begann »Sweet Lorraine« zu singen, dicht gefolgt von »For Sentimental Reasons.«
Marcus’ Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln.
Sie sang Liebeslieder.
Er empfand große Freude. Gleichzeitig stieg Angst in ihm auf, die er aber ignorierte.
Ami konnte nicht transformiert werden, ohne sich in einen Vampir zu verwandeln. Das hatte er von Anfang an gewusst, er hatte gewusst, dass sie eines Tages entweder an ihren Verletzungen oder an Altersschwäche sterben würde. Aber für den Moment versuchte er, diese Sorgen einfach zu vergessen. Im Moment wollte er einfach nur die Gefühle genießen, die sie in ihm weckte. Das Glück. Seine stetig wachsenden Gefühle für sie, deren Existenz er nicht länger leugnen konnte. Zum ersten Mal seit Jahrhunderten würde er im Hier und Jetzt statt in der Zukunft leben.
Als sie anfing, laut »Spiders and Snakes« zu röhren, richtete er sich überrascht auf und betrat das Arbeitszimmer.
In Jogginghosen und T-Shirt stand Ami auf der gegenüberliegenden Seite des Zimmers und lächelte ihn an, als hätte sie ihn trotz ihrer Kopfhörer kommen hören.
Marcus verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen den Türrahmen, während sie den Kopfhörer absetzte. »Der letzte Song hat mich überrascht. Willst du mir damit etwas Bestimmtes sagen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich war es leid, darauf zu warten, dass du hereinkommst.«
Sie ging um den Schreibtisch herum und warf sich in seine Arme.
Marcus fing sie lachend auf und drückte sie fest an sich, während sie die Arme um seinen Hals legte und ihre Beine um seine Taille schlang. »Ich habe dich beim Aufwachen vermisst«, brummte er leise.
Sie gab ihm einen Kuss. »Ich hatte auch keine Lust aufzustehen, aber das Telefon hat geklingelt.«
Er hatte das Telefon nicht einmal gehört. Normalerweise hatten Unsterbliche aufgrund ihrer übernatürlich scharfen Sinne grundsätzlich einen leichten Schlaf, es sei denn, sie hatten Verletzungen erlitten, die nicht mithilfe von etwas Blut allein verheilten. Dann konnte ihr Schlaf sehr tief sein … was der Fall gewesen sein musste, da er das Telefon nicht gehört hatte.
Ami knabberte sanft an seiner Unterlippe. »Wollen wir uns nicht eine Nacht freinehmen und im Bett bleiben?«
Das Funkeln seiner bernsteinfarbenen Augen spiegelte sich in ihren grünen Augen. »Das geht nicht. Wir haben eine Verabredung mit Roy.«
»Wir können uns auch ein anderes Mal mit Roy treffen.«
Er umfasste mit beiden Händen ihre Pobacken, wobei er sich wünschte, dass sie recht hätte. »Ich habe keine Möglichkeit, ihn zu erreichen, um unsere Verabredung zu verschieben.«
Sie seufzte.
Marcus unterdrückte ein Stöhnen, als sie sich von ihm löste, zu Boden glitt und ihn erregt und voller Sehnsucht stehen ließ.
»Wie auch immer, Seth hat für heute Abend ein Treffen bei David einberufen. Wir müssen um sieben Uhr da sein.« Ohne ihn anzusehen, drehte sie sich um und ging zurück zum Schreibtisch. »Chris hat deine Hayabusa abholen und hierher liefern lassen. Der Prius ist repariert und ebenfalls hergebracht worden.«
Marcus musterte sie aufmerksam, während er versuchte, seine Lüsternheit wieder in den Griff zu bekommen. »Du wirkst besorgt.«
Sie hielt inne, drehte sich zu ihm um und stützte sich dann mit düsterem Gesicht am Schreibtisch ab. »Es ist wegen des Treffens mit Roy. Ich hab kein gutes Gefühl dabei.«
Er ging langsam auf sie zu. »Es ist verständlich, dass du dir Sorgen machst. Ich glaube, wir fühlen uns alle ein bisschen unbehaglich dabei. Wir wissen nicht, ob es sich um eine Falle handelt und ob Roy genauso ehrlich zu uns ist, wie Cliff, Joe und Vincent es damals waren. Ich weiß, dass es beim Netzwerk Leute gibt, die glauben, dass es uns Unsterblichen egal ist, wie viele Leben unser Kampf zum Wohl der Menschheit und der Begabten kostet. Aber in Wahrheit würden wir alle es vorziehen, den Vampiren Zuflucht zu gewähren und auf ein Heilmittel zu hoffen, statt ihnen die Köpfe abzuschlagen.«
»Es ist nicht fair, dass sie über dich urteilen«, flüsterte sie und warf ihm einen anteilnehmenden Blick zu.
»Ein paar von
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