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Immortalis

Immortalis

Titel: Immortalis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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waren die Vereinigten Staaten eines der siebenunddreißig Gründungsmitglieder der UNESCO gewesen. Diese Organisation, die ihre Arbeit 1945 kurz nach dem Krieg aufgenommen hatte, sollte für Frieden und Sicherheit sorgen, indem sie die internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Wissenschaft und Kultur förderte. Im Laufe der nächsten vier Jahrzehnte wuchs die Mitgliederzahl auf hundertfünfzig Länder an, aber ihre Politik, vor allem ihre Außenpolitik, die als besorgniserregend «links» eingeschätzt wurde, wich von der Agenda der Vereinigten Staaten ab. Zum Bruch kam es, als die USA 1984 ihren Austritt aus der UNESCO erklärten. Erst 2003 traten sie wieder ein, aber man brauchte nicht sehr tief zu graben, um festzustellen, dass die Organisation in offiziellen Kreisen in Washington immer noch mit der gleichen Skepsis und Verachtung angesehen wurde wie ihr großer Bruder, die UN.
    «Der Fall muss mit größter Sorgfalt behandelt werden», bekräftigte der Botschafter. «Evelyn Bishops Rettung ebenso wie unsere öffentlichen Verlautbarungen.»
    Corben musterte die beiden Männer kurz. «Ihre Rettung hat auch für uns oberste Priorität; das wissen Sie. Und was die Medien angeht … Es handelt sich nicht um eine politische Aktion. Da sind wir ziemlich sicher.» Er sah Kirkwood an. «Ich glaube in der Tat, dass es etwas mit irakischen Antiquitäten zu tun hat. Aber es ist unklar, welche Rolle Evelyn Bishop in diesem Zusammenhang spielt.»
    «Wissen Sie, um was für Antiquitäten es sich handelt?», fragte Kirkwood.
    Corben zögerte kurz. Er wollte nicht mehr sagen, als unbedingt nötig war, aber er sah sich auf dünnem Eis. «Statuetten, Schrifttafeln, Siegel. Wir haben ein paar Polaroids.»
    «Darf ich sie sehen?»
    Die Frage überraschte Corben. Kirkwood bohrte tief. «Natürlich. Sie sind in meinem Büro.»
    Kirkwood nickte. «Okay. Wir glauben also, dass sie mit den Entführern irgendetwas zu tun hatte. Aber war sie eine freiwillige Partnerin bei der Transaktion, oder wollte sie das Geschäft verhindern? Verstehen Sie, was ich meine? Aus dieser Perspektive müssen wir es angehen: Sie bekam irgendwie Wind davon, sie versuchte es zu verhindern oder die Leute anzuzeigen, und sie haben sie geschnappt. Wie ich sie kenne, war es wahrscheinlich wirklich so.»
    «Damit wären jedenfalls alle zufrieden», stellte der Botschafter fest.
    «Das Problem ist», sagte Corben, «sie hat mit niemandem Kontakt aufgenommen. Wenn sie wirklich vorhatte, die Bande zu stoppen, dann hätte sie jemanden angerufen – und den Schmugglern einen Grund gegeben, sie zum Schweigen zu bringen. Das ist für mich das eigentlich Besorgniserregende. Wenn sie wirklich vorhaben, sie zum Schweigen zu bringen, dann werden sie nicht mit irgendwelchen Forderungen zu uns kommen. Wir müssen sie finden und ihnen etwas anbieten, damit wir sie unversehrt zurückbekommen. Vorausgesetzt, dass es nicht schon zu spät ist.» Er machte ein grimmiges Gesicht.
    «Ich nehme an, Sie werden die Botschaft durch Ihre Kanäle verbreiten: dass wir sie zurückhaben wollen, ohne Fragen zu stellen», sagte der Botschafter.
    «Dafür habe ich bereits gesorgt», beruhigte Corben ihn. «Aber unsere Kontakte sind seit dem Sommer sehr viel dünner. Das Land ist gespalten. Die eine Hälfte redet überhaupt nicht mit uns, und die andere ist in diesem Fall kaum zu gebrauchen.»
    «Ich habe eine Menge Kontakte in dieser Gegend», sagte Kirkwood. «Ich würde gern mit Ihnen zusammenarbeiten. Vielleicht kann ich ganz andere Leute erreichen als die, zu denen Sie Zugang haben. Wenn es um irakische Antiquitäten geht, haben wir viele Kontakte. Und solche Bemühungen können als neutrale Aktion seitens der UN gesehen werden, weil sie nicht direkt vom Großen Satan selbst kommen.» Er benutzte den in dieser Region beliebtesten Schimpfnamen für Amerika.
    Corben sah den Botschafter an, der damit offenbar keine Probleme hatte. Er selbst hatte sie. Er arbeitete immer allein. Das entsprach seiner Stellenbeschreibung genau wie seiner persönlichen Entscheidung. Aber obwohl er es nicht gern hatte, wenn ihm jemand über die Schulter schaute, konnte er hier nicht gut ablehnen. Außerdem konnte Kirkwood vielleicht tatsächlich nützlich sein. Die UN hatten gute Verbindungen in dieser Gegend. Und wenn er Evelyn fände, würde ihn das ganz sicher zum Hakim führen. Aber darüber wollte er hier nicht unbedingt sprechen.
    «Kein Problem», sagte er.
    Kirkwoods nächste Frage überraschte ihn schon

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