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Immortalis

Immortalis

Titel: Immortalis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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furchterregend.
    «Darf ich Sie etwas fragen?»
    Neugierig drehte er sich um. «Natürlich.»
    Sie lächelte, und ihr war ein wenig unbehaglich zumute. «Ist Jim Ihr richtiger Name? Ich meine … ich habe irgendwo gelesen, dass ihr Jungs euch immer Mike oder Jim oder Joe nennt, zur Tarnung.»
    Er lachte leise. «Eigentlich heiße ich Humphrey, aber … das passt nicht so recht zur Stellenbeschreibung.»
    Einen Moment lang war sie verunsichert, merkte dann aber, dass er sie aufzog.
    «Ich heiße Jim. Wollen Sie meinen Pass sehen?»
    «Ja, gern», sagte sie spöttisch. «Alle Ihre Pässe.» Sie schwieg kurz und wurde dann ernst. «Danke. Für alles heute.»
    Er verzog betreten das Gesicht. «Es tut mir leid, dass ich Sie mitgenommen habe. In die Wohnung Ihrer Mom.»
    Mia zuckte die Achseln. «Wir haben ihre Sachen geholt, bevor die andern es tun konnten. Vielleicht ist dieser Vorsprung entscheidend.»
    Es war kurz vor elf, als ihr Kopf endlich auf das Kissen in seinem Gästezimmer sank. Sie konnte nicht einschlafen, und so lag sie einfach da, betrachtete die ungewohnte Umgebung und fragte sich, wie alles so schnell so kompliziert hatte werden können. Man hatte sie davor gewarnt, nach Beirut zu gehen, als das Angebot gekommen war – es waren hauptsächlich Leute gewesen, die die Stadt nur aus den zahllosen Nachrichten über den Bürgerkrieg, die Bombenanschläge und Entführungen kannten, Leute, die nichts von dem mühseligen, fast schon phönixgleichen Aufstieg des Landes aus der Asche wussten – der allerdings zwei Monate zuvor zerstört worden war. Sie hätte von ihrem Einsatz zurücktreten können; einen Vorwand hätte sie nicht gebraucht, Kriegswirren waren ein ziemlich überzeugender Grund, einen weiten Bogen um ein Land zu machen. Aber es hatte sie gelockt, neue Wege einzuschlagen und ein aufregenderes Leben zu wählen als das, mit dem die meisten ihrer Kollegen anscheinend ganz zufrieden waren.
    Mia versuchte, ihre aufgewühlten Gedanken beiseitezuschieben, zur Ruhe zu kommen. Doch sie warf sich hin und her, schüttelte das Kissen auf und schob es zurecht, kämpfte auf verlorenem Posten. Es nützte nichts: Sie war hellwach.
    Sie richtete sich auf und lauschte, aber draußen vor ihrer Tür hörte sie nichts. Corben schlief sicher längst. Mia überlegte, ob sie noch einmal versuchen sollte, Schlaf zu finden, doch dann gab sie es auf.
    Sie ging ins Wohnzimmer. Der fahle Schein einer Straßenlaterne warf lange Schatten auf die Wand. Leise schlich sie in die Küche und holte sich ein Glas Wasser. Als sie wieder ins Wohnzimmer zurückkehrte, fiel ihr Blick auf Evelyns Aufzeichnungen, die auf Corbens Schreibtisch lagen.
    Die Verlockung war groß.
    Sie dachte an den kurzen Blick, den sie in der Küche ihrer Mom hineingeworfen hatte, und entschied, dass es sich lohnen würde, die Unterlagen gründlicher zu studieren.
    Mia ging leise zum Schreibtisch hinüber und klappte den Ordner auf. Sofort war sie gefesselt von den Abbildungen des Uroboros.
    Sie setzte sich auf das Sofa und arbeitete sich durch die Fotos der Ausgrabungen und die Fotokopien von Bildern aus verschiedenen Büchern. Diesmal betrachtete sie sie gründlich, während sie die handschriftlichen Notizen beiseitelegte.
    Mia zog die verschiedenen Darstellungen des Ungeheuers heraus, die ihre Mutter zusammengetragen hatte, und breitete sie auf dem Couchtisch aus. Sie waren sehr unterschiedlich. Einige waren nur rudimentäre Zeichnungen – Mia vermutete, dass es die ältesten waren. Eine sah aztekisch aus, zwei andere erschienen eindeutig fernöstlich – die Schlange war hier eher ein Drache –, wieder andere waren sehr kunstvoll gestaltet und schienen von den Symbolen her eng mit der Bildwelt des Gartens Eden und der griechischen Götter verwandt.
    Ganz zum Schluss nahm sie sich die Polaroid-Fotos mit der interessantesten Version vor: die, die in den Deckel des Buches eingeprägt und in die Wand der unterirdischen Kammer geritzt waren. Das Symbol verstörte sie. Sie legte es weg und griff zu Evelyns Aufzeichnungen.
    Evelyn hatte offenkundig viele Stunden mit Nachforschungen verbracht, sie aber irgendwann eingestellt. Mia sah, dass viele der Blätter ein Datum trugen; das erste stammte aus dem Jahr 1977, die letzten waren 1980 geschrieben worden. Bald wusste sie, dass die unterirdische Kammer, die Evelyn entdeckt hatte, im Irak in einer Stadt namens Al-Hillah lag. Neugierig stand sie auf, holte den Laptop aus ihrer Reisetasche und schaltete ihn ein. Es

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