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Immortalis

Immortalis

Titel: Immortalis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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sofort los. Ihre Fragen mussten warten.
    Sie hatte kaum Zeit, ihre Schuhe richtig anzuziehen, bevor sie mit dem Aufzug in die Tiefgarage fuhren. Corben erzählte ihr das Nötigste, während sie zu seinem Cherokee liefen. Wenige Minuten später fuhren sie mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Universität.
    «Sie schicken zwei Mann rüber», endete Corben, «aber lieber habe ich Rames in unserer Obhut, wenn dieser Anruf kommt.»
    Er sah auf die Uhr. Mia tat es auch. «Dieser Faruk soll ihn also heute Mittag anrufen?»
    Corben nickte. «Wir haben ungefähr vier Stunden.»
    In Mias Kopf überschlugen sich die Fragen. «Und warum hat er sich gestern Abend nicht gemeldet, als Sie versucht haben, ihn anzurufen? Was, wenn es Faruk gewesen wäre? Was ist, wenn er es sich anders überlegt hat oder ihm etwas zugestoßen ist?»
    Corben zuckte die Achseln. «Ich schätze, das wissen wir in vier Stunden.»
    «Er hätte ans Telefon gehen sollen», beharrte sie.
    Corben sah sie an. «Es ist doch alles in Ordnung. Zumindest hat er den Kontakt hergestellt.»
    Mia atmete tief durch und lehnte sich zurück; sie versuchte, die methodisch, analytisch denkende Wissenschaftlerin in sich zum Schweigen zu bringen, aber es gab zu viele Unbekannte in dieser Gleichung, zu viele mögliche Varianten. «Was ist, wenn Faruk ihn beobachtet? Sie wollen ihn doch nicht verscheuchen.»
    «Wenn er ihn beobachtet, wird er Sie sehen», beschwichtigte Corben sie. «Das sollte ihn beruhigen, vielleicht sogar ermutigen, sich zu zeigen.»
    Sie schwiegen. Mia nickte und schaute nach vorn auf die Straße, auf der sie dahinjagten. Aber das Schweigen passte ihr nicht. Es gab ihr Gelegenheit, zu überdenken, was sie hier tat, und damit erwachte ihre Angst. Sie musste an ihre Mom denken und fragte sich, wie es ihr gehen mochte. Um sich zu beruhigen, versuchte sie, sich ein positives, problemloses Szenario auszumalen: Sie holten Rames, Faruk rief an, sie sammelten auch ihn ein, und entweder gelang es ihnen, mit Hilfe seiner Informationen den Hakim aufzuspüren und Evelyn zu befreien, oder sie bekamen die geschmuggelten Stücke in die Hände und tauschten sie gegen Evelyns Freiheit ein. Und alle lebten glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage. Aber ihre Phantasie wollte nicht mitspielen und führte ihr beharrlich sehr viel weniger rosige Entwicklungen vor Augen, viel Leid und eine verstörende Anzahl von Toten.
    Am Ende der Rue Abdel Asis bog Corben nach rechts in den unteren Teil der Rue Bliss ein und erreichte die kreisförmige Zufahrt zum Haupttor der Universität. Das Medical Gate – wie es allgemein hieß – lag zu jeder Tageszeit im Schatten unter dem ausladenden Blätterdach eines riesigen, uralten Banyan-Baums. Vor dem schmiedeeisernen Tor hielt er an. Fahrzeuge, die auf den Campus fahren wollten, wurden wegen der lokalen Vorliebe für Autobomben einer strengen Kontrolle unterzogen, aber Corbens Jeep hatte ein Diplomaten-Kennzeichen: Die 104 verriet, dass er zur amerikanischen Botschaft gehörte und besondere Privilegien genoss. Der Wachmann am Tor sah das Nummernschild, warf nur einen flüchtigen Blick in den Wagen und winkte ihn dann durch.
    Sie hielten auf einem Parkplatz am Ende des Weges unter einer Reihe von majestätischen Zypressen. Mias Kopfhaut kribbelte vor Nervosität, als sie ausstiegen. Sie sah, wie Corben sich umschaute, als wolle er sich vergewissern, dass niemand sie beobachtete, ehe er die Heckklappe des Geländewagens öffnete. Der Laderaum war leer, aber unter dem Boden war eine Klappe verborgen, die Corben jetzt aufschloss. Noch einmal warf er einen kurzen Blick in die Runde, und dann öffnete er sie. In dem Fach darunter, säuberlich befestigt und versteckt, befand sich ein ganzes Waffenarsenal: eine Schrotflinte, eine Maschinenpistole, zwei automatische Pistolen und mehrere Schachteln Munition. Das Kribbeln wurde stärker, als Corben eine der Pistolen herausnahm, ein volles Magazin hineinschob und sie sich unter der Jacke in den Gürtel steckte.
    Er schlug die Heckklappe zu, und dann sah er ihre ängstliche Miene. «Nur für alle Fälle», sagte er beruhigend.
    «Gute Idee», brummte sie, aber sie wusste nicht, ob sie erleichtert sein sollte, weil er diesmal bewaffnet war.
    Sie passierten zwei Studenten, die vor dem Seminar miteinander plauderten, und betraten das alte Gebäude. Es gab keinen Empfang im Eingangsflur; das archäologische Department war klein und hatte nur ungefähr ein Dutzend Vollzeitmitarbeiter. Mia wusste,

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