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Immortalis

Immortalis

Titel: Immortalis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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großenteils im Gegensatz zu seiner offiziell vertretenen Politik standen – etwa einen Friedensschluss mit den Briten. St. Germain konnte sich dieses System zunutze machen, um unbemerkt zu verschwinden und sich anderswo niederzulassen.
    Schweren Herzens begriff er, dass er keine andere Möglichkeit hatte.
    Als hätten seine unruhigen Gedanken sie geweckt, regte und streckte Thérésia sich neben ihm. Sie erwachte, und ihr Gesicht erstrahlte in einem leuchtenden Lächeln, als sie sich an ihn schmiegte.
    Dann sah sie seinen Gesichtsausdruck, und ihre Miene verdunkelte sich für einen stillen Moment, ehe sie zögernd fragte: «Du wirst Paris verlassen, nicht wahr?»
    Er brachte es nicht über sich, sie anzulügen. Er nickte nur, ohne den Blick von ihr abzuwenden.
    Sie schaute ihm in die Augen, dann hob sie den Kopf und küsste ihn sehnsuchtsvoll. Als sie sich schließlich wieder von ihm löste, sagte sie schlicht: «Ich will mit dir gehen.»
    Er sah sie an und lächelte.

33
    Der Campus erwachte gerade erst zum Leben, als Rames den stillen, von Bäumen überschatteten Weg nach Post Hall hinunterging. Er war wachsam.
    Rames hatte kaum geschlafen. Minute für Minute hatte er zugesehen, wie der Zeiger der Uhr tickend über die endlosen Runden gewandert war, und als die Sonne endlich aufzugehen geruhte, ertrug er die Enge der Wohnung nicht mehr. Zögernd ging er hinaus und machte sich auf den Weg zur Universität. Immer wieder sah er sich um und ließ den Blick suchend über die Straße wandern, stets auf der Hut vor allem, was auch nur annähernd ungewöhnlich aussah.
    Das Gebäude selbst – Post Hall – war so früh am Morgen noch verlassen. Auch die gewissenhaftesten Mitarbeiter kamen nicht vor halb acht, und bis dahin würde noch eine halbe Stunde vergehen. Er ging in seinem Büro auf und ab, spähte hinaus zu den Zypressen und warf bange Blicke hinüber zu seinem Handy auf dem Schreibtisch, geplagt von Unschlüssigkeit – und Angst.
    Als er hörte, wie nach und nach die ersten Kollegen das Department betraten, beschloss er, der Angst, die seine Brust zuschnürte, ein Ende zu machen, und griff nach seinem Telefon.
     
    Das Frettchen hörte aufmerksam zu, als sein Kollege telefonierte. Er begriff sofort, was da passierte. Sein Verdacht wurde bestätigt, als sein Partner aufgelegt hatte. Der Mann, der eben angerufen hatte, war ein Mitarbeiter der entführten amerikanischen Professorin. Der irakische Antiquitätenschmuggler, nach dem sie fahndeten, hatte Kontakt mit ihm aufgenommen: Er wollte einen Handel schließen, bevor er sich stellte. Er hatte Angst.
    Sein Partner hatte dem Mann befohlen, zu bleiben, wo er war; sie würden gleich bei ihm sein. Ihm hatte er gesagt, er solle sich bereithalten, mit zur Universität zu fahren, und hatte noch einmal zum Telefon gegriffen. Offenbar hatte er es nach dieser Neuigkeit nicht eben eilig. Das war gut.
    Das Frettchen vermutete, dass er den amerikanischen Agenten anrief, um ihm zu berichten. Jetzt musste schnell gehandelt werden. Sie bezahlten ihn nicht dafür, dass er faul herumstand.
    Er musste sie informieren. Und dann musste er die Abfahrt vom Revier so lange hinauszögern, dass die anderen vor ihnen dort sein konnten.
    Er gab vor, nochmal rasch austreten zu müssen, ging stattdessen aber ins nächste Vernehmungszimmer. Dort suchte er sich ein stilles Eckchen, wo niemand ihn hören würde, und drückte auf die Kurzwahltaste mit Omars Nummer.
     
    Das kurze Klingeln des Handys hallte durch die Wohnung und weckte Mia aus einem totenähnlichen Schlaf. Sie richtete sich auf und rieb sich benommen die Augen. Sie hatte keine Ahnung, wie spät es war. Im Zimmer war es stockfinster; die Rollläden an den Fenstern sperrten die Außenwelt vollständig aus. Dann sah sie das Sonnenlicht, das unter der Tür hereinsickerte, und begriff, dass es Morgen war.
    Sie war überrascht, wie tief sie in Anbetracht der Umstände hatte schlafen können. Mia fuhr sich mit den Händen durch die Haare, zog ihre Hose an und stolperte aus dem Zimmer. Corben war in der Küche. Er war angezogen und telefonierte, während er ein paar Akten – darunter auch die Unterlagen aus Evelyns Apartment – in seinen Koffer legte.
    Seine konzentrierte, angespannte Haltung ließ Mia einen Schauer der Angst über den Rücken laufen.
    Als er sie sah, drehte er das Telefon von seinem Mund weg. Mit leiser, aber fester Stimme sagte er: «Wir müssen los.» Sein stahlharter Blick sagte mehr als tausend Worte. Sie mussten

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