Immortals After Dark 12 - Lothaire
Tymur, rammte die Fäuste in den zerschmetterten Leib des Vampirs und riss dessen Gedärme heraus. Er brüllte vor Genugtuung, als das Blut in hohem Bogen in den Schnee spritzte.
Als er schließlich Tymur den Schädel vom Leib zerrte, blickte Lothaire durch den Nebel empor.
Alle Feinde lagen tot auf dem Boden, bis auf die emotionslosen Dakier. Sie hatten Lothaire und Elizabeth umzingelt, sahen sie mit aufmerksamen, aber undurchschaubaren Mienen an.
Die Blutgier tobte weiter in ihm, das rasende Verlangen nach einem Massaker. Sein Blick fiel auf das Blut, das immer noch aus Tymurs zerfetztem Hals sprudelte. Angesichts dieser dampfenden Quelle leckte er sich über die Lippen.
Der Körper zuckte noch im Todeskampf, was ihn zusätzlich reizte. Lothaire stöhnte, versenkte die Klauen tief in den Kopf, den er nach wie vor festhielt.
Würden die Dakier ihm zusehen, wenn er sich jetzt wie im Rausch über sein Opfer hermachte? Blutgier, ein unleugbares Fieber …
Elizabeths Herzschlag?
Beruhigend … wie Wellen. Wie ein Leuchtfeuer. Seine Sicht klarte langsam wieder auf, und er erblickte ihre zarte Gestalt – mitten in dem Gemetzel, das er hinterlassen hatte.
Er ließ Tymurs Kopf fallen und kniete sich vor sie, um sie gegen die Dakier zu verteidigen.
Die Augen des Anführers hatten die Farbe von Gletschereis, sein Blick war gnadenlos.
Diese Farbe hatten auch meine Augen einst.
»Fast hättest du sie für immer verloren,
Vetter
«, sagte er auf Dakianisch. Sein Blick richtete sich wieder auf Elizabeths leeres Starren, auf ihre blau angelaufenen Lippen. »Und die Gefahr ist noch nicht vorbei.«
Vetter?
Mit einem wilden Schrei translozierte Lothaire Elizabeth davon.
36
Sie hörte die Feyde und Lothaire diskutieren, doch ihre Stimmen drangen nur verschwommen an ihr Ohr.
Und Ellie konnte nicht sprechen.
Nachdem sie zusammen mit Lothaire aus dessen Apartment verschwunden war, hatte sie sich plötzlich in einem eiskalten Land wiedergefunden, völlig allein zwischen schwarzen, blattlosen Bäumen, aus denen Blut sickerte. War dies der »Blutwurzelwald«, von dem er gesprochen hatte? In einiger Entfernung entdeckte sie die gruseligste Burg, die sie sich je hätte träumen lassen.
Dann war sie auf einmal von Dämonen und Cerunnos umzingelt gewesen. Es war eine Sache, von wandelnden Schlangen zu lesen, und eine ganz andere, von ihnen gefangen genommen zu werden. Sie hatte Dinge gesehen … Dinge, die einfach nicht richtig sein konnten … und Dinge gehört, Hinweise auf Lothaires Folter …
Er hatte ihr erzählt, dass er sechshundert Jahre lang bei lebendigem Leib begraben gewesen war. Wenn er einen dieser grauenhaften Albträume durchlebt hatte, war er da etwa unbewusst in sein … Grab zurückgekehrt?
Sie hatte sich nur ein wenig zurückziehen wollen, um Saroya diese schauderhafte Szene durchleiden zu lassen, aber als die Göttin keinerlei Anstalten machte, sich zu erheben, war Ellie in eine Starre verfallen. Ab dann erinnerte sie sich nur noch an wenig. Wie aus weiter Ferne hatte sie Schreie gehört: klirrende Schwerter, Lothaires unheiliges Gebrüll.
Und jetzt gelang es Ellie nicht, sich aus dieser Starre zu befreien, sie konnte nicht einmal sprechen. Er hatte sie aufrecht auf einen Stuhl gesetzt, aber sie war nicht in der Lage, sich zu bewegen.
»Ich habe dich doch davor gewarnt, Vampir!«, rief die Feyde, während sie Ellie Decken um die Schultern legte. »Sterbliche können
zerbrechen
!«
»Dann mach sie wieder
ganz
!«
»Woher soll ich denn wissen, wie man einen Sterblichen behandelt, der unter Schock steht? Sie ist katatonisch!«
»Ist mir scheißegal, aber du musst sie heilen!«
»Warum hast du sie auch nach Helvita mitgenommen? Was hast du denn erwartet? Du hast Glück, dass nicht schon die Elemente sie umgebracht haben.«
»Ich habe mich im Schlaf transloziert. Dabei muss ich sie wohl angefasst haben.«
Nein, ich habe dich angefasst. Wie der letzte Idiot.
»Das spielt aber doch gar keine Rolle, Alte!« Mit jedem Wort sprach er lauter. »Und jetzt hör endlich auf, dich so zickig aufzuführen, und
mach sie gesund
!«, fuhr er sie an.
»Ich dachte, ihr Verstand wäre dir egal. Dich interessiert doch nur ihr Körper, oder etwa nicht? Saroya ist von alldem nicht betroffen, Vampir. Also entspann dich.«
Gutes Argument. Warum regte sich Lothaire überhaupt so auf?
»Ruhe! Ich muss nachdenken!« Lothaire murmelte undeutlich vor sich hin. »Ich kenne jemanden, der so etwas durchgemacht hat. Muss mich nur
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